Das Hitzejahr 2018 hat den Buchen massiv zugesetzt. Viele Bäume müssen gefällt werden.

Enzkreis - Das Hitzejahr 2018 hat den Buchen in den Wäldern vor allem im Stromberggebiet bis hinauf ins Heckengäu massiv zugesetzt – und zwar derart, dass bis zu 200 Jahre alte Buchen aufgrund der Trockenheit verdorrt und die ersten bereits abgestorben sind. Weil das für den Verkehr gefährlich werden kann, werden jetzt die ersten der einstmals kapitalen Bäume gefällt.

 

Bei Frieder Kurtz, dem Leiter des Enzkreis-Forstamts sind tiefe Sorgenfalten auf der Stirn aufgezogen: „Es sieht bedauerlich aus in unseren Wäldern“, das eklatante Niederschlagsdefizit seit einem Jahr habe die Bäume dauerhaft geschädigt. Die Buche, eher ein Flachwurzler, könne sich nicht mehr mit ausreichend Wasser versorgen, und die Expertenmeinung sei zudem, dass aufgrund der Trockenheit bis in knapp zwei Metern Tiefe und damit verbundener Zerklüftung des Bodens die Wurzeln der Bäume gerissen seien.

Im Frühjahr hätten die Buchen zwar alle noch grün ausgetrieben, so der Forstamtsleiter, doch Dutzende von Exemplaren hätten sich offenbar nicht mit ausreichend Wasser aus dem Untergrund versorgen können. Dies treffe vor allem auf Standorte zu, bei denen schon nach wenig Erdschichten darunter Gesteinsschichten – im Stromberg der Schilfsandstein und im Heckengäu der Muschelkalk – anstünden.

Großes Gefahrenpotenzial

Mit dem Absterben der Buchen trete nun freilich ein zusätzliches Problem zu Tage: Von dem Totholz gingen eklatante Gefahren aus durch herunterbrechendes Geäst bei schon einfachem Sturm. Mit einem Gefährdungspotenzial vor allem entlang von öffentlichen Straßen, aber auch stark frequentierten Wanderwegen. Also hat sich das Kreisforstamt entschlossen, dieses latente Risiko zu minimieren.

Dies freilich nicht nach alter Holzfäller-Sitte mit der Hand – oder besser: der Motorsäge am Arm. „Ein solches Fällen würde wiederum ein Sicherheitsrisiko für unsere Waldarbeiter bedeuten“, sagt Frieder Kurtz, „man stelle sich vor: ein Ast   breche  aus  der  Krone  ab  während der Baum fällt, der Mitarbeiter hätte schlimmstenfalls keine Chance“.

Die technische Lösung kam nun am Montag aus dem hessischen MainTaunus-Kreis tonnenschwer auf sechs Rädern in den Stromberg: ein Baumfällkran – ein Stück weit vergleichbar mit einem Schwerlastkran, an dessen in drei Stufen teleskopartig ausfahrbarem Ausleger sich jedoch kein Haken befindet, sondern eine Greifzange samt Sägeblatt. Die Zange fasst den Stamm in beliebiger Höhe und in wenigen Sekunden ist etwa die Krone vom restlichen Baum abgetrennt.

Bis zu eineinhalb Tonnen „packt“ der Fällkran und dies bis in 24 Meter Höhe beziehungsweise gut 20 Meter seitlicher Auslage. Krachend zerbersten Kronen, Geäst und Stammteile am Boden, wenn der Kranführer die Greifzange in luftiger Höhe öffnet – und das Schicksal des Baumes endgültig besiegelt ist. Indes: Nicht ganz – weil die Verwertung dieses Totholzes wirtschaftlich nicht vertretbar sei, verbleibe es am Boden, wo es noch viele Jahre dem Naturkreislauf und damit in vielfältiger Weise Flora und Fauna diene.

Straßen müssen zum Teil voll gesperrt werden

Laut Angaben des Spezialunternehmens verrichtet die Maschine in einer Stunde etwa die Arbeit von zwölf Waldarbeitern. „Und dies mit einem Höchstmaß an Sicherheit für unser Personal“, betont Amtsleiter Kurtz nachdrücklich. Nach dem Piloteinsatz am Montagvormittag im Stadt- beziehungsweise Gemeindewald von Mühlacker und Ötisheim am Sauberg in Sichtweite der Eppinger Linie war die Maschine nachmittags an der Kreisstraße zwischen Kieselbronn und Enzberg im Einsatz. Frieder Kurtz und seine Revierförster haben einen umfangreichen Einsatzplan für den Fällkran ausgearbeitet, nächste Woche beispielsweise auch unter Vollsperrung der Kreisstraße zwischen Illingen und Schützingen, wo man im Staatswald „notgedrungen“ aus Verkehrssicherungsgründen in einen Bannwald eingreifen müsse.

Niederschlag
Der Südwesten soll ja in diesem Jahr etwas mehr durch Niederschläge begünstigt worden sein, als im Jahr zuvor – laut Dominik Saladin vom Forstamt reichten diese Regengüsse freilich bei weitem nicht aus, die Böden mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen. Und er untermauerte diese These mit einem fast tagesaktuellen Untersuchungsergebnis: Die Bodenfeuchte im Raum Pforzheim/Enzkreis weise aktuell nur knapp über zehn Prozent des 65-jährigen Durchschnitts auf, gleichwohl es in diesem Jahr mehr geregnet habe als im langjährigen Mittel. Forstamtsleiter Frieder Kurtz ergänzte: „Wir bräuchten eigentlich bis Weihnachten eine Dauerregenphase, um den Wasserhaushalt in der Natur wieder einigermaßen auszugleichen“.