Heimsheim will auf dem Bauhof eine moderne Photovoltaik-Anlage mit virtueller Speichermöglichkeit installieren.

Heimsheim - Ganz neue Wege will die Stadt Heimsheim mit einer Photovoltaik-Anlage gehen, die auf dem Bauhof-Neubau installiert wird. Ursprünglich war angedacht, auf dem Dach der Vereinsräume eine Anlage mit knapp 40 Kilowatt Maximalleistung (kWp) anzubringen. Waren dafür ursprünglich gut 56 000 Euro eingestellt, stieg dieser Ansatz im vergangenen Sommer auf insgesamt 100 000 Euro, als zusätzlich das Dach der Fahrzeughalle mit PV-Modulen ausgestattet werden sollte. Nun aber hat der Gemeinderat nach einigen Diskussionen einem neuen Konzept zugestimmt.

 

Zusammen mit der Firma Lez Energie GmbH aus Karlsruhe sollen auf den beiden Dächern insgesamt 256 „topmoderne Halbzellenmodule“, wie es hieß, montiert werden, die rund 90 kWp leisten können. Dazu kommt ein 10 kW-Speicher. Die Anlage soll jedes einzelne Modul steuern und überwachen können, was sie ausfallsicher machen soll. Dadurch sei ein Mehrertrag von bis zu 20 Prozent gegenüber herkömmlichen Anlagen möglich. Die Lez Energie GmbH hat dafür ein Angebot von rund 131 000 Euro vorgelegt. Überschüssiger Strom, der nicht mehr lokal gespeichert werden kann, wird üblicherweise gegen eine Vergütung ins Stromnetz eingespeist. Die Lez Energie GmbH, die „Zentrale für landesweite Energiebeschaffung“, bot der Stadt Heimsheim nun an, diesen Strom in einer neuen kommunalen Cloud sozusagen virtuell zu speichern. Dabei handelt es sich um ein Angebot, das die Netze BW zusammen mit der Firma Senec, die zum EnBW-Konzern gehört, entwickelt.

Strom nicht nur für den Bauhof

Es sei gelungen, die Stadt bereits für diese neue kommunale Cloud zu registrieren, erklärte der Geschäftsführer der Lez Energie GmbH, Perry Heinz. Der Vorteil für die Kommune sei, dass mit dem selbst erzeugten Strom über diese Cloud nicht nur der Bauhof selbst, sondern zu einem späteren Zeitpunkt weitere Liegenschaften im Ort versorgt werden können, denn die in das Netz eingespeiste Strommenge werde per Zähler registriert und könne bei Bedarf dann wieder zurückgeführt werden. Was die Stadt nicht selbst verbraucht, wird über die Lez an einer Strombörse vermarktet. Mit den Einnahmen kann dann der Strom für andere Gebäude wie Schule oder Rathaus subventioniert werden, sagte der Lez-Geschäftsführer, dessen Firma nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr rund 400 PV-Anlagen verbaut hat. Die Tendenz sei steigend, sagte er, auch bei anderen Gemeinden und Gewerbebetrieben. Ein solches Angebot passe in die Zeit. Derzeit habe man Verbauzeiten von etwa vier Monaten, doch man habe zugesagt, dass man Heimsheim vorziehen wolle.

Auch in puncto Wirtschaftlichkeit hatte Perry Heinz den Heimsheimer Stadträten etwas zu bieten. Würde die Stadt eine „normale Anlage“ am Bauhof installieren, würde sie etwa 15 000 Euro pro Jahr an Stromkosten einsparen. Die Amortisationszeit für die Anlage würde so etwa acht bis neun Jahre betragen. Bei dem von ihm vorgeschlagenen Modell könnten 26 700 Euro pro Jahr eingespart werden, wodurch sich die die Anlage in vier bis fünf Jahren bezahlt gemacht habe.

CDU äußert sich kritisch

Bei einigen Stadträten gab es vor allem an der Vorgehensweise Bedenken, besonders Ralf Rüth (CDU) tat seinen Unmut an einer freihändigen Vergabe ohne Ausschreibung kund. Er sei „maximal für Photovoltaik“, aber er fordere Transparenz und Wettbewerb. Martin Häcker (Bürger für Heimsheim) entgegnete, dass man von einer anderen Anlage als ursprünglich geplant spreche. „Wir haben hier einen Mehrwert und wir müssen alles dafür tun, dem Klimawandel gerecht zu werden“, sagte er. Er finde es gut, dass man über die Strom-Cloud künftig die denkmalgeschützten Gebäude der Stadt mitversorgen könne. Auch Rolf Vetter (SPD) lobte den Mehrwert durch diese neue Anlage. So stimmte schließlich die ganz überwiegende Mehrheit dem Vorschlag der Verwaltung zu. Bei einer so speziellen Leistung könne man das mit der freihändigen Vergabe machen, bestätigte der Bürgermeister Jürgen Troll. Er hatte zuvor darauf hingewiesen, dass Heimsheim bis zum Jahr 2040 eine klimaneutrale Kommune sein wolle, deswegen gelte es, alle Möglichkeiten auszunutzen.