Statt weniger großer Baugebiete will die Stadt mehr kleinere Baugebiete ausweisen. Das ist vorrangig nicht dem Flächenmangel in der Stadt geschuldet.

Was tun, um den Druck vom Wohnungsmarkt zu nehmen? Die Nachfrage ist immens, das Angebot in der Stadt reicht bei Weitem nicht aus. Die Situation in Ditzingen ist dieselbe wie in der gesamten Region. Im Baugebiet „Ob dem Korntaler Weg“ in der Kernstadt wird noch gar nicht gebaut, da hat die Verwaltung am Dienstag den Zeitplan für das Gebiet Gerlinger Weg in Hirschlanden vorgelegt.

 

Erst Wohnungen für Flüchtlinge, dann bezahlbarer Wohnraum

In der vorangegangenen Sitzungsrunde zudem beschlossen wurde der Bebauungsplan für das Gebiet „Westlich der Schwabstraße“ in Hirschlanden. Das wenige als einem halbe Hektar große Plangebiet liegt am westlichen Ortsrand des Stadtteils Hirschlanden. Begrenzt wird es Norden durch einen Fuß-und Fahrradweg, im Osten durch die Schwabstraße, im Süden durch ein angrenzendes landwirtschaftliches Flur-stück und im Westen unter anderem durch Ackerflächen. Das Plangebiet wird derzeit sowohl landwirtschaftlich als auch als Parkplatz genutzt.

Auch eine Nutzung als Unterkunft für Geflüchtete soll auf der Fläche eingeplant werden – immer mit der Option, das Areal künftig weiter und wieder anders zu nutzen, sollte es zur Unterbringen von Flüchtlingen einmal nicht mehr benötigt werden. Die Stadt hatte sich zuletzt aus grundsätzlichen Überlegungen gegen Container für Flüchtlinge entschieden: Langfristig sei es wirtschaftlicher auf die Container zu verzichten und stattdessen so zu bauen, dass die Wohnungen später als bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung gestellt werden können.

Weil die Wohungsnot so groß ist, hatte der Ditzinger Gemeinderat sich auch selbst in die Pflicht genommen – mit der Konsequenz jedes Jahr etliche Wohnungen schaffen zu müssen. Wie schwierig das in der Praxis ist, zeigt sich regelmäßig im Detail bei der Gestaltung von Neubauvorhaben. Je günstiger der Wohnraum sein soll, desto verdichteter wird gebaut, desto weniger Grünfläche bleibt übrig. Das aber widerstrebt dann in der konkreten Diskussion der Idee, Vertrautes fortzuführen: Außenanlagen und damit Grünanlagen und Gärten müssen reduziert werden – und das in einem Ort, das über Jahrhunderte geprägt wurde von Hofanlagen, später auch frei stehenden Einfamilienhäusern sowie landwirtschaftlich genutzten, Mais- und Getreidefeldern.

Die zunehmende Verdichtung der Orte im Speckgürtel von Stuttgart geht einher mit einer Verstädterung der häufig aus einstigen Bauerndörfern zusammengeschlossenen Ortschaften. Immer wieder ringen und diskutieren die Gemeinderäte über das richtige Maß von Versiegelung und den Wunsch nach Freiflächen. Zumal alle Teilorte gleichermaßen Bedarf haben und zunächst verhindern wollen, dass die nachfolgende Generation zur Familiengründung wegziehen muss. Auch deshalb hatte der Gemeinderat beschlossen, mehrere Baugebiete im gesamten Stadtgebiet gleichzeitig zu entwickeln.

Projekte werden kleiner

Doch so groß die Nachfrage ist: Die Neubaugebiete sind alle deutlich kleiner als das Gebiet „Ob dem Korntaler Weg“ – aus mehreren Gründen. Laut dem Flächennutzungsplan, der auf der Landesplanung fußt, ist das Gebiet „Ob dem Korntaler Weg“ laut der Stadtverwaltung das größte mögliche noch verfügbare Baugebiet. Gleichzeitig bedeute dies aber nicht, so der Rathaussprecher Jens Schmukal, dass Ditzingen keine Flächen mehr für weitere Baugebiete im gesamten Stadtgebiet hätte: „Tatsächlich gibt es zusätzlich zu den vier aktuell geplanten Baugebieten noch weitere Flächen.“ Diese könnten zu einem späteren Zeitpunkt zu Baugebieten werden, sie ähnelten in der Größe grob den drei aktuellen Baugebieten in Heimerdingen, Hirschlanden und Schöckingen.

Die allgemeine Flächenverfügbarkeit auf der Gemarkung ist allerdings nur ein Aspekt für die Planungen kleinerer Baugebiete. Besonders die Freien Wähler hatten nach den Erfahrungen mit dem Baugebiet „Ob dem Korntaler Weg“ in der Kernstadt im Gemeinderat dafür geworben, fortan kleinere Baugebiete zu planen. So wollte die Fraktion sicher gehen, schneller neuen Wohnraum schaffen zu können. Im Gebiet „Ob dem Korntaler Weg“ hing die Umsetzung lange an der Verfügbarkeit der Flächen; die Stadt musste sie erst nach und nach aufkaufen – was sich länger hinzog, als vom Gemeinderat erwartet und gewünscht. Der dringend benötigte bezahlbare Wohnraum soll schließlich auch in diesem Gebiet entstehen.

Die Überlegung der Freien Wähler setzte sich ohne weitere Diskussionen auch aus anderen Überlegungen im Gremium durch: In der Verwaltung fehlt Personal. Die Stadt gibt heute schon Aufträge an externe Büros – wie es andere Kommunen auch machen müssen. Dennoch ist die Stadt auch bei diesen Projekten gefordert. Doch Personalstellen könnten nur schwer oder gar nicht besetzt werden, schildert Markus Beutner die Situation. „Das macht uns Sorge“, sagte er am Dienstag im Ausschuss für Technik und Umwelt. Der Bauamtsleiter berichtete, dass die Stadt zuletzt mehrere Stellen gleichzeitig ausgeschrieben habe, aber das Interesse sei gering gewesen. Man habe darauf nur so viele Bewerbungen erhalten, wie man sie an zwei Händen abzählen könne.