Annett Hermann hört nach zehn Jahren als Trainerin bei den Oberliga-Frauen des TSV Malmsheim auf.

Renningen - Ein altbekanntes Sprichwort besagt, man solle aufhören, wenn es am schönsten ist. Um ein Haar wäre das Annett Hermann nicht gelungen.

 

Zu Beginn der Saison hatte sie bereits angekündigt, dass für sie als Trainerin der Basketball-Frauen des TSV Malmsheim am Ende der Runde Schluss sein werde. „Nach meinen zehn Jahren in der Oberliga ist es an der Zeit, dass frischer Wind in die Mannschaft kommt“, sagte die 49-Jährige frühzeitig. Und ihr Ziel für ihre letzte Saison war – der Klassenerhalt. Doch der TSV Malmsheim musste die gesamte Saison über zittern. Erst am letzen Spieltag zu Hause gegen den TV Derendingen machte die Mannschaft mit einem 68:53-Sieg den Klassenerhalt perfekt. „Alles andere wäre für mich einfach nur schrecklich gewesen. Ich habe mir so gewünscht, dass sie in der Oberliga bleiben, es war alles perfekt, das war das schönste Geschenk zum Abschluss“, sagt Annett Hermann und strahlt mit ihren Mädels um die Wette.

Damit sind auch ihre Rechenspiele aufgegangen. Hermann hat zu einem Zeitpunkt der runden Zahlen aufgehört. Zehn Jahre hat sie die Frauen in der Oberliga trainiert – davor betreute sie Jugendteams. Seit insgesamt 30 Jahren ist sie beim TSV Malmsheim. Zehn Jahre davon war sie Abteilungsleiterin, 20 Jahre spielte sie selbst Basketball. Und am 30. April feiert sie zudem einen runden Geburtstag – ihren 50. „Ich denke, das ist der richtige Moment, um abzutreten, wobei auch großer Wehmut dabei ist und ich dem Basketball immer verbunden bleiben werde“, sagt sie.

Über Handball und Schwimmen zum Basketball

Annett Hermann stammt aus Sachsen, sie ist in Löbau aufgewachsen. Früher spielte sie Handball, sollte dann auf Grund ihrer Anlagen zur Schwimmerin leistungsmäßig ausgebildet werden. Eine Chlor-Allergie machte diese Pläne zunichte. Mit ihren Eltern fuhr sie regelmäßig in den Urlaub nach Ungarn. Dort lernte sie ihren späteren Mann Daniel kennen. Am 8. November 1989, ein Tag vor dem Mauerfall, reiste sie über Tschechien in den Westen aus – direkt nach Malmsheim.

Daniel Hermann war schon zu dieser Zeit Basketballer. Da probierte Annett Hermann einfach eine neue Sportart aus und wurde herzlich beim TSV aufgenommen. „Wenn ich meinen Mann sehen wollte, musste ich in die Sporthalle, also habe ich gleich selbst angefangen zu spielen“, sagt sie und lacht. Mit der damaligen Mannschaft ist sie bis in die Oberliga aufgestiegen, bis ihre Tochter Lina geboren wurde und ihr das Leistungsniveau zu hoch wurde. „Ich hatte Glück, dass ein zweites Damen-Team gegründet wurde, da konnte ich spielen und hin und wieder bei der Ersten aushelfen.“

Zehn Jahre in der Oberliga

Es dauerte nicht lange, da wurde sie Spielertrainerin der Zweiten. Aus gesundheitlichen Gründen wollte sie als Aktive kürzer treten, übernahm dann 2009 die Damen in der Oberliga. „Unsere Besonderheit war immer, dass wir alle die Harmonie brauchten, bei uns stand schon immer das Miteinander im Vordergrund“, sagt Annett Hermann. Sie hat viele Spielerinnen kommen und gehen sehen. „Für einen kleinen Ort wie Malmsheim ist eine Basketball-Mannschaft in der Oberliga eine gute Sache“, sagt sie und ist zugleich auch etwas stolz auf die vergangenen zehn Jahre, in denen das Team diese Klasse halten konnte.

Eine große Herausforderung ist ihre letzte Saison gewesen, als gleich zwei Leistungsträgerinnen auf der Center-Position nicht mehr zur Verfügung standen. Christina Holler hörte aus gesundheitlichen Gründen auf. Sharon Nack wechselte nach Böblingen. Hinzu kamen viele Verletzte, ebenfalls Stammspielerinnen. „Das alles wegzustecken, hat Kraft gekostet, denn die restliche Mannschaft war auch verunsichert“, sagt Hermann, die jungen Spielerinnen das Vertrauen schenkte. Der Plan ging auf, ihrem Nachfolger Stefan Weißer übergibt sie ein Oberliga-Team. Annett Hermann wird weiterhin zu den Spielen der Mannschaft kommen. Doch jetzt hat sie auch mehr Zeit für ihr Hobby, das Motorradfahren.