Die Landesliga-Männer sind dicht dran am Durchmarsch – falls die Saison noch sportlich beendet wird. Das liegt auch am regionalligaerfahrenen Jochen Mikait, der hier eine Premiere erlebt hat.

Leonberg - Der Aufsteiger aus Leonberg hat die Liga kräftig aufgemischt. Nach einer ersten Eingewöhnungsphase hat die Mannschaft zuletzt neunmal in Folge gewonnen. Die Oberliga ist in greifbare Nähe gerückt, das Spitzenspiel gegen Hellas Esslingen stand kurz bevor – dann machte die Corona-Epidemie einen Strich durch die Rechnung.

 

Maßgeblich zu der Erfolgsserie beigetragen hat Jochen Mikait. Er ist nicht nur der beste Punktesammler seines Teams, sondern mit durchschnittlich 24,1 Zählern pro Begegnung der Topscorer der Liga. Auf Rang zwei folgt Esslingens Cyril Da Silva, der es auf 21,9 Punkte pro Partie gebracht hat.

„Der Aufstieg ist absolut möglich für uns“, sagte Jochen Mikait, der in der zweiten Saison für den SV Leonberg/Eltingen spielt, schon zum Ende der Hinrunde. Gegen Fellbach/Stuttgart habe man im ersten Saisonspiel nur knapp verloren, weil es dem jungen Team an Erfahrung gefehlt habe. „Wir haben gegen ihren Big Man Nico Reiling schlecht verteidigt, er konnte 26 Punkte machen“, weiß Mikait noch gut. Auch gegen Hellas Esslingen, wo es im Hinspiel eine deutliche 74:117-Niederlage gab, sei man in eigener Halle nicht chancenlos: „Der Unterschied war nur, dass Esslingen 18 Dreier gelungen sind.“

Erstmals ein sportlicher Aufstieg

Dass der 35-Jährige mit dem Team gerne den Sprung in die Oberliga schaffen will, hat einen Grund: Obwohl er fast drei Jahrzehnte Basketball spielt und es bis in die Regionalliga gebracht hat, feierte er mit dem SV Leonberg/Eltingen in der vergangenen Saison erstmals einen Aufstieg auf sportlichem Wege. „Ansonsten bin ich immer nur durch Vereinswechsel in höhere Ligen gekommen“, sagt Mikait.

Mit dem Basketball begonnen hat er im Alter von sieben Jahren beim TV Pforzheim. Im Jahr 1999 lockte ihn sein damaliger Trainer zur BG Karlsruhe, wo er in der B- und A-Jugend-Bundesliga spielte. Einer seiner Teamkameraden war der spätere slowakische und deutsche Nationalspieler Anton Gavel, der in der Bundesliga für die Brose Baskets Bamberg und Bayern München am Ball war. Auch von Karlsruhe aus folgte er seinem Trainer und spielte in seiner ersten Aktivensaison in Ettlingen in der Oberliga.

Ein Verein mit „sehr großer Teamharmonie“

Den Sprung in die Regionalliga vollzog er mit dem TSV Berghausen und dem KIT SC in Karlsruhe, wo Mikait sein Studium der Sportwissenschaften absolvierte. „Die Verantwortlichen fanden es gut, dass in der Mannschaft auch ein Spieler steht, der am namensgebenden Karlsruher Institut für Technologie studiert“, erzählt Mikait. Dort erlebte er seine Basketball-Blütezeit. „Beim KIT SC haben wir viermal pro Woche trainiert, das waren semiprofessionelle Bedingungen“, berichtet der Korbjäger. Als Tabellenvierter verpasste er mit seinem Team hauchdünn den Aufstieg in die zweite Bundesliga ProB, der KIT SC war damals punktgleich mit dem Meister.

Als es Jochen Mikait beruflich vor sieben Jahren nach Stuttgart verschlug, zog er nach Warmbronn und spielte vier Jahre lang beim jetzigen Ligarivalen BG Remseck. „Wie bei vielen Teams in meiner Karriere ist die Mannschaft nach drei bis vier Jahren auseinandergebrochen“, überlegte er damals, die Basketballschuhe an den Nagel zu hängen. Mit dem SV Leonberg/Eltingen fand er jedoch einen Verein in der nächsten Umgebung „und mit sehr großer Teamharmonie“ und geht weiterhin mit großer Freude auf Korbjagd.

Zu Saisonbeginn hat der 1,94-Meter-Mann sein Gewicht von 105 auf 95 Kilogramm reduziert. „Unser Trainer Niko Tokas hat mir ein paar Ernährungstipps gegeben, die ich zu 80 Prozent befolgt habe“, erläutert er schmunzelnd.

Stets auf der Centerposition

Seit seiner Zeit in Berghausen spielte er stets auf der Centerposition. Da sich die Anforderungen an diesen Spielertyp in den vergangenen Jahren weg vom reinen Reboundspezialisten und Herrscher unter dem Korb geändert haben – unter anderem soll der inzwischen als „Big Man“ Bezeichnete auch aus der Distanz treffen –, kommt es Jochen Mikait zugute, dass er in seinen vorangegangenen Stationen auch auf dem Flügel und als Aufbauspieler eingesetzt wurde. „Dank meiner Schnelligkeit konnte ich mich in der Regionalliga auch gegen Spieler mit 2,10 Meter Körpergröße behaupten“, sagt er.

Beim SV Leonberg/Eltingen wechselt er sich mit dem 1,96 Meter großen Sven Schewior auf der Centerposition ab. „Wir ergänzen uns gut“, findet Mikait, der seinem Gegenpart ein deutlich besseres Defensivverhalten attestiert. „Das war mein ganzes Leben lang meine Schwäche“, räumt er ein. Er sei dafür im Angriff schwer vom Ball zu trennen und habe im Angriff ein paar Bewegungen und Instinkthandlungen im Repertoire, die schwer zu verteidigen seien.

Ob der fleißige Punktesammler mit dem SV Leonberg/Eltingen einen zweiten Aufstieg erleben wird, steht derzeit in den Sternen. Jochen Mikait will es noch einmal wissen. Dem Abteilungsleiter und Mitspieler Tassilo Hackert zufolge ist er einer der Lautesten, wenn es darum geht, wann die Spieler wieder in die Hallen zurückkehren können. Ob Jochen Mikait noch eine weitere Saison im Leonberger Trikot bestreitet, hängt davon ab, wie viel Zeit er für seinen Sport abknapsen kann. Die Motivation in Richtung Oberliga ist allemal da.