Die Deutsche Bahn schreibt neue Schutzwände aus. Um strengere Grenzwerte einzuhalten, könnte die Stadt zuzahlen.

Leonberg - Es sind nur zwei kleine Dezibel, die am Ende einen großen Unterschied machen. Zumindest beim Thema Bahnlärm. Nach dem freiwilligen Lärmsanierungsprogramm des Bundes fürs Schienennetz liegen die Zielwerte bei 57 Dezibel. Der Leonberger Gemeinderat hatte den innerstädtischen Grenzwert im Rahmen des Lärmaktionsplans jedoch auf 55 Dezibel festgelegt. Dieser bildet nun die Handlungsgrundlage für die Stadtverwaltung. Und könnte die Große Kreisstadt am Ende viel Geld kosten.

 

Denn die Deutsche Bahn AG, die die Lärmsanierung stellvertretend für das Eisenbahnbundesamt übernimmt, hat mit den Kommunen entlang der Strecke Stuttgart-Calw einzelne Vereinbarungen getroffen. Die neuen Lärmschutzwände für Leonberg – zwei in der Kernstadt und zwei im Stadtteil Silberberg – werden jetzt ausgeschrieben. Das berichtete Oberbürgermeister Martin Georg Cohn im Planungsausschuss.

Neue Höhe für Lärmschutzwände?

„Die Bahn war bislang immer dagegen, Lärmschutzwände mit einer Höhe über drei Metern zu bauen“, sagte Cohn. Man habe aber in Verhandlungen erreicht, dass in der Ausschreibung zusätzlich „optional vier Meter Höhe“ gefordert werden. „Die Bahn ist zwar nicht verpflichtet, diese dann auch zu bauen. Aber man weiß dann auch endlich, wie viel teurer das wäre“, erläuterte der Oberbürgermeister.

Sollte der Preisunterschied nicht so erheblich sein, vielleicht wäre die Bahn geneigt, die höhere Schutzwand ganz zu bezahlen. „Wenn nicht, können wir auf einer klaren Zahlengrundlage überlegen, ob wir den zusätzliche Meter selbst finanzieren“, sagte Cohn. „Wir wissen letztlich dann auch, was es uns bringt.“

Nachts sorgen Güterzüge für Lärm

Auf der Bahnstrecke sind nicht nur die S-Bahnen der Linien 6 und 60 unterwegs. Hin und wieder, gerade bei Bauarbeiten auf der Strecke Stuttgart-Böblingen wie zuletzt im September, werden auch andere Züge in Richtung Süden hierüber geleitet. Außerdem fahren vor allem nachts jede Menge Güterzüge auf der Strecke. Die dafür genutzten Waggons sind häufig älter und lauter als die Züge der S-Bahn.

Bereits im April 2018 hatte es eine gemeinsame Informationsveranstaltung der Deutschen Bahn und der Stadt Leonberg zur Lärmsanierung gegeben. Mittlerweile wurden aber die generellen Förderrichtlinien verändert – wovon Leonberg erheblich profitiert. Denn bei der Ermittlung der Lärmbelastung werden nun nicht nur Gebäude berücksichtigt, die bis zum 1. April 1974 errichtet wurden, sondern bis zum 1. Januar 2015. Statt bislang 740 Wohneinheiten betrifft dies nun 1115.

Schutzwände in Leonberg werden verlängert

Die beiden bestehenden Lärmschutzwände in Leonberg werden dadurch verlängert, die nördliche um fast die Hälfte der Länge. Dies kommt vor allem den Bewohnern der Gartenstadt und des Haldengebiet zugute. Eine Lärmschutzwand im Silberberg dagegen bleibt in der Länge unverändert, die andere wird lediglich um drei Meter verlängert.

Diese Veränderungen sowie die möglicherweise höheren Wände stießen im Planungsausschuss auf große Zustimmung. „Ich halte das Thema für sehr wichtig für die Zukunft. Der Güterverkehr wird absehbar noch mehr auf die Schiene verlagert“, meinte Gudrun Sach (Grüne). Gleichzeitig ermunterte sie den Oberbürgermeister, die Interessen der betroffenen Leonberger Bürger aktiv nach außen zu vertreten. „Haben Sie Mut dazu, das anzusprechen!“ Da ließ sich Martin Georg Cohn nicht zweimal bitten und kündigte an, dies in anderen Gremien aufzugreifen, in denen er aktiv ist.

Infoveranstaltung am 4. November

Darüber hinaus gibt es am Montag, 4. November, um 18 Uhr eine weitere Informationsveranstaltung der Bahn und der Stadt in der Leonberger Stadthalle. Dieter Maurmaier (FDP) bat darum, die Einwendungen der Bürger abzuwarten, bevor die Stadtverwaltung ihre Erklärung im Rahmen der Beteiligung abgibt. Dies sicherte Rathauschef Cohn zu.

Bis die Einwohner der Kernstadt und des Silberbergs aber tatsächlich etwas vom verbesserten Lärmschutz haben, wird noch eine Menge Zeit vergehen. Mit einer Fertigstellung der Wände wird in etwa fünf Jahren gerechnet.

Lärmschutz
: Weitere Informationen zum Thema, etwa dem Lärmschutzfensterprogramm, gibt es auf www.leonberg.de/lärmsanierung.