Dass am Bahnhof ein WC an Gleis 1 kommt, ist unstrittig. Doch wer für wie viel Geld welche Qualität anbietet, das ist noch offen.

Leonberg - Wer im Leonberger Bahnhof am östlichen Abschnitt des Bahnsteigs 1 steht, der weiß, dass er es im Fall eines dringenden Bedürfnisses nicht weit hat. Denn hier, genau zwischen den Zuggleisen und den Bushaltestellen, kommt eine neue Toilettenanlage hin.

 

Allein: wann es mit der schnellen Erleichterung für die Reisenden soweit ist, das ist nicht wirklich absehbar. Der Gemeinderat hat sich zwar auf den Standort des WC-Häuschens geeinigt. Doch wer es bauen soll, muss noch festgelegt werden. Die Kommunalpolitiker haben den Stadtwerken als Betreiber der Anlage auferlegt, neben dem vorliegenden noch zwei weitere Angebote fürs stille Örtchen einzuholen.

Das städtische Tochterunternehmen steht sozusagen in der Pflicht, weil sich die Bahn schon vor Jahrzehnten davon verabschiedet hat, kleinere und mittlere Bahnhöfe mit Toiletten auszurüsten. Dafür werden nun externe Partner gesucht, die dann an einem Großteil der Kosten hängen bleiben. In diesem Fall die Stadt über die Stadtwerke.

Wie teuer darf es werden?

Vor einigen Tagen schien die Sache fast geritzt: Nach jahrelangen Debatten um Standorte und Geld präsentierte der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid (CDU), der gleichzeitig Geschäftsführer der Stadtwerke ist, am Donnerstag im städtischen Finanzausschuss eine Lösung für die drückende Toilettenfrage.

Die Firma Hering Sanikonzept aus Burbach im Sauerland würde für 175 000 Euro einen optisch ansprechenden Toilettencontainer aufstellen, Anschlüsse und Tiefbauarbeiten inklusive. Hinzu kämen 17 280 Euro im Jahr für die Reinigung.

Das erschien nicht nur Elke Staubach doch sehr teuer. Die CDU-Fraktionschefin hatte sich schlaugemacht und präsentierte ein Angebot der Hamburger Firma Toilitech das rund 100 000 Euro günstiger wäre, allerdings ohne Tiefbauarbeiten.

Wer bekommt den Zuschlag?

Oberbürgermeister Martin Kaufmann (SPD) versprach, die neue Offerte zu überprüfen. Vier Tage später zeigte er sich im Gemeinderat eher skeptisch. Denn während das Unternehmen Hering ein Dauerpartner der Bahn ist und vom Verkehrsunternehmen durchweg gute Noten erhält, sei die Firma Toilitech zumindest in Deutschland ein unbeschriebenes Blatt.

Lediglich in Frankreich und Italien hätten die Hamburger rund 3000 WC-Anlagen aufgestellt, hierzulande nur eine einzige. Außerdem, so erklärte der OB, würde die Lieferzeit acht Monate betragen.

Auch die Selbstreinigung, eine Spezialität von Toilitech, sei nicht optimal: Die gesamte Anlage wäre minutenlang gesperrt. Ob die Putzergebnisse so gut sind wie die von qualifiziertem Personal, das sei höchst zweifelhaft. Eine öffentliche Toilette im polnischen Busko auf der Firmenhomepage erschien Kaufmann zudem sehr offen.

Vonderheid: „Nicht nur billig, billig“

Ulrich Vonderheid plädierte ebenfalls dafür, die von der Bahn favorisierte Firma Hering Sanikonzept zu beauftragen: „Es darf nicht nur um billig, billig gehen“, appellierte der Stadtwerke-Chef an die Lokalpolitiker. „Das Unternehmen ist nicht umsonst Marktführer und Partner der DB.“ Das wiederum wollte Elke Staubach nicht gelten lassen: „Ich vermisse einfach, dass mehrere Angebote geprüft wurden“, erklärte die Christdemokratin. „Es geht um viel Geld. Geld, das uns vielleicht anderswo fehlt.“ Außerdem sei nicht klar, ob die Firma Hering tatsächlich schneller liefern könne, als der Konkurrent aus Hamburg.

Eine komplexe Lage: Denn wie viel gute Qualität im Toilettenbau wirklich kostet, das vermochte im Gremium niemand zu sagen. Und auch die Frage nach den Vor- und Nachteilen der Selbstreinigung blieben weitgehend ungeklärt. „Die Verwaltung konnte mit dieser Vorlage leider nicht so brillieren, wie sie es gerne gewollt hätte“, stichelte Axel Röckle, der Fraktionschef der Freien Wähler, angesichts der fehlenden Auswahlmöglichkeiten.

Fachmann Wolfgang Schaal

Um wenigstens etwas Klarheit in die zwar heitere, aber doch festgefahrene Aussprache zu bringen, traf es sich gut, dass Röckles Fraktionskollege Wolfgang Schaal ein echter Fachmann ist. Der frühere Chef eines bekannten Leonberger Bad- und Sanitärunternehmens empfahl für den Bahnhof die Firma Sanifair, die vor allem in Deutschland und europäischen Nachbarstaaten zahlreiche Toiletten an Autobahnraststätten und Bahnhöfen betreibt.

„Die machen tolle Anlagen, die selbstreinigend und vandalensicher sind“, warb Schaal für das Kölner Unternehmen, das unter anderem dadurch bekannt ist, dass es für jeden bezahlten Toilettengang einen Wertbon gibt, der beim Einkauf in einem Partnergeschäft eingelöst werden kann.

Solchermaßen bestärkt, segneten die Stadträte den grundsätzlichen WC-Standort an Gleis 1 ab. Die Stadtwerke müssen bis zur nächsten Sitzung Angebote mindestens von den drei genannten Unternehmen vorlegen. Auf dass die schier endlose Geschichte vom fehlenden Bahnhofsklo dann endlich abgeschlossen werden kann.