Die Region Stuttgart feilt weiter an ihren Plänen einer Express-S-Bahn. Der Schnellzug soll früher fertig sein als die Hesse-Bahn.

Stuttgart - Kurze Zeit hat es so ausgesehen, als würde die Express-S-Bahn von Weil der Stadt nach Zuffenhausen schon im diesem Jahr fahren. Die DB hätte entsprechende Zug-Fahrzeuge zur Verfügung gestellt. „Das wäre allerdings sehr teuer gewesen“, sagt Jürgen Wurmthaler, der Verkehrsdirektor beim Verband Region Stuttgart (VRS), der das S-Bahn-Netz betreibt und steuert. „Deshalb haben wir davon wieder Abstand genommen.“

 

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Im Januar hatten die Regionalräte im VRS-Verkehrsausschuss beschlossen, eine solche Express-S-Bahn einzurichten. Der VRS hat zurzeit ohnehin eine Bestellung von 58 neuen S-Bahn-Zügen offen. „Sobald diese eintreffen, können wir auch die Express-S-Bahn in Betrieb nehmen“, berichtet Wurmthaler vom aktuellen Stand der Planungen. Ende 2021 werde das voraussichtlich der Fall sein. „Wir gehen fest davon aus, dass wir es schaffen, noch bevor die Hesse-Bahn in Betrieb geht“, sagt der oberste S-Bahn-Planer.

Zusätzliches Gleis in Feuerbach

Von Weil der Stadt nach Zuffenhausen fährt dann diese Linie, dabei hält sie nicht an allen Haltestellen. „Wir sind momentan noch in der Fahrplanabstimmung mit der DB Netz“, sagt Wurmthaler. Wenn es weitere Details gebe, wisse man, welche Haltestellen die Express-S-Bahn auslässt, um schneller in Richtung Stuttgart zu fahren. Ebenfalls in Verhandlungen mit der Bahn ist der VRS wegen des Feuerbacher Bahnhofs. Dort soll ein zusätzliches Gleis gebaut werden. Wenn dieses fertig ist, kann die Express-Bahn-Bahn bis nach Feuerbach pendeln.

Ausgangspunkt der Überlegungen für diese neue Zuglinie war einmal die Hesse-Bahn. Weil auf dem eingleisigen Abschnitt zwischen Weil der Stadt und Malmsheim allerhöchstens nur noch ein zusätzlicher Zug pro halbe Stunde durchpasst, hatte der VRS diesen Vorstoß gemacht, um nicht der Hesse-Bahn den Vortritt zu lassen. Verkehrspolitiker im Kreis Böblingen und beim VRS waren schon lange dagegen, dass die Hesse-Bahn bis nach Renningen fährt. Calw will das, um seinen Fahrgästen dort den einfacheren Umstieg nicht nur nach Stuttgart, sondern auch in die S 60 nach Böblingen zu ermöglichen.

Ein Kompromiss hatte im November 2019 ergeben, dass die Hesse-Bahn immer dann in Weil der Stadt schon endet, wenn die Express-S-Bahn fährt. „Stand jetzt ist das in den Morgen- und Nachmittagstunden der Fall“, berichtet Jürgen Wurmthaler. „Wenn sich die Fahrgastzahlen positiv entwickeln, können wir uns natürlich vorstellen, das auszuweiten.“

S-Bahn-Verlängerung bis Calw

Entsprechend mürrisch beobachtet man in Calw die Planungen der Express-S-Bahn. Landrat Helmut Riegger (CDU) sagte am Montag nur, er wolle jetzt „mal schauen, was da kommen mag“.

Das im November 2019 vereinbarte Fernziel ist ohnehin die S-Bahn-Verlängerung bis Calw. Dazu gibt es noch nichts Konkreteres. „Auch wegen Corona hatten wir jetzt keinen Kontakt nach Calw“, berichtet VRS-Direktor Jürgen Wurmthaler. Er hoffe, dass man sich dort an Vereinbarungen hält. Das heißt, die Hesse-Bahn so zu planen, dass man sie später ohne größere Probleme zur S-Bahn umbauen kann. Zuerst muss ohnehin Berlin seine Förderrichtlinie veröffentlichen. Die Stuttgarter und Calwer hoffen auf Zuschüsse von bis zu 90 Prozent – aber auch dazu gibt es noch nichts Konkretes.