Die Brücke bei Weil der Stadt entsteht 2020. Umbau des Renninger Bahnhofs ist vor der Genehmigung.

Calw - Wer dachte, die Hermann-Hesse-Bahn sei bis jetzt nur ein vager Plan, der war in den vergangenen Monaten nicht in Calw. Seit einem Jahr schon wird in Heumaden an der dortigen Bundesstraße 295 gewerkelt. Integriert in die Bauarbeiten ist auch die Vorbereitung der Eisenbahnbrücke über diese Bundesstraße.

 

Die Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Calw und Weil der Stadt läuft demnach also schon lange. Auch wenn Heumaden die einzige Stelle bislang ist, wo sich der „Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn“ betätigen durfte, weil gegen alle anderen Bauabschnitte Klagen vorlagen. Diese aber sind nun vom Tisch.

Anfang der Woche hat sich der Zweckverband mit dem Nabu über einen Schutz der Fledermäuse verständigt. Noch am Montagnachmittag hatte Nabu-Landeschef Johannes Enssle seinen Anwalt die Klage vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim zurücknehmen lassen. Dasselbe hatte Ende März schon der Gemeinderat Weil der Stadt getan und im Gegenzug Zugeständnisse beim Umbau des Weiler Bahnhofs und mehr Mitsprache bei der Steuerung der Bahn bekommen.

Wann rollen die Bagger an?

Damit stellt sich die Frage: Wann rollen die Bagger an und sanieren den Rest der alten Bahnstrecke? Drei größere Baumaßnahmen sind erforderlich, damit die Hesse-Bahn einmal Calw mit der Region Stuttgart verbinden kann. Da wäre zum einen die neue Brücke über die B 295 bei Weil der Stadt. Dort klafft in den Schienen eine Lücke, seit dort die Südumfahrung vor allem den Nordschwarzwäldern eine schnellere Vorbeifahrt an Weil der Stadt verschafft.

„Dazu sind wir in Abstimmung mit der Stadt Weil der Stadt, die für die Finanzierung verantwortlich ist“, teilt Claudia Krause, die Sprecherin des Calwer Landratsamts, auf Nachfrage mit. „Nach aktuellem Stand wird der Brückenbau im Herbst dieses Jahres ausgeschrieben, sodass wir dann im Jahr 2020 mit dem Bau beginnen können.“

Eine größere Aufgabe ist auch der Tunnel-Neubau bei Ostelsheim. Weil die Strecke nach Calw sonst zu lange wäre, will man den Hacksberg durchbohren, um sich damit künftig die Schleife nach Schafhausen sparen zu können. „Hierzu stellen wir derzeit den Zeitplan auf“, sagt Krause. Die Unterlagen für die Ausschreibung der Bauarbeiten für den Tunnel-Neubau seien schon weitestgehend vorbereitet. „Nachdem der Nabu die Klage zurückgenommen hat, stellen wir sie fertig.“

Der dritte und wohl umstrittenste Bauabschnitt ist der Umbau des Renninger Bahnhofs. Dort soll die Hesse-Bahn künftig enden, dafür braucht sie einen eigenen Bahnsteig. Allerdings fehlt dafür noch die Baugenehmigung, deshalb kann das Landratsamt Calw noch keinen Zeitplan nennen. An der Genehmigung arbeitet derzeit noch das Regierungspräsidium Stuttgart. Die Anhörung sei aber schon angeschlossen, teilte dort eine Sprecherin am Freitag auf Nachfrage mit. „Wir beabsichtigen, zeitnah den Planfeststellungsbeschluss zu erlassen“, kündigt sie an.

Renningen kurz vor Genehmigung

Der Startschuss für den Umbau des Renninger Bahnhofs wäre damit freilich noch nicht gegeben. Denn gegen einen Planfeststellungsbeschluss kann man wiederum klagen. Der Gemeinderat von Renningen hatte sich das im Oktober 2017 ausdrücklich offen gelassen, als er seine Stellungnahme zu dem Thema abgab. Denn, ob die Hesse-Bahn wirklich bis Renningen fahren soll, wird noch immer in Frage gestellt. Erst in dieser Woche hatte der Böblinger Landrat Roland Bernhard gefordert, dieses Geld einzusparen und als Übergangslösung, bis die S-Bahn fertig ist, die Bahn nur bis Weil der Stadt rollen zu lassen.

2020 kommt dann übrigens auch die Stahlbrücke bei Heumaden, über die B 295, wo bislang nur an den Stützen gearbeitet wird. Man liege im Zeitplan, sagte eine Sprecherin. Und: Die Brücke werde sogar billiger als die veranschlagten 3,2 Millionen Euro. In Calw wird man diese beiden guten Nachrichten symbolisch für das Gesamtprojekt sehen.