Lena Hofhansl liest im Scala aus ihrem Roman „B14 revisited“, in dem es um die Hausbesetzerszene Stuttgarts in den Achtzigern geht. 

Ludwigsburg - Ein Roman, der von der Hausbesetzerszene Stuttgarts in den Achtzigern erzählt, geschrieben von einer jungen Frau aus dem Kreis Ludwigsburg, die damals nicht auf der Welt war: Kann das gut gehen? Ja es kann. Und auch gut. „B14 revisited“, so der Name des zweiten Romans von Lena Hofhansl, ist einfühlsam und historisch stimmig erzählt, garniert mit Witz, Kapitalismuskritik und allerlei popkulturellen Zitaten. Dennoch muss sich die junge Autorin in Rezensionen den Vorwurf anhören: Du warst ja nicht dabei, wie willst du das richtig aufschreiben? „Das ist ein ziemlich blöder Vorwurf. Es gibt ja auch Romane, die im Zweiten Weltkrieg spielen, und da waren die Autoren auch nicht dabei“, entgegnet Hofhansl.

 

Die Inspiration für ihre liebenswerten Punks im Roman fand die heute 25-Jährige in Interviews, die sie mit ehemaligen Hausbesetzern führte. Auch die Projektwerkstatt Stuttgart an der Alexanderstraße gab ihr Einblicke in das Leben in einem besetzten Haus. Der Roman hat eine doppelte Erzählstruktur: Einmal wird die Geschichte des Krankenpflegers Emilio erzählt, der sich zusammen mit Punks in einem besetzten Haus niederlässt. Der andere Erzählstrang berichtet 29 Jahre später von dessen Tochter Isa, die nach dem Tod Emilios seinen Plattenladen erbt und ihn wiedereröffnet: „B14 revisited“ nennt sie ihn in einer Anspielung auf Bob Dylans wohl einflussreichstes Album.

Der Roman ist eine große Stöberkiste mit Zitaten

Überhaupt ist der ganze Roman eine einzige Zitat-Stöberkiste: Kapitel sind nach Songtexten benannt, Protagonisten drücken ihre Stimmungen mit Hilfe von Liedern aus, und natürlich werden linke Theoretiker im Anarchisten-Haus zitiert. Wer es ganz genau wissen will, bekommt am Ende des Buchs noch Hinweise, woher all die Zitate im Original stammen. Die Idee für den Roman kam Hofhansl beim Besuch einer Stuttgarter Spelunke, wo in einer Jukebox ein Song von Neil Young lief. Seit 2012 wohnt die gebürtige Ludwigsburgerin in Stuttgart. Wegen eines Faibles ihrer Freunde für schummrige Kneipen ist sie abends eher dort anzutreffen als in schicken Clubs. Ihr Geld verdient sie als Legasthenie-Therapeutin.

Auch als Poetry-Slammerin ist die ausgebildete Grafikdesignerin mit Verlagsstudium unterwegs: Beim „Slam auf der Couch“ im Stuttgarter Jugendhaus Mitte, organisiert von Nikita Gorbunov, startete sie vor zwei Jahren ihre Slam-Karriere. Vor Publikum Texte vorzutragen war sie da bereits durch Lesungen zu ihrem ersten Roman „Vom Sinn des Scheiterns“ gewohnt. Seitdem hatte sie schon viele Auftritte in Deutschland – Essen, Dortmund, Düsseldorf beispielsweise. Als Slammerin kommt man eben rum. „Es ist ein bisschen wie ein Rockstarleben – nur ohne die Groupies“, sagt Lena Hofhansl.

Mit dem Ludwigsburger Publikum ist Hofhansl bislang nicht warm geworden

Seit 2016 ist sie auch Mitglied der Lesebühne Mängeleksemplare in Esslingen. Ihre Texte sind witzig und bissig, auch passend zum Nachnamen: Hofhansl leitet sich vom Hofnarren ab – und die waren im Mittelalter bekanntlich die einzigen, die Kritik an den Herrschern üben durften.

Auch in Ludwigsburg hat Hofhansl bereits geslamt. Nur lief es da nicht so gut für sie: „Das Ludwigsburg-Publikum harmoniert nicht so mit mir“, findet sie. Nun bekommt sie eine neue Gelegenheit: Am kommenden Dienstag, 17. April, tritt Hofhansl im Scala auf. Sie liest aus „B14 revisited“. Sie wird musikalisch begleitet von Florian Stepper, dem Gitarristen der Postpunk-Band Kaufmann Frust. Klingt nach einer guten Idee für einen Rockroman.

Eine Idee für ihr drittes Buch hat Hofhansl auch schon. Dann soll es nicht um Punk, sondern um Burlesque gehen, und die Location ist kein Plattenladen, sondern eine Bar. Mehr will sie aber noch nicht verraten. Weil sie den Roman am Stück schreiben möchte, will sie warten, bis die Sommerferien angefangen haben, und dann starten. Ob das klappt? „Mal sehen, wie lange ich das aushalte.“