Schwerpunkt Sport: Die Kita Sportnest hat dafür jetzt ein Zertifikat erhalten. Damit ist die in der Stadt ein Vorreiter. In vielen Kitas herrscht Bewegungsmangel.

Korntal-Münchingen - Wie oft sich die Kinder bewegten? „Den ganzen Tag“, sagt Bettina Weinmann, das Sportnest sei Kita und Turnhalle in einem. Es gibt zum Beispiel einen Turnflur, und selbst der Morgenkreis findet tanzend statt. Die Chefin der Münchinger Einrichtung hält es für wichtig, dass sich Kinder so viel wie möglich bewegen. Und sie selbst ist eine so quirlige wie engagierte Frau.

 

So war es nur konsequent, dass sich das Sportnest bescheinigen lässt, was es seit der Eröffnung 2014 lebt – zumal der Träger ein Sportverein ist: Die Kita darf sich nun mit dem Zertifikat „Kindertagesstätte mit sport- und bewegungserzieherischem Schwerpunkt“ schmücken. Dazu muss sie neun Kriterien erfüllen. Deren Einhaltung prüft das Motorikzentrum der Mathilde-Planck-Schule Ludwigsburg. Es betreut die Kitas im Landkreis, die zertifiziert sind, dies neu oder wieder sein wollen. Auch bildet es Erzieher in Sport- und Bewegungspädagogik aus und weiter.

Sport macht schlau

In Korntal-Münchingen ist das Sportnest die erste Einrichtung mit der Auszeichnung, die das Kultusministerium zum Schuljahr 2010/11 einführte, angelehnt an das Zertifikat für Grundschulen. Insgesamt wurden im Kreis bisher sechs Kitas ausgezeichnet, landesweit sind es 30. Weitere Kitas befänden sich auf dem Weg dorthin, sagt ein Sprecher des Ministeriums. „Damit möchten wir dem Bewegungsmangel entgegenwirken und bereits im frühen Alter präventiv tätig werden.“

Aus Sicht der Kultusministerin müsse man „unsere Kinder stärker fördern, sich zu bewegen, aktiv zu sein und draußen zu spielen“, sagt Susanne Eisenmann (CDU). „Wenn sie diese Freude an der Bewegung schon in der Kita mitnehmen, können sie später im Schulalltag davon profitieren: Sie sind konzentrierter und können dem Unterricht besser folgen.“

Kopfschütteln über Verhalten der Eltern

Zahlreiche Studien belegen den positiven Effekt von Sport auf Körper, Seele und Geist. Kinder haben jedoch viel zu wenig Möglichkeiten, sich zu bewegen. Das kritisiert auch Sibylle Jessat, die Leiterin des Motorikzentrums in Ludwigsburg. „Deshalb wurde an der Mathilde-Planck-Schule ein solches Zentrum eingerichtet: Um in Kitas mehr Bewegung zu bringen.“

Zu wenig Bewegung hätten Kinder aber nicht nur in Kitas, etwa wegen Raum- oder Personalmangels oder des Fokus’ auf andere Schwerpunkte wie Sprachen. „Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zum Ballett oder zur Musikschule“, stellt Sibylle Jessat fest. Und: Kinder wollen draußen spielen und toben – „doch oft sind sie dafür falsch angezogen“. Also appelliert die Expertin nicht nur an Kitas, dass sie stärker auf Bewegung setzen – sondern auch, dass die Erzieher die Eltern entsprechend motivieren.

Einen Wermutstropfen gibt es im Sportnest

Eine „Vorzeigeeinrichtung“ nennt Jessat indes das Sportnest. „Die Kita ist hinsichtlich dessen, was man tun kann, am oberen Ende.“ Nur die Räume seien „nicht ideal“, gleichwohl erfülle der Turnflur das Kriterium. Passé ist der Platzmangel von 2020 an: Dann vergrößert sich die Kita um zwei Gruppen und erhält die Räume des Horts. „Dort richten wir einen großen Bewegungsraum ein“, sagt Bettina Weinmann. Bis dahin bleibe eben die ganze Kita eine Turnhalle. Außerdem werden Außenbereiche sowie die Buddenberg-Halle genutzt.

Auch der Bürgermeister ist passionierter Sportler. Dass die Kita Sportnest schon bei „unseren Kleinsten“ ihr Konzept „in beeindruckender Weise mit großem Engagement und Herzblut“ umsetze, freut ihn aus mehreren Gründen. „In Deutschland ist jedes siebte Kind zwischen drei und 17 Jahren zu dick – und der Grundstein hierfür wird bereits in frühester Kindheit gelegt“, sagt Joachim Wolf (parteilos).