Der ehemalige Renninger Pfarrer Franz Pitzal bleibt weiter aktiv, zum Beispiel mit einer Ausstellung und Kontakten nach Odessa.

Der Renninger Pfarrer Franz Pitzal ist seit mehreren Monaten offiziell im Ruhestand. Von Ruhe kann seither aber keine Rede sein. Ereignisse wie der Krieg in der Ukraine ebenso wie private Verpflichtungen halten den 86-Jährigen auf Trab. Anlässlich des Krieges und der Pandemie hat er im Krippenmuseum eine Sonderausstellung unter dem Titel „Menschlichkeit“ organisiert, die bis Juni zu sehen ist.

 

Herr Pitzal, eigentlich sind Sie seit Ende 2021 offiziell im Ruhestand, was ist daraus geworden?

Daraus ist erst mal nichts geworden. Ich nehme das Wort Unruhestand nicht gerne in den Mund, aber ich habe wirklich sehr viel zu tun: die Ausstellung im Museum, die neue Skulptur am Weltkulturpfad, Kontakte in alle Welt, die ich aufrecht erhalte, aber auch Kontakte mit den Menschen hier, im Grunde habe ich genauso viel zu tun wie vorher auch, vielleicht sogar mehr. Der einzige Unterschied ist, dass ich am Sonntag keine Gottesdienste mehr abhalte, dafür nehme ich mir für andere Dinge mehr Zeit. Ich halte sogar weiter Beerdigungen ab.

Wie ist es dazu gekommen?

Das mache ich nicht regelmäßig, sondern nur, wenn ich jemanden gut gekannt habe und die Menschen sich das extra gewünscht haben. Das wird bei der Kirche dann vorher so angemeldet.

Ihr neuestes Projekt ist eine Ausstellung im Krippenmuseum. Was hat es damit auf sich?

Das Thema der Ausstellung lautet „Menschlichkeit“. In der Pandemie und in Zeiten des Krieges in der Ukraine wollte ich dafür ein Zeichen setzen. Denn das ist es, was wir gerade mehr als alles andere brauchen.

Was ist auf der Ausstellung zu sehen?

Ich habe 22 Stationen aufgebaut. Sie zeigen im ersten Abschnitt zum Beispiel einen großen Flüchtlingszug, Kreuze mit den Namen der Länder, in denen ähnliche Zustände herrschen wie in der Ukraine. Weitere Stationen greifen dagegen das Positive auf: Kinder auf Spielplätzen, gesellige Treffen, all die Dinge, auf die wir während Corona verzichten mussten oder noch müssen. Die übrigen Stationen sollen demonstrieren, wie man sich gegenseitig wieder aufrichten kann.

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Statt um Eintrittsgeld wird um Spenden gebeten. Gehen die Spenden gezielt in die Ukraine?

Ja, und sie werden auch dringend benötigt. Wir haben schon früher Projekte in der Ukraine unterstützt, mithilfe von Renninger Spendengeldern konnten zum Beispiel mehrere Kinderheime gebaut werden. Die sind jetzt alle überfüllt mit Binnenflüchtlingen.

Sie stehen in engem Kontakt mit Bischof Stanislaus von Odessa, der in der Vergangenheit mehrere Male an der Renninger Krippe gesprochen hat. Was berichtet er aus seiner Heimat?

Es ist nicht immer leicht, ihn zu erreichen. Aber vor ein paar Tagen hat er mir Bilder zugeschickt, wie das Geld, das wir aus Renningen bereits dorthin senden konnten, eingesetzt wird. Die wichtigste Anschaffung war ein Kleinbus, mit dem er einerseits Lebensmittel zu den Menschen bringen und andererseits die Menschen zueinander bringen kann. Derzeit befinden sich ungefähr 40 000 Binnenflüchtlinge in Odessa.

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Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?

Das war am Montagvormittag. Er hat erzählt, dass erst an diesem Tag wieder drei Raketen eingeschlagen sind und unter anderem eine Brücke zerstört worden ist. Sorgen bereiten den Menschen vor allem zwei russische U-Boote, die vor der Küste liegen. Aber er bleibt erstaunlich optimistisch und sagt immer als erstes dazu: „Wir leben noch.“ Und er ist sehr dankbar für die Hilfe, die sie aus Renningen bisher erreicht hat.

Ausstellung „Menschlichkeit“

Öffnungszeiten
 Die Ausstellung „Menschlichkeit“ mit Krippenfiguren der Künstlerin Hildegard Buchhalter ist noch bis zum 1. Juni im Renninger Krippenmuseum (Hauptstraße 8) zu sehen. Geöffnet ist es immer mittwochs von 15 bis 16 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 01 72 / 7 25 78 80 oder per E-Mail an fp-stiftung-renningen@web.de.

Spenden
 Der Eintritt ist frei, um Spenden wird jedoch gebeten. Das Geld soll unmittelbar für die Menschen in und aus der Ukraine eingesetzt werden.