Zum 50. Geburtstag präsentiert das Leonberger Familienunternehmen Optik Fassl im Rathaus eine bemerkenswerte Ausstellung über so manche visuelle Täuschung, die nicht immer wissenschaftlich erklärbar ist.

Leonberg - Was haben die Akropolis in Athen, der Dogenpalast in Venedig und die Altstadt in Leonberg gemeinsam? Sie sind optische Botschafter längst vergangener Tage. Und: Sie sind alle drei ganz aktuell auf Tafeln im Leonberger Rathaus zu sehen. Das Verblüffende: Wer vor ihnen steht und sich langsam von links nach rechts bewegt, meint, die historischen Gemäuer würden ihm quasi folgen.

 

Dies ist nur eines der optischen Phänomene, die Bernd Lingelbach in einer Scheune in Leinroden bei Aalen zusammengestellt hat. Zu sehen gibt es dort zudem eine Zeichnung, die bei näherem Hinsehen den Kopf sowohl einer älteren als auch einer jüngeren Frau zeigt. Oder Linien, die auf den ersten Blick unterschiedlich lang wirken, es aber nicht sind. Bemerkenswert sind die anamorphotischen Bilder: Erst in einer Spiegelung ist erkennbar, dass die verschwommenen Konturen zu einer jungen Frau werden. Ein anderes Motiv entpuppt sich als Segelschiff.

Den Traum vom eigenen Optiker-Laden erfüllt

Um all dies zu erleben, ist aber keine Reise in die Scheune des Professors der Hochschule Aalen nötig. Noch bis zum 4. November sind Lingelbachs optische Phänomene im Foyer des Rathauses zu bestaunen. Diese außergewöhnliche Ausstellung ist sozusagen der Geburtstagskuchen des Optikhauses Fassl. Vor einem halben Jahrhundert wurde es von Karin und Peter Fassl gegründet. Heute ist das Unternehmen, das mittlerweile die Tochter Sabine Frederking führt, viel mehr als ein klassisches Brillengeschäft, wie man es in den Siebzigerjahren noch kannte.

Es war ein Traum, den sich der junge Augenoptikermeister vor 50 Jahren erfüllte: Das erste eigene Geschäft in der Brennerstraße. Drei Jahre lang arbeiteten Peter und Karin Fassl quasi rund um die Uhr, dann konnten die ersten Mitarbeiter eingestellt werden. Das Geschäft wuchs stetig, das Thema gutes Sehen gewann zusehends an Bedeutung.

Das Studium führt nach Aachen und in die USA

Zum 20-jährigen Bestehen zog das Unternehmen in eigene Räume – ebenfalls in der Brennerstraße. Auf einer Verkaufsfläche von 200 Quadratmetern konnte die individuelle Beratung verbessert werden. War die Brille längst nicht mehr nur eine Sehhilfe, sondern ein modisches Accessoire, das die Persönlichkeit prägt.

Dass die Firma in Familienhand bleibt, zeichnete sich schon 1992 ab, als die Tochter Sabine ihre Augenoptikerausbildung begann. Im Anschluss hängte sie ein Studium zur Diplom-Ingenieurin der Augenoptik an – bei eben jenem Bernd Lingelbach in Aalen, der jetzt die Ausstellung der optischen Phänomene im Rathaus präsentiert.

Tochter übernimmt die Geschäftsführung

Bevor sie vollends in das Familienunternehmen einstieg, sammelte Sabine Frederking, die damals noch Fassl hieß, Erfahrungen in der optischen Industrie, darunter bei dem bekannten Hersteller Rodenstock im Bereich Forschung und Entwicklung. 2003 stieg sie ins Geschäft ein, ein Jahr später übernahm sie die Geschäftsführung. Ihre Eltern blieben aber im Laden weiter aktiv. In den USA schloss Sabine Frederking 2014 ihr Studium der Optometrie ab, der Lehre der Messung und Bewertung von Sehfunktionen. Das Team des Familienunternehmens ist heute 13 Köpfe groß, darunter zwei mit dem Titel Augenoptikermeister.

„Umtriebig und offen für neue Ideen“

„Ihr Fachbetrieb hat eine Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus“, stellte Oberbürgermeister Martin Georg Cohn zum runden Geburtstag fest, „Sie vereinen in ihrem Geschäft Medizin und Mode, haben eine eigene Werkstatt, sind umtriebig und offen für neue Ideen.“ Da passte es bestens, dass die Seniorchefin selbst Geburtstag hatte.

Die Ausstellung Augehirn

Worum geht es?
 Ganz unterschiedliche Effekte führen dazu, dass die Übermittlung der Bilder zwischen Auge und Gehirn auf Abwege kommt und im Gehirn Informationen landen, die nicht so recht zueinander passen. So sind etwa die von Johannes Kepler beschriebenen unendlichen aperiodischen Muster Teil der Ausstellung.

Wann?
 Bis 4. November, werktags von 8.30 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, donnerstags bis 18 Uhr, freitags von 8.30 bis 12 Uhr.