Auf „150 Jahre Eisenbahn im Rankbachtal“ konzentriert sich eine Ausstellung im Malmsheimer Heimatmuseum zur Geschichte der Schwarzwaldbahn.

Renningen - Am 1. Dezember 1869 war es so weit: Der Abschnitt der Schwarzwaldbahn zwischen Ditzingen und Weil der Stadt ging in Betrieb. Die ersten Fahrgäste aus Renningen konnten in der neuen Schwarzwaldbahn Platz nehmen und nach Weil der Stadt fahren. Und sie konnten Richtung Stuttgart fahren. Allerdings mussten die Renninger zuvor einen halbstündigen Fußmarsch bewältigen, um zu ihrem neuen Bahnhof weit außerhalb des Dorfes zu gelangen. Archivunterlagen, die die Mitglieder des Heimatvereins Rankbachtal Renningen und Malmsheim zusammengetragen haben, dokumentieren diese Entfernung zwischen Dorf und Bahnhof.

 

Inzwischen ist die Bebauung längst an den Bahnhof heran- und um ihn herumgewachsen. Bis der Nachbarort Malmsheim, an dem der neue Schienenstrang nach Weil der Stadt deutlich näher vorbeiführte, einen eigene Haltestelle bekam, sollte es noch bis 1894 dauern. Solange mussten die Malms-heimer über das „Bahnhofsträßle“, das heute etwa der Hirschstraße entspricht, nach Renningen zum Zug pilgern.

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Viele Informationen sowie Fundstücke von der alten Eisenbahntrasse und aus privaten Sammlungen haben die Mitglieder des Heimatvereins zusammengetragen. Etwa ein Jahr haben die Vorarbeiten für die Ausstellung im zweiten Stock des Museums gedauert, berichtet Josef Keck vom Verein. Schaubilder an den Wänden erzählen von der Geschichte des Eisenbahnbaus im Rankbachtal. Eine große Grafik bildet das Höhenprofil der Streckenführung zwischen dem Startpunkt der Schwarzwaldbahn in Stuttgart-Zuffenhausen über Leonberg, Renningen bis nach Althengstett, dem mit 511 Metern höchsten Punkt der gesamten Route, bis hinunter ins 160 Meter tiefer gelegene Nagoldtal nach Calw ab.

Zahlreiche Modelleisenbahnen geben einen Eindruck von der Vielzahl verschiedener Züge, die im Rankbachtal im Laufe der Jahrzehnte unterwegs waren – von der Dampflok, mit der es noch bis 1961 eine Direktverbindung von Stuttgart nach Calw gab, über Dieselloks bis zur heutigen S-Bahn. Schon 1939 sei die vor allem für Pendler wichtige Strecke von Stuttgart bis Weil der Stadt elektrifiziert worden, erzählt Andreas Grözinger. Zu sehen ist zudem ein „Holzzug“, der den Rohstoff Holz vom Schwarzwald in Richtung Stuttgart transportierte. Auch aus diesem Grund sei die 1872 fertiggestellte Verbindung nach Calw, einer wichtigen Handels- und Tuchstadt, interessant gewesen, erläutert Grözinger. Bis 1983 fuhren Züge von Stuttgart nach Calw, bis 1990 noch Güterzüge ab Weil der Stadt. Derzeit wird daran gearbeitet, die Verbindung als Hermann-Hesse-Bahn wieder herzustellen.

Selbst Christian Wagner verdiente hier einst sein Geld

Unterschiedliche Züge benötigen verschiedene Schienen, auf denen sie rollen können. An drei Originalstücken von 1900, 1934 und 2010 ist das deutlich zu erkennen. Auch einen Blick in die Amtsstube eines Bahnhofvorstehers können die Besucher werfen. Da gibt es neben einem Streckenplan viele Fahrscheine, vor allem solche aus brauner Pappe wie die von Leonberg nach Weil der Stadt von 1978, Kostenpunkt: 1,20 DM.

Am Bau der Eisenbahn waren nicht nur viele tausend Arbeiter, darunter auch die ersten Gastarbeiter aus Italien, beteiligt, sondern auch ein inzwischen bekannter Dichter aus Warmbronn: Christian Wagner verdiente im Herbst und Winter 1868/69 als Tagelöhner Geld und fand noch die Zeit, dazu kurze Gedichte zum Thema Bahn zu verfassen. Ebenfalls zu sehen ist ein Foto von Frauen mit Werkzeugen, die während des Krieges das Gleisbett in Ordnung halten mussten.

Die Sonderausstellung ist auch noch im kommenden Jahr 2022 zu sehen. In diesem Jahr ist sie noch am 26. September und 10. Oktober, jeweils von 14 bis 17 Uhr, geöffnet.