Archäologen stoßen bei Ausgrabungen unter einem Abbruchhaus in Heimsheim auf Reste einer jahrhundertealten Besiedlung.

Heimsheim - Im Zuge der Stadtkernentwicklung soll der Gebäudekomplex Schleglerstraße 4 in Heimsheim mitten im historischen Ortskern abgerissen werden. Das Wohnhaus und die Nebengebäude gelten als nicht erhaltungswürdig. Deswegen hatte jetzt der Gemeinderat über die Vergabe der Abbrucharbeiten zu entscheiden. Zuvor aber informierte der Leiter des Stadtbauamts, Andor Varszegi, die Stadträte über neue archäologische Funde, die bei Untersuchungen entdeckt wurden.

 

Denn interessant ist nicht das Gebäude selbst, sondern das, was sich unter der Oberfläche dieser Häuser aus der Nachkriegszeit verbirgt. Mitarbeiter des Landesdenkmalamts haben bei Grabungen zwei historisch interessante Stellen gefunden, die auch Rückschlüsse auf die Geschehnisse und die Entwicklung der Schleglerstadt zulassen.

Die Mauer ist wohl deutlich älter als das Gebäude

Zum einen stießen die Fachleute auf eine außergewöhnlich dicke Mauer im Keller des heutigen Gebäudes, die dort aber keine Funktion hat. Die Bauart und die verwendeten Materialien lassen darauf schließen, dass sie deutlich älter als der bestehende Gewölbekeller ist. Schon die Bebauung vor 1945, die wahrscheinlich aus dem Jahr 1802 stammt, wie ein steinerner Türsturz an einer alten Holztür vermuten lässt, sei um diese Mauer herum errichtet worden. Möglicherweise ist diese Mauer Rest einer aus einer früheren Kirchenburg hervorgegangenen ringförmigen Stadtentwicklung und damit „ein für die Stadtgeschichte bedeutsamer Fund“, wie der Stadtbaumeister exemplarisch an Beispielen aufführte.

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Ein zweiter Fund der Archäologen ist ein als „Keller“ bezeichneter Raum, dessen Entstehungszeit noch unbekannt ist. Dieser konnte auch noch nicht vollständig freigelegt werden, weil er zum Teil unter der Straßenoberfläche und unter der noch stehenden Scheune steht. Dort wurden Brandspuren entdeckt und Scherben von Ofenkacheln, Gefäßen und Reste einer Dachdeckung.

Nach Ansicht der Archäologen lassen die Funde an eine gewaltsame Zerstörung denken. Der Keller sei im 16. oder 17. Jahrhundert verfüllt worden. Dies würde zeitlich zur Zerstörung Heimsheims im Jahr 1634 während des Dreißigjährigen Kriegs und dem folgenden Wiederaufbau der Stadt passen, wie der Stadtbaumeister erläuterte.

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Beide Fundstellen wurden vom Landesdenkmalamt vollständig dokumentiert und bleiben zunächst erhalten, obwohl das aus Sicht der Denkmalpflege nicht zwingend erforderlich ist. Nach dem Abbruch des Gebäudes, mit dem Ende Oktober begonnen werden soll, wird das Gelände verfüllt und darauf zunächst ein Parkplatz hergestellt. Später soll auf dieser Fläche ein Park angelegt werden. Damit sind auch die archäologischen Funde fürs Erste gesichert.

Auf Dauer sollte der Keller kein Planungshindernis darstellen, so das Landesdenkmalamt. Die Archäologen möchten erst wieder tätig werden, wenn eine mögliche künftige Bebauung der Fläche über den jetzigen Ausgrabungsstand hinaus in den Untergrund eingreift.