Alle Mühe war vergebens: Ein Fest auf dem Leonberger Engelberg ist nicht machbar.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Samstag, 31. August, 2019, 20 Uhr. An den Getränkeständen und der Essensausgabe stehen die Leute Schlange und warten geduldig. Sitzplätze sind Mangelware. Und für den unverstellten Blick auf die Bühne muss man ganz früh da sein. Kurzum: Es ist so richtig voll auf der Engelbergwiese. Bei der großen Abba-Show zum Finale des Strohländle ist gefühlt die halbe Stadt auf den Beinen. Und trotz der drangvollen Enge sind die Menschen gut drauf. Das Strohländle-Feeling lässt keine schlechte Laune zu.

 

Mit Wehmut wird sich Johannes Leichtle an die Sommersamstage der vergangenen Jahre erinnern. Denn egal; ob beim Abba-Revival, bei der Erinnerung an Joe Cocker oder der Reminiszenz an die Beatles: An den Strohländle-Samstagen war der Engelberg der unumstrittene Hotspot des Altkreises. Und nicht nur dann: Programm gab es die ganze Woche über. Die Resonanz war stets positiv.

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Normalerweise wäre auf dem Engelberg auch dieser Tage Betrieb: Eine Bühne würde aufgebaut, Küchengeräte und Zapfanlage installiert, Strohballen und Bierbänke aufgestellt. In wenigen Tagen würde das neunte Strohländle starten.

Würde... Corona hat auch dieses Sommerspektakel zunichte gemacht. Johannes Leichtle, der unermüdliche wie umtriebige Organisator, steht mit leeren Händen da. „Wir hatten bis zuletzt versucht, etwas auf die Beine zustellen“, sagt der Vater des Strohländles mit frustriertem Unterton. „Unsere langjährigen Sponsoren wären bereit gewesen, uns zu wieder unterstützen. Doch irgendwann läuft einem die Zeit davon.“

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Das Buchen der Künstler wäre nicht das ganze große Problem gewesen. In diesen kulturarmen Monaten sind fast alle froh, wenn sie überhaupt auftreten können. Doch das Strohländle lebt von der Gastronomie: Hier gibt es gutes Essen und Getränke aller Art. Mit diesen Einnahmen finanziert sich das komplette Festival.

„Wir müssen Gläser und Geschirr ordern, Personal anheuern, Speisen und Getränke vorbestellen“, schildert Leichtle den immensen Organisationsaufwand im Hintergrund. „Doch wenn man nicht weiß, was möglich ist, wird es unmöglich.“

Die positive Nachricht kam einen Tag zu spät

Was der Strohländle-Chef meint, sind die Corona-Verordnungen der Landesregierung. In den vergangenen Wochen hatten sich mehrfach die Bedingungen geändert, wie viele Menschen sich gemeinsam aufhalten können und wie viel Publikum bei Veranstaltungen zulässig ist. Die Nachricht, dass 500 Leute gehen, erreichte Leichtle einen Tag zu spät. Da hatte er schon die Notbremse gezogen.

Für den Gastronomen, der sein Geld auf Festen und Großveranstaltungen verdient, eine fatale Entwicklung: „Wir schauen seit März perspektivlos an die Decke.“ 95 Prozent seines Jahresumsatzes, so berichtet Johannes Leichtle, macht er im Sommer. Das Strohländle ist nur ein Standbein. Außerdem ist er etwa beim Stuttgarter Weindorf dabei, auf dem Wasen oder organisiert die Rockfestivals in Sindelfingen und Kornwestheim. Aber in diesem Jahr fällt alles komplett flach.

Etwas Besonderes zum Jubiläum

Dennoch blickt er optimistisch nach vorne: „Es wäre in diesem Jahr das neunte Strohländle gewesen. Wir lassen genau dieses bewusst ausfallen.“ Denn im kommenden Jahr soll es dann ein richtig schönes Jubiläums-Festival geben.

„Wir feilen an einem neuen Sicherheitskonzept und auch an anderen inhaltlichen Formaten. Wir wollen zum runden Geburtstag unserem treuen Publikum etwas bieten“, verspricht Leichtle. Alles hängt freilich von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab.

„Gibt es in absehbarer Zeit einen Impfstoff, wird das normale Leben schnell zurückkehren“, hofft der Festorganisator. „Andernfalls muss ich mir überlegen, ob mein Geschäftsmodell noch Zukunft hat.“