Wer arm ist, erfährt oft auch Benachteiligung in den Bereichen Gesundheit und Bildung. In Stuttgart erhalten deutlich mehr Kinder staatliche Unterstützung als in den Landkreisen Böblingen oder Ludwigsburg.

Region - Wegen der Wohnungsnot in begehrten Regionen Baden-Württembergs sind dort immer mehr Menschen obdachlos. In der Landeshauptstadt Stuttgart habe sich vor allem die Zahl der von Wohnungslosigkeit betroffenen Familien in den letzten zehn Jahren vervielfacht, sagte ein Stadtsprecher. Da Wohnraum im Anschluss an die Notunterkunft auf dem freien Markt nicht zu bekommen sei, habe sich die Zeit verlängert, die die Betroffenen in Unterkünften verbringen. Eigentlich sind diese Angebote nur für den Notfall gedacht.

 

   

Wie ist Obdachlosigkeit definiert? Als wohnungslos werden alle Menschen bezeichnet, die über keinen mietvertraglich abgesicherten oder eigenen Wohnraum verfügen, obdachlos sind, vorübergehend bei Bekannten untergekommen sind, in Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege oder in kommunalen Einrichtungen leben. Wohnungslosigkeit ist der übergeordnete Begriff, Obdachlosigkeit bezeichnet einen Teil der Wohnungslosigkeit. Allen diesen Lebenssituationen gemeinsam, zu denen auch das Leben in Wohnungen mit gravierenden baulichen Mängeln oder eingereichte Räumungsklagen zählen, ist laut der Diakonie Deutschland die existierende Wohnungsnot.

   

Was steht im landesweit ersten Bericht? In einem reichen Land wie Deutschland wird Armut im Vergleich zum Lebensstandard der Bevölkerung insgesamt beschrieben: Arm ist laut der Bertelsmann Stiftung demnach, wer über so wenig Einkommen verfügt, dass ein Lebensstandard nicht möglich ist, der hierzulande als selbstverständlich gilt. Die Armutsgefährdung gehe unter anderem mit der Benachteiligung in Gesundheit und Bildung einher. Bildung und Arbeit seien wichtige Schlüssel zur Armutsbekämpfung und -prävention. Wichtiger Ansatzpunkt, um Armut zu bekämpfen sei daher das Auflösen des „immer noch engen Zusammenhangs von Bildungserfolg und sozialer Herkunft“, heißt es im ersten Armuts- und Reichtumsbericht des Landes von 2015, welcher der Politik nach wie vor als handlungsleitend gilt. Gleichwohl wird darin auch formuliert, dass bei der Armutsprävention und der Reduzierung von Armutsfolgen die Kommunen eine entscheidende Rolle spielten.

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Wie ist die Situation in den Kreisen? Der Anteil der Kinder, die staatliche Unterstützung erhalten, hat sich zwischen 2014 und 2019 landesweit in den meisten Landkreisen verändert. Zum Vergleich: Im Land lag der Anteil der Kinder unter 18 Jahre, die staatliche Unterstützung erhielten, im Jahr 2014 bei 7,9 Prozent, fünf Jahre später bei 8,1. In Stuttgart betrug der Anteil in beiden Jahren bei 13,0 Prozent. In Böblingen kletterte er um 0,8 Prozent nach oben auf zuletzt 7,0. In Ludwigsburg sank der Anteil von 7,0 auf 6,7 Prozent. In Göppingen hingegen stieg er von 8,2 auf 9,8; in Esslingen kletterte er um 0,2 Prozent auf 7,3 .

   

Blick auf die Gesamtsituation möglich? Die Bundesregierung führt bisher keine Statistik zur Zahl der wohnungslosen Menschen, hatte aber ein Gesetz zur Einführung einer Wohnungslosenberichterstattung sowie einer Statistik untergebrachter wohnungsloser Personen in den Bundestag eingebracht. Das Gesetz trat schließlich im April 2020 in Kraft.

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