Vom Au-pair-Mädchen bis zur Herausgeberin der „Emma“ – der ARD-Zweiteiler „Alice“ widmet sich den beruflichen Anfängen der Feministin Alice Schwarzer – gespielt von einer starken Nina Gummich.

Die junge Alice Schwarzer lernt am Strand der Bretagne den Franzosen Bruno (Thomas Guené) kennen, sie verlieben sich und treffen sich in Paris wieder, wo sie als Au-pair-Mädchen arbeitet. Die Unbekümmertheit der ersten Szenen des ARD-Zweiteilers „Alice“ währt nur kurz. Denn schon bald wird Alice Schwarzer durch eine Freundin mit einem Thema konfrontiert, das sie prägen wird: das Abtreibungsverbot. Die Freundin liegt nach einer illegalen Abtreibung blutend vor ihrer Türe und für Alice steht außer Frage, dass sie ihr helfen muss. Allen Warnungen ihres Freundes Bruno zum Trotz. Schon in dieser Szene wird klar, dass es sich um eine Frau mit einer unbeugsamen Haltung handelt – die sie nichts und niemandem unterordnen will.

 

Eine Zeit des Umbruchs – an dem Alice Schwarzer beteiligt war

Alice Schwarzer, Journalistin, Publizistin und Feministin, wird am 3. Dezember 80 Jahre alt. Die ARD widmet ihr ein Biopic, das sie über ihre journalistischen Anfänge bis hin zur Gründung der Zeitschrift „Emma“ begleitet. Gemeinsam mit der jungen Alice erlebt man eine Zeit, in der Frauen noch ihre Männer fragen mussten, ob sie arbeiten gehen dürfen. Doch es ist auch die Zeit eines großen Umbruchs – an dem Alice Schwarzer maßgeblich beteiligt war. Gespickt wird der Film mit dokumentarischen Aufnahmen – von den französischen und deutschen Studentenprotesten, Straßenumfragen oder Talkshows, die die Stimmung der 60er und 70er Jahre vermitteln.

Das Drehbuch von Daniel Nocke und Silke Steiner basiert auf Schwarzers Autobiografie und auf zahlreichen Gesprächen mit ihr. Auch bei der Hauptdarstellerin durfte die Publizistin mitreden. Die Wahl fiel auf Nina Gummich, die mit der charakteristischen Pony-Frisur und ihrer Mimik und Gestik der echten Alice sehr nahe kommt. „In manchen Szenen glaube ich, mich selber zu sehen“, sagt auch Alice Schwarzer.

Vom Au-pair-Mädchen bis zur Ikone der Frauenbewegung

Regisseurin Nicole Weegmann zeigt die Geschichte einer starken Frau, die ihre Ziele unbeirrt verfolgt. Diesen Zielen ordnet sie ihre Beziehung zu ihrem Freund Bruno unter, aber sie gefährdet auch ihre hart erarbeitete Reputation als Journalistin, als es ihr nicht mehr reicht, nur über Missstände zu berichten. Aus der Journalistin wird eine Aktivistin, die sich unter anderem gegen das Abtreibungsverbot einsetzt und zur Ikone der Frauenbewegung wird. Auf diesem Weg kommt ihr viel Gegenwind entgegen – und zwar nicht nur von den Alphamännern, die die Medienwelt zu dieser Zeit bestimmen, sondern auch von Weggefährtinnen.

Der Film zeigt auch eine verletzliche Alice Schwarzer. Eine, die den Tod ihres geliebten Großvaters betrauert. Eine, die sich plötzlich unwohl in ihrer Haut fühlt, als bei einem Interview mit Jean-Paul Sartre die von ihr bewunderte Simone de Beauvoir auftaucht und missbilligend Schwarzers Minikleid mustert. Und schließlich eine, der die ständigen Anfeindungen zu schaffen machen. Alice Schwarzers Lebensweg bietet genug Stoff für eine Verfilmung. „Alice“ beschränkt sich aber auf die Jahre bis zur ersten Ausgabe ihrer Zeitschrift „Emma“. Dabei zeigt sich, dass die Themen, für die die junge Alice damals kämpfte, bis heute aktuell sind.

Alice. Beide Teile des Fernsehfilms sind bereits in der ARD-Mediathek zu sehen. Zusammen mit der Dokumentation „Die Streitbare – Wer hat Angst vor Alice Schwarzer?“ laufen sie am Mittwoch, 30. November, von 20.15 Uhr an im Ersten.