Auf der Suche nach neuen Herausforderungen verlässt Torsten Hub seinen Job in Leonberg. Er blickt zurück auf eine schöne, aber turbulente Zeit.

Eines will Torsten Hub gleich zu Beginn klarstellen: „Mein Wechsel ist keine Flucht aus Leonberg“, betont er. Dazu gäbe es auch überhaupt keinen Anlass, im Gegenteil: Der 47-Jährige schwärmt von den angenehmen Kollegen und den tollen Räumlichkeiten, die er am Leonberger Amtsgericht vorgefunden hat.

 

„Auch die Zusammenarbeit mit den Rechtsanwälten und dem Jugendamt war extrem gut“, sagt Torsten Hub. Dank eines regelmäßigen runden Tisches, an dem auch die psychologische Beratungsstelle teilgenommen habe, sei es im Team gelungen, die bestmöglichen Lösungen für die Betroffenen in Familiensachen zu erarbeiten.

Hub sucht neue Herausforderung

Nach vier Jahren als Direktor des Amtsgerichts sieht er dennoch die richtige Zeit für einen Wechsel gekommen. Seit April ist der Jurist als Vizepräsident am Landgericht Rottweil tätig. „Man sollte nicht zu lange auf einer Stelle bleiben. Es bringt einen persönlich weiter, wenn man sich immer wieder neuen Herausforderungen stellt“, meint Torsten Hub. Immerhin: Ein Umzug war mit dem Wechsel nicht verbunden, der 47-Jährige wohnt weiterhin mit Frau und Kindern in Stuttgart und pendelt nach Rottweil.

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Ein Turnus von ungefähr vier Jahren kennzeichnete bereits seine bisherige Dienstzeit, in der er Zivilrichter am Stuttgarter Landgericht, im Personalwesen des Justizvollzugs im Justizministerium des Landes und an einem Familiensenat am Oberlandesgericht war. Dort bekam er als sogenannter Präsidialrichter Einblicke in die Verwaltungsarbeit an einem Gericht. „Ich bin ein kommunikativer Typ. Mir macht es Spaß, mit Menschen zu arbeiten und allen Mitarbeitern möglichst optimale Arbeitsbedingungen zu bieten, um den Dienstleistungsauftrag des Gerichts zu erfüllen“, erklärt Torsten Hub seinen Antrieb.

Corona verändert Arbeit der Justiz

Die Hälfte seiner vierjährigen Amtszeit als Chef des Amtsgerichts war durch die Coronapandemie geprägt. Vor allem an den Beginn im März 2020 kann er sich noch genau erinnern: Die Familie war gerade zur Erholung in Thailand, als die Nachricht von der Pandemie kam. Der Urlaub wurde abgebrochen, einen Tag vor dem Lockdown kehrte er mit seiner Frau und den beiden Kindern nach Deutschland zurück.

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Er hätte eigentlich noch eine Woche Urlaub gehabt, doch nachdem er wegen des Jetlags um 3 Uhr aufwachte und nicht wieder einschlafen konnte, saß er um 5 Uhr an seinem Schreibtisch im Amtsgericht. „Ich habe mich wie wahrscheinlich alle meine Kollegen anfangs völlig überfahren gefühlt“, räumt Torsten Hub ein.

Eine Woche lang habe er täglich neue Coronamaßnahmen umgesetzt, um seine Mitarbeiter zu schützen und den Betrieb am Laufen zu halten. Wie in allen anderen Gerichten im Land fanden am Leonberger Amtsgericht sechs Wochen lang bis Anfang Mai 2020 keine Verhandlungen statt – mit Ausnahme von wenigen unaufschiebbaren Eilverfahren.

Sechs Wochen keine Verhandlungen

Der Aufwand hat sich in seinen Augen dennoch gelohnt. „Bei uns im Gericht gab es keine einzige Ansteckung untereinander. Wir wissen auch von keiner einzigen Ansteckung im Gerichtssaal“, sagt der 47-Jährige. Es sei gelungen, für Rechtsanwälte und alle Verfahrensbeteiligten sichere Arbeitsbedingungen zu schaffen und den Betrieb am Laufen zu halten. Zu diesem Zweck führte er flexible Arbeitszeiten mit Maskenpflicht außerhalb des eigenen Büros ein, besorgte die notwendige EDV-Ausstattung fürs Homeoffice und Plexiglas-Trennscheiben in den Sitzungssälen.

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In Rottweil arbeitet er als Vorsitzender Richter in einer Zivilkammer. Zu seinen Zuständigkeiten gehören Arzthaftungsrecht, Bank- und Kapitalmarktrecht und Verfahren, an denen ein Insolvenzverwalter beteiligt ist. Eine Nachfolge für Torsten Hub steht bislang noch nicht fest. Bis diese Personalie geklärt ist, leitet die Richterin Juliane Fahrner die Geschicke des Leonberger Amtsgerichts.