Wolfgang Ambros überzeugt mit alten und neuen Liedern in der Stegwiesenhalle.

Renningen - Fünf Monate hat manch einer ausgeharrt, um endlich den großartigen Wolfgang Ambros in der Stegwiesenhalle in Renningen erleben zu können. War er doch im Herbst durch eine schwierige Rückenoperation ausgefallen, holt er, der an Krücken auf die Bühne humpelte, dies mit viel Liebe nach. Noch bevor er anfängt, gibt es stehende Ovationen. Ein solches Urgestein österreichischer Liedermacherkunst wie ihn würde man eher in der Stuttgarter Schleyer-Halle vermuten. Doch er spielt im Heckengäu in einem Ambiente, das klein, intim, beinahe wie im Wohnzimmer daherkommt.

 

Konzert ist schon lange ausverkauft

Die ehemalige Turnhalle war schon lange vor dem Konzert ausverkauft, die Ambros-Fans kamen von nah und fern. Bettina Kuhn aus Pforzheim freut sich schon seit Wochen: „Die Karten waren ein Geburtstagsgeschenk, ein Gutschein, auf dem nur Gutschein stand. Wofür, weiß ich erst seit einer Woche, eine absolut geniale Idee meines Freundes“, strahlt sie ihren Begleiter an. Eine gute halbe Stunde vor Konzertbeginn ist der ausverkaufte Saal bereits voll, und der Sänger enttäuscht niemanden.

Seine Karriere ist beinahe so alt wie er, denn schon mit zwanzig veröffentlicht Wolfgang Ambros ein Album, das den Plattenverkäufer auf Anhieb bekannt machte. Der Durchbruch kommt nur drei Jahre später, als Ambros mit „Es lebe der Zentralfriedhof“ nicht nur seinen skurrilen Humor beweist, sondern auch sein großes Talent. Seither ist der Künstler aus dem Olymp deutschsprachiger Sänger und Texter nicht mehr weg zu denken.

Auch wenn vielen seiner Fans als allererstes sein Hit „Schifoan“ einfällt, so hat Ambros doch deutlich mehr zu bieten, wie er auch am Samstagabend beweist. Die Zuhörer, die von jung bis älter und aus allen Gesellschaftsschichten friedlich vereint ihren Star feiern, danken es ihm mit tosendem Applaus und einer unglaublichen Atmosphäre in der überschaubaren Halle. Klatschen, Winken, und lautes Mitsingen begleiten beinahe jedes Lied des Begründers des Austropops.

Wiener Schmäh und tiefe Texte

Häufig erzählt er zwischen den Stücken, in einer dunklen tiefen Stimme, den Wiener Schmäh gerne akzentuierend und immer mit einem Augenzwinkern. Man muss sich schon konzentrieren, will man jedes Wort mitbekommen, aber wahrscheinlich ist dieser Effekt auch genau so gewollt. Klar dagegen ist seine Stimme, wenn er singt. Er legt deutlichen Wert darauf, dass seine Texte verstanden werden, denn sie liegen ihm am meisten am Herzen.

Marco Weber aus Höfingen gefällt das. „Ich mag Ambros schon immer“, erzählt der Mittvierziger in der Pause, „weil ich gerne nach Österreich fahre, aber auch wegen der Texte.“ Die Interaktion zwischen Musikern und Zuhörern ist hervorragend. „Die Chemie“ stimmt so sehr, dass Ambros mehrfach darauf hinweist, wie sehr das positive und harmonische Feedback auch ihm und seinen beiden Begleitmusikern Günter Dzikowski und Roland Vogl bewegt. Er spielt querfeldein, alte Stücke, sehr alte Stücke, ganz neue Kompositionen sogar als Premiere. Als er seinen Freund, den leider viel zu früh verstorbenen Georg Danzer mit dessen Antinazi-Song „Der alte Wessely“ ehrt, ist der Applaus sogar besonders stark. Drei Zugaben, dabei auch „Schifoan“, muss Ambros spielen, der zwar etwas schwach in der Konstitution wirkt, aber stark im Willen und der Ausstrahlung, wie eh und jeh.