Die Städte und Gemeinden im Altkreis verlangen unterschiedlich hohe Abgaben für Gewerbetreibende und Grundstückseigentümer.

Altkreis - Die Steuern gehen rauf in Renningen, zumindest für Grundeigentümer und für Gewerbetreibende. Es ist eine von vielen Maßnahmen, mit denen die Stadt dem Abwärtstrend in den städtischen Finanzen entgegenwirken möchte. Und sie ist nicht die einzige. In Mönsheim wird eine Erhöhung der Hebesätze für kommendes Jahr noch diskutiert, in Weil der Stadt und Ditzingen wurde sie bereits beschlossen.

 

Das schuldengeplagte Weil der Stadt wird damit zum Spitzenreiter in zwei Steuerkategorien im Altkreis Leonberg. Doch nicht nur dort kann es teuer werden, zu wohnen oder einen eigenen Betrieb zu haben. Die Hebesätze sind im Altkreis durchaus unterschiedlich.

Grundsteuer B kann an Mieter weitergegeben werden

Bei der Grundsteuer wird unterschieden zwischen der Grundsteuer A und B. Die Grundsteuer A wird erhoben für Grundstücke der Land- und Forstwirtschaft und ist in den meisten Kommunen eher niedrig gehalten. Die Grundsteuer B wird für Baugrundstücke erhoben, für Häuser und Wohnungen. Die Grundsteuer muss nicht zwingend vom Eigentümer bezahlt werden, dieser kann sie auch an seine Mieter weitergeben.

Gewerbesteuer wird von ortsansässigen Unternehmen an die jeweilige Kommune gezahlt. Gerade bei großen Unternehmen mit mehreren Standorten ist es jedoch nicht immer gegeben, dass sie die Steuern auch überall gleichermaßen zahlen. Und je höher der Hebesatz, desto höher die Abgaben.

In Ditzingen werden beide Grundsteuerarten erhöht

Ditzingen wird laut Gemeinderatsbeschluss ab 2022 mit 360 Prozent den höchsten Satz für die Grundsteuer A im Altkreis haben. Nachdem der Stadt allerdings unverhofft ein größerer Geldsegen aus Gewerbesteuereinnahmen ins Haus stand, wurden bereits erste Stimmen im Rat laut, die beschlossenen Steuererhöhungen nochmals zu diskutieren. Am niedrigsten ist der Satz mit Abstand in Friolzheim, bei Städten mit mehr als 10 000 Einwohnern verlangen Leonberg und Weil der Stadt am wenigsten.

Auch mit dem neuen Satz für die Grundsteuer B (400 Prozent) gehört Ditzingen bald zu den teuersten Fleckchen im Altkreis. Im „Club der 400er“ befinden sich aktuell oder per Beschluss ab 2022 nur drei weitere Kommunen: Weil der Stadt (450) und Leonberg (445) sowie Renningen (400). Eher günstig wohnt es sich dagegen in Rutesheim (340), bei den kleineren Gemeinden sticht erneut Friolzheim hervor mit einem Hebesatz von nur 250 Prozent.

Weil der Stadt geht in die Vollen

Weil der Stadt wird nach dem jüngsten Gemeinderatsbeschluss nicht nur in Sachen Grundsteuer 2022 in die Vollen gehen. Auch bei der Gewerbesteuer nehmen sie mit einem Hebesatz von 400 Prozent bald den Spitzenplatz im Altkreis ein. Denn die Stadt steckt tief im Schuldenloch. Der Schuldenstand im Kernhaushalt wird Ende 2021 knapp 26 Millionen Euro betragen, das bedeutet eine Pro-Kopf-Verschuldung von rund 1350 Euro. Dieser Wert liegt deutlich über dem Schuldenstand vergleichbarer Kommunen im Regierungsbezirk Stuttgart in Höhe von 300 Euro je Einwohner.

Ähnlich teuer ist es in Renningen, Leonberg, Ditzingen und Hemmingen, einen eigenen Betrieb zu haben. Besonders günstig dagegen, wenig überraschend, in Friolzheim. Aber auch Gerlingen hat mit 320 Prozent einen erstaunlich niedrigen Hebesatz. Zeitweilig lag dieser sogar bei nur 300 Prozent. Die Stadt hatte ihn damals extra abgesenkt, weil sich eine neue Konzernfirma von Bosch ansiedeln wollte. Als die Finanzsituation der Stadt schwieriger wurde, wurde auch der Hebesatz wieder etwas erhöht.