Eigentümer im Ortskern sollen Geld bekommen, wenn sie ihr Haus sanieren. Die Stadt hat dafür mehr Einfluss.

Weil der Stadt - Wenn Weil der Städter Politiker von Innenstadtbelebung sprechen, dann meinen sie zumeist den Marktplatz der Kernstadt. Alte, historische und erhaltenswerte Ortskerne gibt es aber auch in den anderen vier Ortsteilen. Jetzt ist zumindest der größte davon, nämlich Merklingen, dran und bekommt die Aufmerksamkeit und das Geld der Kommunalpolitik.

 

Schon im Februar hatte sich der Gemeinderat für eine sogenannte „städtebauliche Erneuerungsmaßnahme“ im Merklinger Ortskern entschieden. Diese findet offenbar auch bei der Bevölkerung Anklang. Denn mehr als hundert Interessierte waren jüngst bei einer Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung zu dem Thema.

„Es gibt einen breiten Konsens in der Stadt, dass wir den dörflichen Charakter von Merklingen erhalten wollen“, sagt Jürgen Katz, der fürs Bauen zuständige Beigeordnete. Er spricht von einer „charakteristischen Siedlungsstruktur“ in dem Teilort. Mehr als 40 als Baudenkmäler eingestufte Gebäude finden sich in der Merklinger Ortsmitte.

Mehr Mitsprache

„Wir wissen, dass in den kommenden zehn Jahren viele dieser Gebäude verkauft werden sollen“, erklärt Katz. „Und mit dem Sanierungsgebiet haben wir ein rechtliches Instrument, auf diese Entwicklung Einfluss zu nehmen.“ Er will verhindern, dass ältere Gebäude reihenweise abgerissen werden und dann modernen Bauten weichen müssen.

Denn das Sanierungsgebiet wirkt sich gleich zweifach aus. Zum einen bekommen Hausbesitzer einen Zuschuss, wenn sie sanieren und renovieren. Und zum zweiten gelten in dem Gebiet andere und schärfere Rechtsvorschriften. Umbauten sind genehmigungspflichtig und die Stadt hat ein Vorkaufsrecht, wenn eine Immobilie ihren Besitzer wechselt. Dafür bekommen die Hausbesitzer aber auch Geld, wenn sie an ihren Gebäuden Arbeiten vornehmen.

Die genauen Konditionen für Merklingen stehen zwar noch nicht fest. Ein ähnliches Sanierungsgebiet hat Weil der Stadt in der Vergangenheit aber zum Beispiel schon für die Altstadt der Kernstadt erlassen. Dort bekommen Hausbesitzer derzeit 25 Prozent ihrer Sanierungskosten ersetzt, bis zu einem Betrag von 25 000 Euro. Ein Abriss eines baufälligen Gebäudes wird in Weil der Stadt mit 25 000 Euro gefördert. Voraussetzung ist in jedem Fall, dass vorab eine schriftliche Vereinbarung mit der Stadtverwaltung abgeschlossen wird.

Ergebnisse werden für den Herbst erwartet

Bis die Merklinger loslegen können, dauert es aber noch eine Weile. Derzeit untersucht die von der Stadt beauftragte „Steg Stadtentwicklung“ aus Stuttgart das Gebiet erst. Ergebnisse werden für den Herbst erwartet, dann kann der Gemeinderat den endgültigen Beschluss fassen. Danach muss die Landesregierung den Antrag noch genehmigen, denn das Land zahlt einen erheblichen Teil der Zuschüsse. Katz rechnet mit einem Satzungsbeschluss zu Ostern 2020 – wenn das Land zustimmt, womit aber gerechnet wird.

Die Erfahrungen jedenfalls beim bisher schon bestehenden Sanierungsgebiet Marktplatz in der Kernstadt sind positiv. „Wir schließen immer wieder Modernisierungsvereinbarungen mit Hauseigentümern ab“, berichtet der Beigeordnete.