Die Stadt bemüht sich um Lösungen. Doch die Lage ist nicht einfach.

Renningen - Eine traurige Nachricht für alle Renninger Eltern: Die örtliche Praxis des Kinderarztes Werner Plieninger soll zum 1. April 2022 schließen. Wie der Bürgermeister Wolfgang Faißt im Gemeinderat berichtete, wird mit Nachdruck nach einer Lösung gesucht. Doch die Lage ist nicht einfach.

 

Der wachsende Ärztemangel außerhalb der großen Städte ist ohnehin ein immer weiter wachsendes Problem. In Renningen wird es noch mal prekärer dadurch, dass die Kinderärzte weder in Leonberg noch in Weil der Stadt Kapazitäten haben, um Kinder aus Renningen aufzunehmen. Gleichzeitig laufen die Bauarbeiten für das nächste Renninger Baugebiet, das erneut viele Familien mit Kindern in den Ort bringen wird.

„Die Bombe tickt“

Der Ärztemangel ist ein landesweites Problem“, konstatierte der Bürgermeister. Einerseits sei der Bürokratieaufwand für Mediziner in den vergangenen Jahren größer geworden, sodass das Eröffnen einer eigenen Praxis immer unattraktiver werde. Zudem seien die meisten Medizinstudenten Frauen, die später lieber in einem Angestelltenverhältnis in einer großen, zentral gelegenen Praxis bleiben wollen. „Und die Zahl der Ärzte über 50 Jahre ist groß. Das heißt: Die Bombe tickt“, warnte er. „Die Kassenärztliche Vereinigung spricht hier von einem Flächenbrand, der sich überall hin ausbreiten wird.“

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Sollte sich kurzfristig kein Nachfolger finden, könnte ein ärztliches Genossenschaftsmodell eine Übergangslösung bilden, erklärte Wolfgang Faißt. Über einen Antrag bei der Kassenärztlichen Vereinigung soll außerdem sichergestellt werden, dass Kinder, die jetzt Patienten bei Werner Plieninger sind, nach der Schließung in der Kinderklinik Böblingen behandelt werden. Ein Gesundheitszentrum für Renningen ist ebenfalls im Gespräch. Die Bündelung mehrerer Praxen an einem Ort reduziert den bürokratischen Aufwand und sei deshalb für junge Ärzte attraktiver. „Das wird sich aber nur mittelfristig umsetzen lassen, im konkreten Fall der Kinderarztpraxis wird das leider nicht helfen“, so der Bürgermeister.