Die Organisation der Prüfung unter Beachtung der Hygiene-Vorschriften war nicht leicht, berichten die Schulleiter.

Leonberg/Weil der Stadt/Ditzingen - Am Dienstag ging es los: 75 Schülerinnen und Schüler sind am Leonberger Johannes-Kepler-Gymnasium zur ersten Abiturprüfung angetreten, Fach: Deutsch. Wie schon 2020 läuft auch in diesem Jahr in Sachen Organisation einiges anders als sonst. „Wir machen das nach den Vorgaben des Kultusministeriums“, sagt der Schulleiter Roman Peters.

 

Das heißt, dass zwischen auf Covid-19 getesteten und nicht getesteten Abiturienten getrennt wird. Eine entsprechende Vorgabe hatte das Kultusministerium erst am Dienstag vergangener Woche durchgegeben. Ein Testangebot gibt es an dem Leonberger Gymnasium, ein Test von einer Schnellteststation oder Apotheke darf höchstens 48 Stunden alt sein. Während der Prüfung dürfen die Schüler für eine kurze Pause den extra eingerichteten Maskenpausenraum nutzen – „zum Durchatmen“, sagt Peters.

Hektische Tage vor dem Start

Verwunderung ob der kurzfristigen Änderung gab es in Weil der Stadt. 94 Schülerinnen und Schüler haben sich am dortigen Johannes-Kepler-Gymnasium zur Reifeprüfung angemeldet. Die Räume waren eingeteilt, auch die Lehrkräfte zur Beaufsichtigung. „Wir hatten kurz vor der ersten Prüfung alles fertig, die Listen bereits verschickt, und dann wurde alles vom Ministerium durcheinander gewirbelt“, beschreibt Schulleiter Rolf Bayer die hektischen letzten Tage vor dem Abiturstart. Für die zusätzliche räumliche Trennung von getesteten und nicht getesteten Abiturienten musste auch das Aufsichtspersonal verdoppelt werden. „Das ist natürlich ein großer Aufwand“, so Bayer. Er hat besonders die Schüler im Blick: „Die Prüflinge sollen sich zu hundert Prozent konzentrieren können, und sie sollen in erster Linie gesund bleiben.“ Damit am Prüfungstag selbst keine Zeitverzögerung eintritt oder gar Unruhe verbreitet wird, wurden die Testwilligen einen Tag vorher schon in die Schule gebeten.

Schnelltest oder nicht

Die Situation in Ditzingen ist ähnlich: „Eigentlich sollten sie sich auf die Prüfung vorbereiten“, sagt Felix Stadtfeld, der Schulleiter des Gymnasiums in der Glemsaue. Stattdessen mussten sich die 64 Abiturienten kurzfristig entscheiden, ob sie sich wenige Stunden vor der Prüfung einem Corona-Schnelltest unterziehen wollen oder nicht. Auch hier musste in Sachen Personal umgeplant werden. „Wir brauchen doppelt so viele Aufsichtskräfte“, erklärt Stadtfeld. Es wäre geschickter gewesen, wären die Schulen frühzeitiger informiert worden.

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Für die Abiturprüfung im Fach Deutsch mussten auch die Schülerinnen und Schüler am Leonberger Johannes-Kepler-Gymnasium eine Maske tragen, außerdem waren alle Fenster für den ganzen Prüfungszeitraum geöffnet. „Die Mitschüler am Fenster mussten häufiger ihre Blätter vom Boden aufheben, wenn ein Windstoß kam“, berichtet Abiturient Paul Keilbach. Das Tragen der Maske sei aber in Ordnung gewesen. Den Maskenpausenraum habe kaum jemand genutzt.

Ungewisse Wochen

Als „anstrengend und stressig“ bezeichnet seine Klassenkameradin Liv Gallenmiller die Abiturprüfung. Ihre Kommilitonin Luise Burth spricht über die ungewissen letzten Wochen. „Es gab ja dauernd neue Regeln.“ Es sei etwa unklar gewesen, ob nun eine Testpflicht besteht.

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Anders war für die Schülerinnen und Schüler auch die Vorbereitung auf das Abitur – schließlich befanden sie sich in den vergangenen Monaten zu großen Teilen im Homeschooling. „Das verlangt viel Disziplin ab“, sagt Liv Gallenmiller. „Und es hängt von dir selbst ab, ob du’s hinbekommst.“ Emily Strauß, ebenfalls Abiturientin am Leonberger JKG, empfand die Vorbereitung auf sprachliche Fächer schwierig: „Wir haben im Homeschooling weniger gesprochen, es gab einfach keinen Austausch mit einem Partner, der neben dir sitzt.“ Dass das Kultusministerium den Abiturienten eine halbe Stunde extra Prüfungszeit gegeben hatte, machte nach den Angaben der vier Schüler wenig Unterschied.

Disziplin und Eigenverantwortung

Als „individuell“ beschreibt die Korntaler Abiturientin Jessica Wetzler das Abitur in Coronazeiten: Jeder sei für sich selbst zuständig, das erfordere viel Disziplin und Eigenverantwortung, sagt die 17-Jährige. In Deutsch sei es recht gut gelaufen, berichtet Wetzler. Gerade Deutsch sei ein Fach, in dem die Abi-Vorbereitung relativ selbstständig erfolgte, sagt sie – für sie sei es „nicht unbedingt neu“, Dinge selbstständig zu lernen.

Bei Mathe sehe es etwas anders aus. „Bei dem Fach ist sehr viel Erklärung durch den Lehrer notwendig und Präsenzunterricht essenziell. Beides fehlt“, sagt die 17-Jährige. „Und es ist schon auch ein Unterschied, ob man durch eine Maske atmet oder nicht“, sagt Jessica Wetzler. „Ich musste öfter Pausen machen. Es war ein Gefühl wie in einem stickigen, schlecht belüfteten Raum“, beschreibt sie.

Nach dem Abi geht Jessica Wetzler zur Polizei, das Auswahlverfahren hat sie erfolgreich bestanden. Es sei vorstellbar, dass es Absolventen wegen Corona schwerer fallen könnte, einen Job, Ausbildungs- oder Studienplatz zu bekommen. „Andererseits haben Arbeitgeber vielleicht Respekt vor uns, weil wir durchgehalten haben,“ so die 17-Jährige.