Marc Biadacz (CDU) holt das Direktmandat, sieht seine Partei aber in der Krise. Für Jasmina Hostert ist die SPD der klare Wahlsieger.

Kreis Böblingen -

 

Einen Tag nach der Bundestagswahl bleibt Marc Biadacz (CDU) und Jasmina Hostert (SPD) aus Böblingen kaum Zeit, ihr Ergebnis zu verdauen. Schon stehen die ersten Termine in Berlin an.

Klare Worte nach der Niederlage: Keine Pause für Marc Biadacz: „Den ersten Tag habe ich zum Aufräumen genutzt: Schreibtisch, Wahlkampfauto und was so liegen geblieben ist“, sagt der alte und neue Inhaber des Direktmandats. Doch am Tag nach der historischen Wahlschlappe der Union findet Biadacz am Telefon klare Worte: „Wir haben die Wahl verloren. Punkt, aus.“ Da gebe es nichts zu beschönigen. „Da wir nicht stärkste Kraft geworden sind, haben wir auch keinen Regierungsauftrag“, sagt der 42-Jährige, der am Montag um 16.15 Uhr wieder in seiner Zweitheimat Berlin gelandet ist.

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Deshalb hält er nichts davon, jetzt die Möglichkeiten einer Regierungsbildung auszuloten. Biadacz: „Jetzt ist die SPD am Zug und wir sollten uns zurückhalten. Vielleicht ist es auch mal gut, dass jetzt so eine Zäsur kommt und wir in die Opposition gehen. Es muss einen Neuanfang geben.“ Das könne die Partei nutzen, um die Wahlschlappe aufzuarbeiten und sich neu zu strukturieren. Trotzdem schaut er mit Interesse auf die Sondierungen rund um die SPD. Der Ball liege da am ehesten im Spielfeld der Liberalen unter Christian Lindner, bei denen „es spannend sein wird, zu beobachten, wie sie reagieren“, sagt er. Biadacz glaubt, dass hier ein weiter Weg zu gehen sein wird. Sagt aber auch klar: „Wenn sich SPD, Grüne und SPD nicht einigen, stehen wir natürlich bereit.“

Erste Fraktionssitzung Jasmina Hostert hat eine unruhige Nacht verbracht. Zwar war sie am Sonntagabend bereits gegen 23 Uhr von der Wahlparty nach Hause gegangen. „Doch dann klingelte ständig das Handy, und es trudelten viele Nachrichten ein.“ Zwei, drei Stunden habe sie dann geschlafen und sei wieder aufgewacht – vor lauter Aufregung. Am Montag ging es dann um 12.22 Uhr los vom Böblinger Bahnhof. Das Ziel: Berlin.

Dort steht bereits am Dienstag die erste Fraktionssitzung an. „Da treffen sich die amtierenden und die neuen Fraktionsmitglieder“, sagt Hostert. Anschließend gebe es noch eine Sitzung der gewählten Mitglieder aus Baden-Württemberg. Am Mittwoch- und Donnerstagvormittag dann nimmt die frisch gewählte SPD-Abgeordnete auch noch zwei Einführungen für neue Abgeordnete mit. „Am Donnerstagnachmittag fahre ich wieder nach Hause“, sagt Hostert, die im siebten Monat schwanger ist. Ob sie ihr Mandat im Böblinger Gemeinderat weiterhin ausführen wird, will sich die neue Bundestagsabgeordnete noch überlegen.

Eines steht für Hostert aber fest: „Die SPD hat die Wahl gewonnen. Deshalb müssen wir mit Olaf Scholz den Kanzler stellen.“ Für eine Koalition kämen wohl nur noch Grüne und FDP in Frage. Eine große Koalition schließt sie kategorisch aus.