Die Universitätsstadt Tübingen hat ihre Bürger erstmals per Handy-App zu aktuellen Themen befragt.

Leonberg/Tübingen - Ein neues Hallenbad? Das ist mir sehr wichtig. Antippen, weiter wischen. Und wie lang soll das Becken sein? 25 Meter sind genug. Antippen, weiter wischen. Ein neuer Konzertsaal? Weniger wichtig. Ein letztes Mal antippen und dann abschicken.

 

Das sind nur drei Fragen und Antwortmöglichkeiten aus der jüngsten Bürgerbefragung der Stadt Tübingen im März, deren genaue Ergebnisse der Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) am Montag vorstellen will. Mit am Tisch sitzen wird dann Armin Bär. Er ist Geschäftsführer des Start-ups Aaronprojects aus Leonberg, das die Befragung erst möglich gemacht hat. Denn die Abstimmung wurde bundesweit zum ersten Mal per Smartphone-App durchgeführt. 76 000 wahlberechtigte Tübinger ab einem Alter von 16 Jahren durften mitmachen. Knapp 12 000 haben sich die „Bürger-App“ heruntergeladen und ihre Stimme abgegeben. Das entspricht einer Beteiligung von rund 15 Prozent.

So werden Jüngerer erreicht

„Wir haben schon einige kommunale Service-Apps programmiert“, erzählt Armin Bär. „Dann haben wir überlegt, wie wir die Leute wirklich für lokale Themen erreichen können.“ So entstand die Idee zur Abstimmungs-App. Aaronprojects stellte sie verschiedenen Kommunen vor. „Dann kam Boris Palmer auf uns zu, da er eine ähnliche Idee für Tübingen hatte. Gemeinsam wurde dann die App entwickelt“, berichtet der Geschäftsführer. 172 000 Euro kostete das Ganze. 92 000 Euro betrug der Anteil der Stadt Tübingen, die wiederum 72 000 Euro Fördermittel vom Land erhielt.

Bürgerbefragungen werden in der Universitätsstadt zwischen zwei- und viermal im Jahr eingesetzt. „Nur alle fünf Jahre den Gemeinderat wählen zu dürfen, ist vielen Menschen zu wenig. Die Tübinger Bürger-App macht die Mitbestimmung in Sachfragen ganz einfach und bequem“, sagt Boris Palmer. Mit dem ersten Versuch der Handy-Abstimmung ist er zufrieden. „Es macht mir Mut, wenn jetzt die Wahlbeteiligung bei den Jüngeren höher ist und wir ein Instrument gefunden haben, um sie zu erreichen“, sagt Palmer. Das war das wichtigste Ziel der Bürger-App.