Schafhausen feiert seine erste urkundliche Erwähnung vor 750 Jahren. Die Siedlung gibt es aber schon länger.

Es gibt etwas Großes zu feiern“, sagte der Bürgermeister Christian Walter und meinte damit die erste urkundliche Erwähnung von Schafhausen vor 750 Jahren. Aus diesem Anlass hatte der Heimatverein Schafhausen zusammen mit der Stadt Weil der Stadt jüngst zu einem Heimatabend in die Festhalle eingeladen.

 

Drei Mühlen, ein Weinberg und eine Kirche

Zwar besteht Schafhausen schon deutlich länger, erklärte der Vereinsvorsitzende Ernst Haag, aber urkundlich erwähnt wurde es erstmals 1272. Damals vermachte die Witwe Adelheid von Weil ihrem Sohn Konradin bei dessen Eintritt ins Kloster Herrenalb verschiedene Güter, unter anderem die Zinsen aus einer Wiese in Schafhausen. Doch aus späteren Abschriften des Codex Hirsaugiensis haben die Heimatforscher Erwähnungen von Schafhausen schon im 12. Jahrhundert gefunden.

Dort werden drei Mühlen, ein Weinberg und eine Kirche erwähnt, erklärte Ernst Haag. Es sei aber von einer viel längeren Besiedlung auszugehen, schon um 790 treten die Grafen von Calw als Besitzer Schafhausens in Erscheinung. Eine lange Reihe wechselnder Herrschaften folgte, bis es schließlich in den Besitz des Klosters Hirsau und nach der Reformation in die Verwaltung des Klosteramtes kam. Nach dessen Auflösung gehörte Schafhausen zum Oberamt Calw, später zu Böblingen und von 1938 bis 1973 zum Landkreis Leonberg.

In der Würm wurden die Schafe gewaschen

Der ehemalige Lehrer Ernst Haag, der in Schafhausen aufgewachsen ist, befasst sich schon lange mit der Geschichte des Ortes und hat das umfangreiche Ortssippenbuch verfasst. In seinem Vortrag schilderte er die wechselhafte Geschichte des ehemaligen Bauerndorfes mit dem Schaf und dem Bischofsstab im Wappen. Der Ort ist durch seine Lage inmitten der hügeligen Heckengäu-Landschaft mit Wiesen und Heide prädestiniert für die Schafzucht. Begünstigt hat diese auch die vorbeifließende Würm, in der die Tiere vor der Schur gewaschen wurden. Noch 1936 seien 5000 Schafe zum Waschen hergetrieben worden, schilderte Ernst Haag.

Heute gibt es zwar noch mehrere landwirtschaftliche Betriebe, aber praktisch keine Schafe mehr im Ort. Der letzte hauptamtliche Schäfer Fritz Weida diente als Vorbild für eine Bronze-Skulptur, die mitten in der Ortsmitte steht und einen Schäfer mit Hund und zwei Schafen rund um einen Brunnen zeigt. Geschaffen hat den 2009 eingeweihten Schäferbrunnen der Renninger Künstler Gerhard Längerer, der auch Vater der Figuren des Weiler Narrenbrunnens ist.

1872 kam die Schwarzwaldbahn

Mit der Reformation im 16. Jahrhundert wurde das württembergische Schafhausen protestantisch. Die Cyriakuskirche, deren Wurzeln bis ins elfte Jahrhundert zurückreichen, die mehrmals umgebaut wurde und einmal abbrannte, wurde 1585 vergrößert, weil aus Weil der Stadt und Dätzingen viele protestantische Glaubensgenossen nach Schafhausen zum Gottesdienst kamen.

Der Ort an der Würm mit heute rund 2300 Einwohnern, war bis zum Bau der ersten Brücke 1792 von der anderen Flussseite her nur über zwei Furten zu erreichen. In einer Oberamtsbeschreibung von 1850 heißt es über die Schafhausener: „Die Einwohner halten auf äußere Zucht und Ordnung, sind sparsam und äußerst fleißig. Schon den Kindern wird das Verlangen, etwas zu verdienen, eingepflanzt“. Völlig neue Verdienstmöglichkeiten eröffneten sich den damals rund 700 Einwohnern, als sie 1872 mit einer eigenen Station an die Württembergische Schwarzwaldbahn angeschlossen wurden. 1903 gab es das erste Telefon im damaligen Gasthaus Sonne, ab 1906 ein öffentliches Telefon. 1908 erhielten die ersten 18 Häuser elektrische Leitungen und ab 1909 Hauswasserleitungen.

Man will nicht zu Weil der Stadt, sondern zu Sindelfingen gehören

Nach dem Zweiten Weltkrieg trafen zahlreiche Flüchtlinge im Ort ein, es begann eine rege Bautätigkeit. Doch der Einzelhandel und die Gastronomie erlebten eine gegenteilige Entwicklung. Hatte Schafhausen laut Ernst Haag einst parallel sieben Gasthäuser und noch in den 1960er-Jahren fünf Gemischtwarenläden, so gibt es heute nichts mehr davon. Man ist also darauf angewiesen, auswärts einzukaufen.

Gar nicht zufrieden zeigten sich die Schafhausener damit, dass sie im Zuge der Gemeindereform nach Weil der Stadt eingemeindet werden sollten. Bei einer Bürgeranhörung 1971 sprachen sich die meisten zunächst für ein Zusammengehen mit Sindelfingen aus, was aber das Innenministerium nicht genehmigte. Den Gedanken, mit Grafenau vereinigt zu werden, lehnten sie aber ebenso vehement ab, sodass sie 1973 doch mit großer Mehrheit für Weil der Stadt stimmten.

Die Vereine machen den Ort heute aus

„In Schafhausen gibt es einige florierende Vereine, in denen man sich trifft. Das ist es, was den Ort heute ausmacht“, sagte Ernst Haag auf Nachfrage. Der 1989 gegründete Heimatverein ist mit Veranstaltungen wie den Theatertagen und dem Tag des offenen Scheunentors einer davon. Jürgen Katz, der Erste Beigeordnete der Stadt, der in Schafhausen lebt, erhielt von Ernst Haag ein Exemplar der für das Jubiläum geprägten Münzen als Dank dafür, dass er es geschafft habe, die 1801 gebaute Zehntscheuer auf dem Schafberg komplett in den Besitz der Stadt zu bringen. Der Heimatverein sammelt dort historische Exponate.