Das traditionelle Fest lockt trotz Regen viele Besucher an.

Leonberg - Erst kommt die Bierdusche, dann der Regenguss. Bei der Eröffnung des 47. Eltinger Straßenfestes am Samstagnachmittag bleibt Oberbürgermeister Martin G. Cohn nichts erspart: Es braucht sechs Schläge des Linkshänders, bis am Ende der Zapfhahn bricht. Doch mit ein paar Tricks und mithilfe seines Autoschlüssels kann der Rathauschef doch etliche Gläser für die ersten Festgäste zapfen. Mit musikalischer Umrahmung der Jugendkapelle und Jugendgruppe des MV Lyra Leonberg gibt es zum Bier frischen Zwiebelkuchen aus dem Backhaus.

 

Das Vergnügen währt allerdings nur kurz, denn ein kräftiger Regenschauer zieht über Eltingen hinweg. Doch von einer richtigen Überschwemmung bleibt die volkstümlich „Hafengasse“ genannte Glemsstraße verschont. In früheren Zeiten stand hier das Hochwasser teilweise bis zu einem halben Meter auf der Straße. Ein Vergnügen damals für die Kinder, die im Wasser plantschten oder in Zubern herum paddelten. So wurde die Straße kurzerhand in „Hafengasse“ umbenannt.

„Jeder schafft gerne mit“

Gefeiert wird in der Hafengasse seit 1973. Bereits in den 30er Jahren hatte der Musikverein Lyra Eltingen im Brauereigarten ein Gartenfest gefeiert. Als das dort nicht mehr möglich war, kam die Idee auf, ein Straßenfest zu feiern, gemeinsam mit der Chorgemeinschaft Eltingen, die für das Backen des Zwiebelkuchens zuständig ist. Bis heute wird hier gerne gefeiert, und rund 120 Helfer sind an dem Wochenende immer dabei. „Jeder schafft gerne beim Straßenfest mit“, weiß Roland Rössler, der Ehrenvorsitzende, der im Mai sein Amt als erster Vorsitzender an Margarete Berndt übergeben hat. Damit steht in der 122-jährigen Vereinsgeschichte erstmals eine Frau an der Spitze. Sie spielt aber nicht aktiv mit: „Es ist Tradition im Verein, dass der oder die Vorsitzende sich nicht unter die Musiker mischt, das war auch bei meinem Vorgänger so.“

Mittlerweile haben sich die Lyra Eltingen und die Leonberger Stadtkapelle zum Musikverein Lyra Leonberg zusammengeschlossen und feiern das erste Mal gemeinsam das Fest. Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit wartet eine große Aufgabe auf die Vorsitzende. „Nach dieser gelungenen Fusion wollen wir noch stärker zusammenwachsen, dazu soll eine neue, einheitliche Uniform für die 75 Musiker beitragen“, sagt Margarete Berndt. Und auch für die Jugend sollen neue Outfits angeschafft werden. Dazu läuft derzeit ein sogenanntes Crowdfunding auf Facebook, bei dem Spenden für die Uniformen gesammelt werden, die mehrere tausend Euro kosten. Die Volksbank Leonberg-Strohgäu verdoppelt alle Spenden für dieses Projekt mit maximal 50 Euro. „Wir hoffen, dass wir die neuen Outfits schon zu unserem Jahreskonzert am 16. November in der Stadthalle tragen können“, sagt die Vereinschefin Margarete Berndt.

Das wird sportlich, denn die reine Produktionszeit beträgt 12 Wochen, und noch hat sich der Verein nicht für eine konkrete Uniform entschieden. Mehrere Varianten für Hose, Weste, Hemd und Sakko stehen zur Auswahl. Auch die Stadt unterstützt die Aktion und gibt im Rahmen der Vereinsförderrichtlinien 38 000 Euro zum Kauf der Uniformen dazu. Und auch beim Aufbau des Straßenfestes stand die Stadt diesmal hilfreich zur Seite. Der Bauhof hat erstmals wieder die Absperr- und Halteverbotsschilder aufgestellt. Diese Aufgabe war 2017 an die Vereine verwiesen worden. Ab sofort, so kündigt der OB an, übernimmt diese Aufgabe wieder der Bauhof.

Dauerbrenner Zwiebelkuchen

Und obwohl der Samstag reichlich feucht bleibt, gingen doch 60 Zwiebelkuchen über den Tresen, viele haben sich mit großen Regenschirmen ausgestattet und ihr Essen zum Mitnehmen für zuhause geholt. Und gut 50 Unentwegte sind auch am Abend beim Pop-Rock Konzert der Band Tonic dabei, trotz Regen. Am Sonntag herrscht bestes Festwetter. Die Besucher flanieren trockenen Fußes durch die Hafengasse, musikalisch begleitet von den Musikvereinen aus Korntal, Magstadt, Gerlingen und Waldenbuch.