Eva Bitter, sechsfache Deutsche Springmeisterin der Amazonen, lehrt ihre Schüler im Leonberger Tilgshäusle den Weg zum rhythmischen Reiten. „Erst dann habe ich Einfluss auf den Galoppsprung des Pferdes.“

Leonberg - Sturmtief Sabine hat am gestrigen Pferdemarktmontag zwar alles kräftig durcheinandergewirbelt, doch so viel Kraft, um das traditionelle Seminar für Reitlehrer im Reiterzentrum Tilgshäusle zu kippen, hatte es dann doch nicht – allein ein Stromausfall in der großen Halle, der schnell behoben werden konnte, erforderte ein wenig Improvisation. Allerdings fanden nicht so viele interessierte Zuschauer wie in den vergangenen Jahren den Weg zum Zentrum des Reit- und Fahrvereins Leonberg. Einige ließen sich wohl doch von den Wetterkapriolen abschrecken. Referentin Eva Bitter aus Bad Essen bei Osnabrück war vorausschauend schon am Abend zuvor mit dem Zug angereist. „Ursprünglich wollte ich am selben Tag morgens nach Stuttgart fliegen und bin froh, dass ich mich anders entschieden habe“, sagte die 46-jährige Pferdewirtschaftsmeisterin, die zwischen 2003 und 2014 sechs deutsche Meistertitel im Springreiten bei den Amazonen gewann. Sie betreibt mit ihrem Lebenspartner Marco Kutscher, der unter anderem bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen Bronze im Springreiten gewann, einen Turnierstall in Bad Essen.

 

Um international durchzustarten, fehlte Eva Bitter auch das richtige Pferd. „Und meine Motivation, Turniere zu reiten, ist nicht mehr so groß, mir macht es mehr Spaß, die Pferde auszubilden“, sagte sie. Beim Reitseminar in Leonberg lautete ihr Thema „Der Weg zum rhythmischen Reiten.“ Jeweils drei „Probanden“ in drei unterschiedlichen Gruppen zeigten anschaulich ihre Trainingsmethode, die mit leichten Lektionen begann, auf zahlreichen Wiederholungen basierte und das Ziel hatten, einen kleinen Springparcours zu bewältigen. Die wichtigen Grundlagen zu Beginn: Schritt, leichter Trab, Übergänge vom Trab zum Galopp, ein schwungvoller Trab nach vorne. „Sinnvoll ist es auch für Springreiter, zweimal pro Woche Dressurarbeit in die Übungsstunde einzubauen.“ Gerne lässt Eva Bitter Ross und Reiter über zwei Cavaletti, das sind kleine Hindernisse knapp über dem Boden, springen. „Diese kann man mit verschiedener Galopp-Anzahl dazwischen bis zur Perfektion ausreizen“, sagte Bitter. „Erst wenn ich rhythmisch reite, habe ich Einfluss auf den Galoppsprung des Pferdes.“

Diese Übungseinheit zum Pferdemarktmontag hat Vielseitigkeitsreiterin Kaya Biesinger vom Leonberger Pferdesportzenrum Benzenbühl gerne mitgenommen. Mit ihrem Wallach Quantum bestreitet sie vorwiegend Springprüfungen, hin und wieder ist sie mit ihm aber auch in der Dressur unterwegs. „Das rhythmische Reiten brauche ich bei allen Disziplinen, auch in der Vielseitigkeit. Die Übungen, die wir heute gemacht haben, kann ich gut in mein Training einbauen.“ Nach den jungen Pferden schaute sich Eva Bitter in der nächsten Gruppe die Zehn- bis Fünfzehnjährigen an. Auch hier verschaffte sie sich zunächst einen Gesamteindruck, führte Pferd und Reiter Schritt für Schritt zum Hindernisparcours.