Das Gymnasium Rutesheim feiert sein 25-jähriges Bestehen mit einem Festakt. Es ist ist die einzige Schule im Landkreis Böblingen, die nach dem G 9-Modell arbeitet.

Es ist vergleichsweise noch jung an Jahren, das Gymnasium Rutesheim, das gerade sein 25-jähriges Bestehen feiert. Etliche Gymnasien in der Umgebung können auf eine viel längere Geschichte zurückblicken. Aber in Rutesheim gibt es ein Alleinstellungsmerkmal, das diese Schule für viele Eltern und Kinder besonders attraktiv macht: Sie arbeitet als einzige im Landkreis Böblingen nach dem G 9-Modell.

 

Hier können Schülerinnen und Schüler, wie früher vor Einführung von G 8 üblich, erst nach neun Schuljahren am Gymnasium das Abitur machen. Gerade haben 120 Schülerinnen und Schüler aus dem ersten Jahrgang des 2013 begonnenen Schulversuchs die Reifeprüfung abgelegt, mit einem Notendurchschnitt von 2,0, dem besten Ergebnis, das bisher in Rutesheim erreicht wurde, wie der Schulleiter Jürgen Schwarz beim Festakt am Donnerstag verkündete.

Aus einer Not heraus entstanden

Dabei ist die Schule aus einer Not heraus entstanden. Als nämlich in den 1990er-Jahren die Gymnasien rund um Rutesheim deutlich machten, dass ihre Aufnahme-Kapazitäten bald erschöpft sind, musste eine Lösung her. Das galt auch für Weissach und die Gemeinden aus dem Altkreis Leonberg, Heimsheim, Mönsheim, Friolzheim und Wimsheim im Enzkreis.

Sandra Beck-Lankocz aus Wimsheim, die als stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende ein Grußwort beim Festakt sprach, erklärte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass sie ihre Kinder zwar auch wegen des hervorragenden Gymnasiums und der Möglichkeit, G 9 zu machen, nach Rutesheim schicke. Aber auch in Rutesheim selbst sieht sie ihre Kinder im Vergleich zu Pforzheim besser aufgehoben. „Sie sind da einfach sicherer“, meinte sie.

Im jetzt zu Ende gehenden Schuljahr besuchen etwa 400 Jugendliche aus dem Enzkreis die Schule in Rutesheim. Dazu kommen rund 140 aus Weissach und 250 aus der Stadt Leonberg. Insgesamt ist die Schülerzahl aus den bescheidenen Anfängen von 136 im Jahr 1997 auf inzwischen etwa 1400 gewachsen. Zwischen diesen Jahren lag nicht nur der Neubau des Gymnasiums auf der grünen Wiese 1999, sondern auch noch ein Erweiterungsbau, der drei Jahre später in Betrieb genommen wurde.

Ausgezeichneter Ruf über die Stadt und den Landkreis hinaus

Dem damaligen Bürgermeister Wilfried Reichert sei es maßgeblich gelungen, bei der Finanzierung dieses millionenschweren Projekts die Gemeinden aus dem Enzkreis mit ins Boot zu holen, erklärte die Bürgermeisterin Susanne Widmaier. Das Gymnasium habe zu Recht „einen ausgezeichneten Ruf über unsere Stadt und unseren Landkreis hinaus und ist über alle Maßen erfolgreich“, lobte sie als Vertreterin des Schulträgers die vielfach ausgezeichnete Oberschule, der sie eine „herausragende Akzeptanz“ bescheinigte. Diese erkenne man jedes Mal, wenn die neuen Fünftklässler angemeldet werden und man hoffe, dass die Zahlen im Rahmen bleiben.

„Wir können aus Platzgründen nur sechs Parallelklassen bilden und müssen daher im Vorfeld schon sehen, dass die Anmeldezahlen dies nicht sprengen“, sagte sie und machte klar, dass sie eine „manchmal gewünschte Erweiterung der Schule“ für äußerst kritisch halte.

Denn für sieben Parallelklassen brauche es nicht nur ein paar Klassenzimmer mehr, sondern es brauche von allem mehr – wie weitere Fachräume, eine zusätzliche Sporthalle oder eine größere Mensa. Auch könne die Robert-Bosch-Straße noch mehr Verkehr bei heute schon über 2000 Schülerinnen und Schülern und 200 Lehrkräften im gesamten Schulzentrum „nur sehr schwer verkraften“.

Der Schulleiter Jürgen Schwarz, der 2009 als Nachfolger von Michael Kilper nach Rutesheim kam und zu dessen Team 100 Lehrkräfte gehören, zeigte einen von Schülern und Lehrkräften produzierten Film, der die Werte, für die die Schule steht, thematisiert, wie etwa up to date, innovativ und demokratisch sein, Courage haben sowie kommunikativ, sozial, sportlich, präzise und musikalisch sein. Das Gymnasium Rutesheim ist ein richtiger, lebendiger Organismus, sagte er. Tag für Tag gehen hier 1500 Menschen ein und aus.

Schülerinnen und Schüler als „wahre Ehrengäste“

„Hier ist Leben“, betonte er mit Bezug auf das Jubiläumsmotto „Schule.Lernen.Leben“. „Bei allem unserem Tun leitet uns die Frage, was bringt es unseren Schülerinnen und Schülern“, erklärte er. „Die Begegnungen mit euch sind eine permanente Erinnerung daran, dass das Leben Zukunft hat“, rief er den „wahren Ehrengästen“, den Schülern, zu. „Ihr macht Schule erst lebendig“, so Jürgen Schwarz. Lebendig machte den Festakt auch ein viel beklatschtes Projekt-Orchester aus Schülern, Eltern und Lehrkräften, das den Festakt musikalisch umrahmte.

„Ich freue mich, dass hier ein Schulleiter ist, der Bildung ganzheitlich denkt“, sagte die Leonberger CDU-Landtagsabgeordnete und Staatssekretärin Sabine Kurtz, die sich an die politischen Themen aus ihrer eigenen Schulzeit erinnerte, die heute noch aktuell seien. „Junge Menschen müssen lernen, die richtigen Fragen zu stellen und wie sie darauf Antworten finden.“ Es gelte, nicht nur Fachwissen, sondern auch Orientierungswissen zu vermitteln.