Vor zehn Jahren wurde das sanierte Klösterle in Weil der Stadt eröffnet. Genauso lange wird an der Erneuerung des Nordflügels geplant. Jetzt liegt der finale Entwurf vor.

Als im Jahr 1635 eine gewaltige Pestwelle über Deutschland rollte, konnte keiner ahnen, welche Auswirkung dieses Ereignis noch über 350 Jahre später haben würde. Im von der Pest gebeutelten Weil der Stadt ließen sich damals Kapuziner als Missionare nieder – und bauten ein Hospiz, im Volksmund „’s Klösterle“ genannt.

 

„Reisset den alte Kotter ab“, hieß es nach Jahren des Verfalls. Zum Glück wurde das aber nie realisiert. Der Tenor ändert sich stattdessen, im April 2004 wird der Förderverein Klösterle ins Leben gerufen. Ideelles und finanzielles Engagement war gefordert, um Projekte rund um das baufällige Klösterle zu verwirklichen. Motiviert und extrem engagiert wirken die vier Vorstandsmitglieder des Vereins auch heute noch.

Und das müssen sie auch sein. Schließlich stellt die noch immer anstehende Sanierung des Nordflügels eine ganz besondere Herausforderung dar. Im Jahr 2017 kaufte die Stadt den Nordflügel, dieser soll trotz klammer Stadtkasse saniert werden. Allerdings muss Weil der Stadt in den nächsten Jahren noch sehr große und notwendige Projekte finanzieren. Wichtig für den Förderverein ist nun, dass die Renovierungen trotz allem nicht aus den Augen verloren werden.

Ein Gebäude mit historischem Wert

„In Fachkreisen hat dieses Gebäude hier übrigens einen ganz hohen Stellenwert“, meint Willi Dongus vom Förderverein. Es ist eines der wenigen ehemaligen Kapuzinerklöster, das in seiner Grundsubstanz fast unverändert erhalten ist. Dann wird Tacheles geredet: „Wir wollen hier die geleistete Planungsarbeit, das geht jetzt über fünf Jahre, abschließen und konservieren“, erklärt Rolf Blumhardt, erster Vorsitzender des Fördervereins.

Genehmigungsfähige Pläne sind bereits erarbeitet. „Und wenn man eine Baugenehmigung hat, kann man auch in Verhandlung mit den Finanzgebern und dem Landesdenkmalamt für Zuschüsse treten“, sagt Vorstandsmitglied Josef Baur. „Ohne Pläne geht das nicht.“

Auch deshalb hat der Vorstand ein Nutzungskonzept für die Zeit nach der Sanierung entwickelt. Sieben Weil der Städter Kultureinrichtungen haben die räumliche Gestaltung des Nordflügels zudem als wesentlichen Beitrag zur Förderung der Kunst, Kultur und Bildung eingestuft. „Die entsprechenden Vorstände haben auch unterzeichnet. Somit haben wir etwas in der Hand, wenn es darum geht, was machen wir denn dann mal mit dem Klösterle“, erläutert Baur. Denn das Kosten-Nutzen-Verhältnis und die knappen Finanzmittel der Stadt spielen bei dem Sanierungsvorhaben eine große Rolle.

Klassik im Klösterle“ ist erfolgreiche Veranstaltungsreihe

Seit zehn Jahren wird das Klösterle bereits für vielfältige Veranstaltungen genutzt. Mit Moritz Winkelmann, dem künstlerischen Leiter von „Klassik im Klösterle“, werden Künstler nach Weil der Stadt geholt, die ansonsten nur auf internationalen Bühnen stehen. „Und das imponiert mir am meisten“, erklärt Blumhardt.

Die Nutzung reicht von klassischer Musik bis Jazz über Gemeinderatssitzungen und Vorträge hin zu privaten Veranstaltungen. „Das ist für uns Motivation, einfach weiterzudenken und den Bau mit zu unterstützen und in einen Zustand zu bringen, der dann ähnlich ist wie drüben“, erläutert Blumhardt und zeigt auf den bereits renovierten früheren Kirchenteil.

Der Förderverein Klösterle sieht sich dabei besonders in der Rolle des Unterstützers und Motivierers. „Uns gehört das Klösterle nicht, das muss man ganz klar sagen“, betont Blumhardt. Trotzdem versuchen die Vorstandsmitglieder anzuschieben, haben etwa zweieinhalb Jahre mit dem Architekten und der Stadt Pläne diskutiert.

Der Planentwurf zur Renovierung des Nordflügels liegt nun vor und wird am Samstag zum zehnjährigen Jubiläum vorgestellt. Eine große Glasfront soll den Blick auf die klösterliche Wand des Kreuzgangs freigeben. Das Foyer im Bereich des Kreuzgangs öffnet dabei den Blick nach oben in die Galerie. Zudem soll das Klösterle barrierefrei werden. Ein Spindelaufzug, der geringere Betriebskosten als ein hydraulisch betriebener Aufzug erfordert, soll ebenfalls eingebaut werden.

Jubiläum soll Förderverein wieder in den Fokus rücken

Die Pläne überzeugen: „Die Stadt hat nun auch zugesagt, die genehmigungsfähigen Pläne zu beauftragen“, erklärt der Vorsitzende. Dem Verein ist es wichtig, dass die Sanierung nun langsam in die Gänge kommt, gerne auch stufenweise. „Der nächste Schritt ist, dass wir eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Landesdenkmalamt bekommen“, meint Baur. Danach kann das Gebäude ausgeräumt werden.

Wichtig ist dem Förderverein auch das Signal: Hier tut sich etwas. Die Jubiläumsfeier am Samstag solle das Klösterle deshalb wieder in den Fokus rücken und die Leute, auch die „Meinungsmacher“ im Rathaus, aufrütteln. Neue Mitglieder zu gewinnen, steht ebenfalls auf der Agenda. Seit der Gründung hat der Förderverein des Klösterle fast 400 000 Euro an Spenden und Mitgliedsbeiträgen gesammelt.

Zehn Jahre Klösterle

Festakt
 Um das zehnjährige Bestehen des Fördervereins zu feiern, steigt am Samstag, 17. September, das große Jubiläumsfest im Klösterle. Um 11 Uhr leitet ein musikalischer Beitrag von „Klassik im Klösterle“ die Feierlichkeiten ein, gleich im Anschluss beginnt der Festakt mit Bürgermeister Christian Walter. Um 11.45 Uhr folgt ein Vortrag zur Geschichte des Gebäudes.

Kulturprogramm
 Teil des großen Jubiläumsfest ist selbstverständlich auch die Musik. Es spielen: 12.30 Uhr, „Klassik im Klösterle“; 14.30 Uhr, Groove Tonight mit Julia Graff; 16.15 Uhr, Raimund Wolf am Flügel; 17.15 Uhr, Manufakturchor; 18.15 Uhr, „Just Friends“ präsentiert von Livekultur Pur. Um 16.45 Uhr tanzen die AHA-Zigeuner. Es gibt zudem eine ganztägige Ausstellung des Fotoclubs Schwarzweiß. Für die Bewirtung sorgen die Metzgerei Heinkele und der Fanfarenzug.

Vorträge und Führungen
 Um 12 und 15.15 Uhr werden die Pläne für den Nordflügel vorgestellt. Um 13 und 15.45 Uhr werden Führungen durch den Nordflügel geboten. Um 17.45 Uhr erzählen die Nachtwächter Anekdoten und Geschichten rund um das Klösterle und laden um 20.30 Uhr schließlich auf einen Rundgang ein.