Die Firma Wohninvest will das Gebäude instand setzen, weitere Mieter suchen und dann wieder verkaufen.

Leonberg - Die Wohninvest Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Fellbach hat das Leonberger Einkaufszentrum Römergalerie erworben. Wie aus Marktkreisen zu hören ist, soll der Kaufpreis bei etwa 30 Millionen Euro gelegen haben. Ziel des neuen Investors ist es, weitere Flächen in dem Gebäude zu vermieten, einiges an Instandhaltung vorzunehmen und es dann wieder zu veräußern. Dazu sollen laut Angaben der inhabergeführten Firma auch etwa 2,5 Millionen Euro an Kapital über die Crowdinvesting-Plattform Exporo eingesammelt werden. Versprochen werden den potenziellen Anlegern 5,5 Prozent Zinsen bei einer Laufzeit bis 30. Juli 2019. Die Wohninvest wolle derzeit verschiedene Eigenkapitalpartner testen und dann entscheiden, mit wem sie bei ihrem angestrebten Wachstum weiter zusammenarbeiten möchte.

 

Dere ursprünglich Eigentümer der Römergalerie, der sie im Jahr 2000 errichten ließ, war einst ein Dreiländer-Fonds. Später war es Balandis, die ihr deutsches Immobilienportfolio vor rund einem Jahr an ein Joint Venture (Värde Partners und Accom) veräußerte. Colliers International Stuttgart hat dabei vermittelt.

Die Römergalerie bietet rund 15 726 Quadratmeter Mietfläche, die zu etwa 85 Prozent vermietet sind mit einer Mietlaufzeit von mehr als vier Jahren. Dazu gehört eine Tiefgarage mit mehr als 300 Parkplätzen, verteilt auf drei Ebenen. Das Haus in der Leonberger Stadtmitte ist vornehmlich ein Dienstleistungs- und Gesundheitszentrum, zusätzlich gibt es Mietflächen für Büros, den Einzelhandel und Gastronomie. Diese werfen jährlich eine vertraglich gesicherte Mieteinnahme von 1,65 Millionen Euro ab. Der erwartete Projekterlös, den Wohninvest seinen Investoren verspricht, liegt bei etwa 37 Millionen Euro.

Die Geschichte der Römergalerie geht eigentlich auf das Gewerbegebiet „Am Leonberger Autobahndreieck“ zurück, das auch als Riedwiesen bekannt ist. Noch von Alt-OB Dieter Ortlieb und dem damaligen Gemeinderat Ende der 80er Jahre angestoßen, sollte dieses als „1A-Filetstück“ in der Region mit guter Anbindung an zwei Autobahnen Spitzenfirmen anlocken. Doch dann kam die Deutsche Einheit und der Standort verlor seinen Reiz.

Schleppende Vermarktung

Die Vermarktung des etwa 90 000 Quadratmeter großen Areals in den Riedwiesen verlief trotz bester Lage schleppend. Ende 1994 führte die Stadtverwaltung erste konkrete Verhandlungen mit Kaufinteressenten. Als erstes wurden 1994 rund 8500 Quadratmeter an die Philipp-Holzmann-AG verkauft. 1995 war Vertragsunterzeichnung für die Grundstücke von Opel-Höschele und die Neckarwerke AG. Im Dezember 1995 war der Kaufvertrag mit dem Stuttgarter Orientteppich-Handel Sabet und Sons perfekt. Die Firma Thomann und Vischer, die Gesellschaft ist Lizenznehmer für das Smart-Auto, unterschrieb den Grundstücksvertrag über 4300 Quadratmeter im November 1996 für das erste Smart-Center in Süddeutschland. Andere Firmen wie Gildemeister, Bertrand, Kiesel, Glemser, Grundfos, EMC, der Tüv Süd sind im Laufe der Jahre hinzugekommen. Holzmann ging im Jahr 2002 pleite. Das große Teppichhaus gibt es auch nicht mehr, Geze hat hier sein Logistikzentrum erfolgreich untergebracht. Die letzte freie Fläche in dem Gewerbegebiet ist an den „Traumpalast“ gegangen.

Städtebaulich interessant für Leonberg war seinerzeit der Umzug der Firma Höschele ins Gewerbegebiet in den Riedwiesen. Diese baute hier ein neues Autohaus, in das das Stuttgarter Autohaus Staiger einzog und als dieses 2011 dicht machte, kam die Schwabengarage. Investor Höschele holte auch Dekra und McDonalds mit ins Boot. Damit war das exponierte Höschele-Grundstück in der neuen Stadtmitte frei.

Lange Suche nach Investoren

Für das zwischen dem damaligen Neuen Rathaus, dem Schulzentrum und der Römerstraße gelegene Areal unweit des Leo-Centers hatte die Stadt aber schon lange davor andere Pläne. Doch zwischen dem Wunsch, der sich Anfang der 90er in einem städtebaulichen Ideenwettbewerb ausdrückte, und der Realität verging viel Zeit.

Am Leonberger Architekten Hansjörg Ludmann, der das markante Büro- und Geschäftshaus entwickelte, lag die Verzögerung nicht. Auch nicht an der Stadt, die schon Mitte 1998 ein Baugesuch genehmigt hatte. Vielmehr sorgten wechselnde Investoren und Vermarkter dafür, dass verschiedentliche Ankündigungen vom baldigen Baubeginn nur heiße Luft waren.

Die Pläne von Architekt Hansjörg Ludmann gingen auf einen städtebaulichen Wettbewerb zurück, den die Stadt Anfang der 90erJahre für das Areal zwischen dem Neuen Rathaus und dem „Höschele-Gelände“ ausgeschrieben hatte. Dieser beinhaltete zum ersten Mal die Idee eines „Stadtboulevards“ und eines „Brückenschlags“ zur Altstadt. Dieser soll nun in den kommenden Jahren verwirklicht werden.

Im Sommer 2000 war es dann endlich soweit. Als Bauherr des Büro- und Geschäftshauses „Römergalerie“ trat ein von der Stuttgarter Kapital-Consult-Holding (KC) aufgelegter Dreiländer-Fonds an. Dieser hatte rund 70 Millionen Mark für das Vorhaben zusammengetragen. Der erste Spatenstich für das Einkaufszentrum war auch der Baggerbiss für den Abriss des ehemaligen Autohauses. Im Herbst 2002 wurde die Römergalerie feierlich eröffnet.