Die neu eröffnete Halle am Stammsitz schafft Platz für die europaweite Expansion des Filter-Herstellers.

Weil der Stadt - Was hat Red Bull mit der Schokolade von Ritter Sport und dem Rothaus-Bier, aber auch mit Tesafilm und den Autos von Mercedes-Benz, BMW und Porsche gemeinsam? Alle brauchen bei der Produktion Filter, und alle verwenden dabei auch die Produkte von Wolftechnik in Weil der Stadt.

 

Geschäftsführer Peter Krause, der in Europa neue Märkte erschließen möchte, hat ein Plakat mit den Logos seiner Kunden im Foyer hängen – und das ist eine illustre Auswahl der deutschen Wirtschaft. Darunter sind Lebensmittelproduzenten wie Coca-Cola, Chemie-Riesen wie BASF und Bayer, Medizin-Spezialisten wie Philips, Autohersteller und Elektronik-Größen wie Trumpf, Zeiss und Jenoptik. „Wir sind breit aufgestellt, darüber bin ich sehr froh“, sagt Krause, „wenn eine Branche kränkelt, können das die anderen auffangen.“

Angriff auf die Umsatzmarke von zehn Millionen

Zufrieden ist er mit der breiten Produktpalette. Durchaus internationaler könnten indes die Namen auf Krauses Kundenliste sein, findet er. „Unseren Erfolg im deutsprachigen Raum könnten wir auch auf andere Länder transferieren“, sagt der Geschäftsführer und kündigt ein kräftiges Wachstum des Weiler Filtertechnik-Herstellers an. Den Angriff auf die Marke von zehn Millionen Euro Umsatz will er dabei vor allem mit einer Ausweitung des Händlernetzes schaffen. In acht Ländern, etwa Polen und Spanien, sitzen derzeit schon Vertreter von Wolftechnik und vertreiben die Weil der Städter Produkte. Da sollen in den kommenden Jahren noch ein paar dazu kommen.

Die bauliche Grundlage hat Wolftechnik dafür schon geschaffen. Gerade erst haben die 34 Mitarbeiter das neue Gebäude am Stammsitz im Weiler Osten, beim Blammerberg, bezogen. Zwei Millionen Euro hat der Mittelständler in die Erweiterung seines Firmensitzes investiert, in eineinhalb Jahren Bauzeit entstanden ein moderner Bürotrakt und ein neues Hochregallager, das Platz für 144 Euro-Paletten bietet.

Die 600 Quadratmeter zusätzliche Fläche bieten das Potenzial für das Wachstum, das Peter Krause fest im Blick hat. „50 Mitarbeiter haben hier locker Platz“, sagt er, und das ist denn auch die Zielmarke, die er für die nächsten Jahre ausgibt. Allein sechs Arbeitsplätze hat er in den vergangenen zwei Jahren geschaffen, damit arbeiten derzeit 34 Beschäftigte bei Wolftechnik.

„Auch dafür benötigen wir das neue Gebäude dringend“, erklärt der Maschinenbauingenieur. Denn Platz ist jetzt auch für einen neuen Show-Room, in dem die Wolftechnik-Produkte stehen – und in dem die internationalen Vertreter geschult werden.

Notwendige Reinheit von Kühlflüssigkeiten

70 Prozent der dort ausgestellten Filter gehen in die beiden Sparten Chemie und Farben sowie Wasser und Reinigung. Den Rest ordern Hersteller in der Lebensmittelbranche, der Medizin- und der Elektroniksparte. Denn gefiltert werden müssen Flüssigkeiten in den Fertigungsprozessen an den verschiedensten Stellen, nicht nur, wenn trüber Apfelsaft klar werden soll. Auch Shampoo muss durch Filter, oder die feuchte Keramikmasse eines künstlichen Hüftgelenks in der Medizintechnik. „Wenn diese Keramik möglichst rein ist, hält die Hüfte länger“, erklärt Krause die Schwierigkeit. In der Region ist der Maschinenbauer Trumpf in Ditzingen einer der größten Kunden. Dessen Laser werden mit einer Flüssigkeit gekühlt, und die Firma Wolftechnik sorgt für die notwendige Reinheit der Kühlflüssigkeiten.

Damit existiert das Lebenswerk des 2010 verstorbenen Firmengründers Joachim Wolf in allen Zukunftsbranchen weiter. 1966 hat der Maschinenschlosser als Einzelkämpfer begonnen und zunächst Spülbecken aus Kunststoff und Aquarien hergestellt. Flüssigkeiten, die in den Becken waren, mussten auch gereinigt werden – so stieß der Senior in den 70er Jahren auf das Thema Filter. Der heutige Chef Peter Krause jobbte schon von 1982 an als Schüler im Betrieb, nach dem Maschinenbau-Studium 1992 stieg er richtig mit ein.

2002 war dann ein wichtiges Jahr in der Firmengeschichte. Neben den beiden Wolf-Töchtern Claudia und Tina beteiligten sich Heinz Öhlschläger und eben Peter Krause als Gesellschafter, und man begann, Wolftechnik als eigene Marke am Markt zu etablieren.

Seitdem sitzen die Konstrukteure und Entwickler in Weil der Stadt, hergestellt werden die Produkte von Subunternehmern unter anderem in China, Taiwan und Vietnam. Mit großen, vor allem amerikanischen Herstellern konkurriert Wolftechnik mit seinen Filter-Produkten. „Unser Vorteil ist, dass unsere Konstrukteure den direkten Kundenkontakt haben und sehr flexibel reagieren können“, sagt Krause. Auch in die Weiterentwicklung stecken die Wolftechniker ihr Know-how. Eben erst fertig geworden ist der Prototyp eines selbstreinigenden Filters – dem ersten für die Lebensmittelindustrie, in der besonders strenge Hygieneanforderungen herrschen. Im Weil der Städter Neubau wartet der Filter auf seine Weltpremiere bei der Fachmesse Anuga-Food-Tec in Köln.

Mit der jetzt fertig gestellten Lager- und Bürohalle ist Wolftechnik noch nicht am Ende seiner Pläne angelangt. Denn nebenan sitzt derzeit noch die Straßenmeisterei des Landkreises, die bald nach Magstadt umziehen soll. An dem Areal habe man großes Interesse, berichtet Peter Krause. „Der Bürgermeister und der Landrat wissen Bescheid“, sagt der Geschäftsführer. Denn parallel habe Japan New Chisso (JNC), einer der Hersteller der Wolftechnik-Produkte in Fernost, Interesse, eine Dependance in Europa zu gründen. „JNC würde dann auf dem Gelände der Straßenmeisterei bauen, die Produktion dort würde ich dann mit betreuen“, kündigt Krause an. Dann käme nicht nur das Know-how, sondern endlich auch ein kleiner Teil der Wolftechnik-Produkte aus Weil der Stadt.