Stefanie Seemann (Grüne) kontert Kritik von Bürgermeister Jürgen Troll. Erik Schweickert (FDP): CDU lässt sich „unterbuttern“.

Heimsheim - Stefanie Seemann zeigt sich versöhnlich. „Uns Grünen ist der Konflikt bewusst“, sagt die direkt gewählte Landtagsabgeordnete des Enzkreises. Die Abwägung zwischen dem „notwendigen Ausbau der Windkraft“ einerseits, und den Interessen der Anwohner auf der anderen Seite. Aber: „Für eine erneuerbare Energieversorgung brauchen wir auch die Windkraft“, sagt sie.

 

Damit reagiert die Grünenpolitikerin auf einen scharfen Vorwurf des Heimsheimer Bürgermeisters Jürgen Troll. Hintergrund sind Pläne des Regionalverbandes Nordschwarzwald, der prüft, ob in Heimsheim ein Standort für Windkraft geeignet ist. „Die Landesregierung sollte sich längst in der Pflicht sehen, den Mindestabstand an aktuelle Entwicklungen anzupassen und auf wenigstens 1500 Meter zu erhöhen“, sagte Troll vergangene Woche. „Wer sich als Entscheider riesige Windkraftanlagen, die höher als der Stuttgarter Fernsehturm, in nur 700 Meter Entfernung zur Siedlungsfläche vorstellen kann, handelt verantwortungslos.“

Die Sorgen nimmt Seemann „sehr ernst“

Die grüne Abgeordnete verteidigt nun die Richtlinien des Landesumweltministerium, wonach 700 Meter Abstand zur Siedlungsfläche ausreicht. „Die Sorgen der Menschen nehmen die Landesregierung, das Umweltministerium und besonders ich als direkt gewählte Abgeordnete sehr ernst“, betont sie. Seemann plädiert dafür, die Debatte zu versachlichen und die notwendigen Untersuchungen abzuwarten. Wichtig sei, die örtlichen Gegebenheiten, den Naturschutz und die Belange der Bürger abzuwägen. Wenn dann ausreichend Platz für die Windkraft bleibt, „können auch Abstände von mehr als 700 Meter zur Wohnbebauung festgelegt werden“, sagt Seemann. Denn sie steht hinter den Zielen der Energiewende, wie sie betont.

„Deshalb sehe ich gerade uns in Baden-Württemberg in der Pflicht, alle die Maßnahmen zu ergreifen, die möglich sind.“ Die Wasserkraft sei ausgeschöpft, die Biomasse begrenzt, die Sonne reiche nicht: „Für eine erneuerbare Energieversorgung brauchen wir also auch Windkraft.“

Dem widerspricht ihr FDP-Kollege Erik Schweickert. „Es kann nicht sein, dass Heimsheim nach den schon von der Region Stuttgart geplanten Windrädern mit einem Abstand von nur 800 Metern nun noch zusätzliche Windkraftanlagen bekommen soll, die noch näher an die aktuelle Wohnbebauung heranreichen“, sagt der Enzkreis-Abgeordnete.

Zu einer Besichtigung kommen 100 Bürger

„Diese ökonomisch sowie ökologisch sinnfreien Planungen von Windkraftanlagen in windschwachen Gebieten sind Ausfluss der 2012 unter Grün-Rot betriebenen Änderung des Landesplanungsgesetzes“, ist er überzeugt. Auch die jetzt mitregierende CDU lasse sich von den Grünen „unterbuttern“, so der Abgeordnete wörtlich. Am vergangenen Freitag hatte er zu einer Besichtigung der in Frage kommenden Fläche in Heimsheim eingeladen. Einer FDP-Mitteilung zufolge sind mehr als 100 Bürger gekommen.

Auch der AfD-Abgeordnete des Enzkreises, Bernd Grimmer, hat sich zu Wort gemeldet. „Es macht keinen Sinn, den Ausbau der Windkraft ohne Rücksicht auf Verluste weiter voranzutreiben“, sagt er. Windkraftanlagen seien in Baden-Württemberg nicht wirtschaftlich.