Arbeitspferde ziehen wieder gefällte Baumstämme aus dem Gemeindewald. Dabei hinterlassen sie kaum Spuren und schonen die Wege.

Wimsheim - Remus läuft locker durchs Laub, als würde er den hundert Kilo schweren Stamm, den er gerade über den Waldboden zieht, gar nicht spüren. Der 18-jährige Schwarzwälder ist zusammen mit seinem tierischen Kollegen Max als Arbeitspferd im Einsatz. Sein Einsatzort ist der Distrikt Brand im Wimsheimer Wald. In dem lichten Jungwald soll für die besonders schön gewachsenen Eichen mehr Platz gemacht werden. Der Revierförster Rolf Müller hat die sogenannten Konkurrenzbäume markiert, die jetzt gefällt werden.

 

Ein PS für den Baumtransport

„Dort haben wir ideale Bedingungen für das Arbeiten mit Pferden“, sagt Rolf Müller. „Pferderücken“ heißt dieses uralte Handwerk, bei dem das geschlagene Holz mit nur einem PS aus dem Wald herausgeholt wird. Dort, wo große und schwere Maschinen diese Arbeit erledigen, leiden nicht selten die Rückegassen, also die Wege, auf denen die Fahrzeuge unterwegs sind – vor allem wenn es nass ist. Und das kommt in der Haupterntezeit, nämlich in den Wintermonaten, nur allzu oft vor. Pferde hingegen hinterlassen kaum Spuren und können kreuz und quer gehen.

Und so hat sich die Wimsheimer Verwaltung entschlossen, in einem Teil des 160 Hektar großen Gemeindewalds wieder auf althergebrachte Weise zu ernten, weil das den Boden und den Bestand schont. „Und wir sind damit unabhängiger von der Witterung“, erklärt der Revierförster. Seit November sind Günter Büchler und Nikolaus Wollmann mit den beiden Pferden im Auftrag der Gemeinde unterwegs.

Vor den schweren Orkanen Lothar und Wiebke in den vergangenen Jahrzehnten wuchsen im Wimsheimer Wald zu 90 Prozent Fichten. Inzwischen liegt der Anteil der Laubbäume bei 51 Prozent. Dazu kommen dann noch Tannen. Besonderen Wert haben die Fachleute auf die Wiederaufforstung mit standortgerechten Eichen gelegt. Diese Jungbestände seien in den vergangenen Jahren intensiv gepflegt worden, so Müller. Jetzt, wo die Bäume zehn bis zwölf Meter hoch sind und die Kronen dichter werden, heißt es Platz und damit Licht zu schaffen für das weitere Wachstum.

Rückepferde im empfindlichen Jungwald

Und hier kommen wieder die Rückepferde ins Spiel, die sich in dem empfindlichen Jungwald bewegen, ohne Schäden anzurichten. Etwa anderthalb Stunden ist Remus im Einsatz. Dann darf er sich ausruhen und sein Kollege Max kommt an der Reihe. „So können wir sechs, sieben Stunden arbeiten“, sagt Landwirt Günter Büchler, dem die Tiere gehören. Einen Baumstamm nach dem anderen ziehen die kräftigen Vierbeiner aus dem Wald bis zum Weg, wo der Stapel immer größer wird.

Von der tierischen Methode der Waldbewirtschaftung sind beim Pressetermin nicht nur der Erste Landesbeamte des Enzkreises, Wolfgang Herz, und die zuständige Dezernentin Hilde Neidhard angetan, sondern auch der Leiter des Forstamtes, Frieder Kurz. „Wimsheim macht das vorbildlich“, sagt er und bezieht sich damit auch auf die Aufforstungsprogramme. Ein Förderprogramm Pferderücken gebe es schon seit Langem, so Kurz. Das Problem sei, dass es nicht genügend Leute gebe, die das machten.

Auch der Vorsitzendes des Naturschutzbundes Nabu Baden-Württemberg, Johannes Enssle, freut sich darüber, dass Wimsheim die Jungbestände mit zwei Pferdestärken durchforstet. Das sei ein weiterer Schritt zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, lobt er. Genau dafür hatten die Naturschützer Wimsheim erst im vergangenen Jahr als „Nabu-Naturwaldgemeinde“ ausgezeichnet.