Es besteht großes Interesse an Wohnraum, sagt der Weissacher Bürgermeister Daniel Töpfer im Gespräch mit der LKZ.

Weissach - Es besteht großes Interesse an Wohnraum, sagt der Weissacher Bürgermeister Daniel Töpfer im Gespräch mit der LKZ.

 
Herr Töpfer, ist Ihr Ziel das Stadtrecht – also 10 000 Einwohner?
Nein, auf gar keinen Fall. Wir sind – auch wenn der Begriff als solcher leider ein bisschen verpönt ist – zwei Dörfer. Und das wollen wir auch bleiben. Trotzdem möchten wir wachsen, weil der Bedarf da ist.
Woran merken Sie das?
Seitdem ich hier in Weissach bin, führen wir eine Liste mit Interessenten, die hier bei uns ein Grundstück erwerben möchten. Darauf befinden sich momentan 103 Interessierte, die meisten sind junge Familien. Rund ein Drittel kommt vom Ort selber. Ein weiteres Drittel arbeitet bei Porsche und möchte gerne nach Weissach ziehen.
Der Regionalplan verbietet Weissach ja eigentlich, zu wachsen.
Wir haben die Möglichkeit – das sieht der Gesetzgeber vor – zu prüfen, ob es örtliche Besonderheiten gibt. Und das kann man definitiv bejahen, wenn eine Kommune mit 7500 Einwohnern einen Arbeitgeber hat, der fast ebenso viele Beschäftigte hat.
Daniel Töpfer Foto: factum/Bach
Porsche-Mitarbeiter wollen Sie also auch ansprechen?
Klar, wenn viele Porsche-Mitarbeiter, die momentan hierher pendeln, nach Weissach ziehen, ist das das wirkungsvollste Mittel, den Verkehr etwas zu reduzieren.
Wie stellen Sie sicher, dass der Wohnraum bezahlbar bleibt?
Wir setzen auf das Ankaufsmodell. Das heißt, die Gemeinde kauft alle Grundstücke zunächst auf und kann so bestimmen, an welchen Personenkreis wir sie später weiterverkaufen – etwa einheimische Familien oder Beschäftigte, die hier arbeiten. Und wir können potenziellen Investoren Vorgaben machen, zum Beispiel zu Art und Umfang oder zu Miet- und Baukonditionen.
Werden die Grundstücke dann nur an Porsche-Mitarbeiter verkauft?
Nein, die Grundstücke werden mithilfe eines Auswahlsystems vergeben, über das der Gemeinderat beraten und beschließen muss. Wie wir das genau ausgestalten, kann ich heute noch nicht sagen.
Wann geht’s los?
Jetzt gilt es zunächst, im Frühjahr 2018 den Flächennutzungsplan genehmigt zu bekommen – es könnte ja zum Beispiel noch ein Gebiet herausfallen. Wenn wir vom optimalen Fall ausgehen, dann können wir im Gemeinderat bis zum Sommer 2018 diskutieren, welche Fläche wir zuerst angehen wollen. Allerfrühestens würden wir dann 2019 über diese Flächen entscheiden.
Der Parkplatz an der Strudelbachhalle kommt aber früher.
Wenn der Flächennutzungsplan genehmigt würde, wäre das eines der Themen, die wir mit Priorität angehen.
6,5 Hektar sind für Porsche eingeplant. Was soll da hinkommen?
Das sind Sicherheitszonen, die schon lange in den Diskussionen sind, auf denen jedoch keine Bebauung zulässig ist. Diese hängen mit gesetzlichen Vorgaben und dem Betrieb der Teststrecke zusammen. Mir ist jedoch nicht bekannt, dass diese Flächen im Fokus stehen. Darüber hinaus gibt es keinen Automatismus, wonach die im Flächennutzungsplan dargestellten Flächen auch so kommen. Der Gemeinderat ist immer Herr des Verfahrens.
Um fünf Hektar wollen Sie das Gewerbegebiet erweitern. Besteht da Bedarf?
Ja, seit ich hier bin, sprechen mich örtliche Betriebe an, die erweitern wollen. Aktuell haben wir nur noch ein einziges Grundstück frei. Im Neuenbühl wollen wir unter anderem unseren örtlichen Betrieben die Möglichkeit des Wachstums geben.
Vor allem die Unabhängige Liste im Rat kritisiert den zu großen Flächenverbrauch.
Wir haben in Weissach das große Pfund, dass wir von allem Kommunen im Kreis Böblingen den größten Anteil an Schutzgebieten auf unserer Gemarkung haben. Die im Flächennutzungsplan vorgesehenen Entwicklungsflächen sind nach langer Abwägung aller Alternativen entstanden und allesamt keine Schutzgebiete.
Das heißt, nach den jetzt vorgeschlagenen Flächen gibt es keine weiteren Gebiete, die man erweitern könnte?
Nein, nach meiner Einschätzung nicht, weil wir überall auf Schutzgebiete stoßen. Wir haben auch bewusst vermieden, Schutzgebiete anzutasten. Parallel betreiben wir ganz stark die Innen- und Nachverdichtung. Das eine tun, ohne das andere zu lassen, ist meines Erachtens der richtige Weg für eine Entwicklung mit Augenmaß. Mit dem neuen Flächennutzungsplan sind die Weichen bis zum Jahr 2035 gestellt.