Da stehen sie wieder mal, unter ihnen donnern Lastwagen und Autos vorbei. Gut 90 000 am Tag. Klaus Eltzschig ist mittlerweile 76, sein Mitstreiter Roland Fröhlich 72 und Christine Schoefer (59) wohnen in der Lerchenbergsiedlung, und hören die Autobahn.

Weissach - Da stehen sie wieder mal, unter ihnen donnern Lastwagen und Autos vorbei. Gut 90 000 am Tag. Klaus Eltzschig ist mittlerweile 76, sein Mitstreiter Roland Fröhlich 72. Aber auch Christine Schoefer (59) ist mit von der Partie. Sie haben alle eines gemeinsam: Sie wohnen in der Flachter Lerchenberg-Siedlung – und hören den Krach der Autobahn. Und das, obwohl entlang der A 8 im Jahr 2014 die Erde angehäuft wurde, die auf der großen Porsche-Baustelle angefallen ist.

 

Eigentlich ein guter Deal: Porsche bekommt seinen Aushub günstig los, und die Anwohner bekommen ihre Ruhe. Doch die Sache hat zwei Haken, genauer gesagt: zwei Lücken. Die eine ist sozusagen eine ganz alte Geschichte. Denn die Neuenbühltalbrücke westlich von Flacht hatte schon von Anfang an nicht in Richtung Flacht, sondern nur in Richtung Perouse eine Lärmschutzwand – weil die Häuser des Rutesheimer Teilortes nah an der Autobahn liegen.

Richtung Weissach liegt die Bebauung formal zu weit weg. Dennoch kommt der Krach bei Christine Schoefer in ihrem Schlafzimmer an, wenn sie nachts die Fenster offen lässt. „Besonders schlimm ist es, wenn wir feuchte Witterung haben“, erzählt sie. Und Roland Fröhlich nennt ein weiteres Problem: „Wenn der Wind aus Südwesten kommt, wird der Lärm direkt zu uns getragen.“ Klar, richtig gesundheitsgefährdend ist das nicht. Aber eben nervig und lästig, und es beeinträchtigt die Wohnqualität.

Und das hängt auch mit der zweiten Lücke in dem fast einen Kilometer langen Lärmschutzwall zusammen. Diese Kerbe ist mitten in der Aufschüttung, es ist ein Weg auf die andere Wallseite. „Das Regierungspräsidium braucht diesen, um Grünpflege zu betreiben“, erzählt Klaus Eltzschig. Verständlich, aber aus seiner Sicht ist die Kerbe viel zu groß und zu breit geraten. „Das wirkt wie eine Lärmtrompete“, schimpft der 76-Jährige. So nützt der schöne, lange Wall nur begrenzt, wenn der Krach an einer Stelle gebündelt wird und auf die Lerchenberg-Siedlung trifft.

Das Problem hat sich zugespitzt, seit die Autobahn A 8 vor sieben Jahren von vier auf sechs Streifen ausgebaut wurde. „Dabei wurde die Schnellstraße um vier bis sechs Meter angehoben“, erzählt Christine Schoefer. Damit wurde das sogenannte „Flachter Loch“ entschärft – eine gefährliche Senke in der an Berg- und Talfahrten ohnehin reichen A 8. „Dort hat zu einer bestimmten Zeit am Abend die tief stehende Sonne die Autofahrer geblendet“, erzählt Klaus Eltzschig. Viele Unfälle seien die Folge gewesen. Jetzt führt die Schnellstraße nicht mehr so weit ins Tal, dafür beschallt sie die Anwohner intensiver.

Nun gibt es Lösungen für die zwei Probleme, die Lärmwand auf der Neuenbühltalbrücke und die Lücke im Wall. In Sachen Brückenwand hat das Regierungspräsidium gut 800 000 Euro angesetzt – die Hälfte für das Bauwerk selbst, die andere für die Bauarbeiten. Geld, das die Gemeinde Weissach zahlen müsste. Trotz Porsche-Millionen herrscht im Rathaus bekanntlich Geldnot, zumindest langfristig gesehen.

Die Bürgerinitiative Lärmschutz A 8 hat dafür aber natürlich auch eine Lösung parat. „Wir sollten uns bemühen, in das Brückensanierungsprogramm für das Jahr 2018 zu kommen“, erzählt Klaus Eltzschig. Dann nämlich muss die Neuenbühltalbrücke, die über die Straße von Flacht nach Perouse führt, ohnehin erneuert werden. „Das könnte den Lärmschutz günstiger machen“, so die Rechnung der Flachter.

Und was die Lücke im Erdwall angeht, so sind Holzkonstruktionen geplant, um den Schall abzumildern. „Das kostet die Gemeinde gut 20 000 bis 30 000 Euro“, räumt der 76-Jährige ein. Im Haushalt der Kommune ist das Projekt nicht eingeplant, nun hofft die Bürgerinitiative zumindest auf das nächste Jahr. „Wir warten schon seit fünf Jahren“, sagt Eltzschig. Die Lücke im Wall sei ein „Schildbürgerstreich“.

Im Weissacher Rathaus gibt es derzeit dazu urlaubsbedingt keine Antwort – diese soll aber in den nächsten Wochen erfolgen, wenn der Bürgermeister Daniel Töpfer und der Bauamtsleiter Klaus Lepelmann aus dem Urlaub zurück sind, heißt es.