Der neue Bürgermeister Daniel Töpfer ist im Amt – am Montag wurde er vor einem riesigen Publikum in der Strudelbachhalle ins Amt eingesetzt. Er und der Landrat versprechen Aufklärung, der Neuanfang und Aufbruchsstimmung sind spürbar.

Weissach - Die Erwartungshaltung ist so groß wie das Publikum. Zum dritten Mal binnen drei Monaten platzt die Strudelbachhalle schier aus allen Nähten – wie schon im Bürgermeisterwahlkampf. Ja, die Strudelbachhalle, die Teil des großen Kommbau-Skandals ist, der Weissach erschüttert hat. Genau hierher ist fast alles gekommen, was in der Strudelbachgemeinde Rang und Namen hat, dazu Prominenz, vom Porsche-Zentrumschef Wolfgang Hatz bis zum Landrat Roland Bernhard.

 

Es soll ein Zeichen der Geschlossenheit, des Neuanfangs und des Aufbruchs sein, diese öffentliche Gemeinderatssitzung, bei der Daniel Töpfer offiziell ins Amt kommt. Allerdings ohne den Streit und die Unregelmäßigkeiten im Rathaus zu verschweigen – so könnte man die Massenveranstaltung in der schönen Halle zusammenfassen.

„Wow, ich bin begeistert“, sagt der Interims-Bürgermeister Bernd Feyler, als er das Riesenauditorium sieht. 500 Zuschauer sind es mindestens, so viele kommen sonst nicht zu Gemeinderatssitzungen. Aber es geht ja auch um etwas – und die Musikschule Unger sorgt gleich zu Beginn für harmonische Töne. Mucksmäuschenstill ist es, als Feyler den 26-jährigen Daniel Töpfer verpflichtet. „Nun sind Sie einer von uns“, sagt Feyler danach strahlend und hofft auf „positivere Schlagzeilen“.

Der Landrat findet deutliche, aber auch ermutigende Worte. „Es geht ein Ruck durch die Gemeinde“, beschreibt Roland Bernhard die Aufbruchstimmung an diesem Abend. Und verkündet als Erster, dass Daniel Töpfer eine Wohnung in Flacht gefunden hat, während der Amtssitz ja in Weissach liegt, ein Kompromiss zwischen beiden Ortsteilen also. Bernhard spricht aber auch offen die Missstände an. „Sie müssen den kritischen Punkten nachgehen, dürfen nicht wegsehen, sondern müssen hingucken“, mahnt der Kreischef.

„Es muss wieder Recht und Ordnung in Weissach herrschen“, stellt er klar. Zeitnah wolle er sich mit Töpfer zusammensetzen und dabei bereden, wie man mit den Beschwerden und Verstößen umgehe, die die Gemeindeprüfungsanstalt und das Landratsamt festgestellt hatten. „Ich habe lange überlegt, ob ich das ansprechen soll“, sagt der Landrat. Aber es sei wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen.

Weissach will aus den Schlagzeilen

Die Dinge – das sind vor allem die jahrelangen undurchsichtigen Auftragsvergaben bei der Kommbau. Auch Daniel Töpfer selbst findet dazu klare Worte in seiner Antrittsrede. „Ich biete meine Ehrlichkeit, mein Wissen, aber auch meinen Willen an, die Dinge so in Ordnung zu bringen, dass mancher Zeitungsartikel in Zukunft nicht mehr erscheint“, sagt Töpfer.

Er verkündet, was viele schon wissen: In Kürze wird ein weiterer Bericht der Gemeindeprüfungsanstalt eintreffen, womöglich mit weiteren Beanstandungen. „Mir ist klar, dass wir unsere Hausaufgaben machen müssen“, sagt der 26-Jährige, der noch Kreisvorsitzender der Jungen Union ist. Man müsse die Vorgaben der Rechtsaufsicht erfüllen, die Kritikpunkte betrachten und die Verwaltungsnormen einhalten.

„Es geht hier um die grundsätzliche Glaubwürdigkeit der Gemeinde“, ruft Töpfer in den Saal, „deshalb verspreche ich Ihnen, dass ich diese Kritikpunkte aufnehme und umsetze.“ Auch hier also deutliche Worte, die sonst bei Amtseinsetzungen von Bürgermeistern eher unüblich sind.

Aber der Landrat bringt es auf den Punkt: „Alle 26 Kommunen im Kreis sind anders, Weissach ist besonders anders.“ Aber viele Weissacher wollen eben dies nicht mehr sein, zumindest nicht im negativen Sinne. Und so geht neben dem Signal der Aufklärung auch eines des der Geschlossenheit von diesem Abend aus.

Gemeinderat will nach vorne schauen

Das beginnt auf der politischen Ebene mit Andreas Pröllochs, dem Fraktionschef der Bürgerliste, der für den Gemeinderat spricht. „Wir wollen miteinander in der Sache ringen, konstruktiv Lösungen auf Augenhöhe suchen“, sagt er im Namen auch der anderen Fraktionen. Daher habe man sich mit Töpfer zusammengesetzt, eine gemeinsame Linie festgelegt.

„Es ist sehr wichtig, dass alle offen und respektvoll miteinander umgehen“, erklärt Pröllochs. „Wir müssen das Vertrauen der Bürger wiedergewinnen.“ Die Signale des Aufbruchs kommen aber auch im Kleinen. So hält die Personalratsvorsitzende Margit Stähle eine beeindruckende Rede – und enthüllt eine Schokoladen-Pyramide, jede Tafel steht für einen Mitarbeiter. „Manche sind eher herb, andere süß, wiederum andere kernig“, sagt Stähle. Diese bunte Truppe freue sich darauf, mit Daniel Töpfer zusammenzuarbeiten. Ein Zeichen, dass auch im Rathaus viele eine neue Arbeitskultur herbeisehnen. Der Flachter Pfarrer Harald Rockler spricht schließlich ein Gebet für Töpfer – passend zu der pietistisch geprägten Gemeinde: „Damit er nicht vom rechten Weg abkomm.“ . Gottes Segen soll nun helfen – Daniel Töpfer wird ihn brauchen.