Bernd Feyler war Ortschaftsrat, Ortsvorsteher und Gemeinderat. Jetzt kündigt er seinen Rücktritt an.

Weissach - Sogar bis zu ihm nach Hause ist der Walter Heid damals gekommen. „Bernd“, hat er gesagt, „Bernd, wir brauchen Dich!“ Walter Heid war einer der Macher der Weissacher Bürgerliste und Bernd Feyler ein junger Flachter.

 

1989 war das, die Kommunalwahl für den Flachter Ortschaftsrat stand bevor. „Ich hatte damals keinen Kopf für Kommunalpolitik“, erinnert sich Bernd Feyler heute. 32 Jahre alt war er damals, hat noch aktiv Fußball gespielt – und sich dann doch überreden lassen, in dem Gremium mitzumachen. 27 Jahre kommunalpolitisches Engagement sind daraus geworden, nicht nur Ortschaftsrat war er, seit 2002 auch Flachter Ortsvorsteher, seit 2009 Gemeinderat, zuletzt auch noch erster Stellvertreter des Bürgermeisters. Bis Montagabend übt er all diese Ämter noch aus, dann hat er beim Gemeinderat sein Ausscheiden beantragt.

Zwei Drittel der Gründe sind gesundheitlicher Art

Vor zwei Wochen hatte Bernd Feyler im Ältestenrat angekündigt, dass er sich zurückziehen will. „Zwei Drittel der Gründe sind gesundheitlicher Art“, erklärt er. Seit einem halben Jahr etwa reife in ihm der Entschluss schon, im Frühjahr hatte Bernd Feyler mit einer längeren Krankheit zu kämpfen. Auch mit seiner Familie will er noch ein bisschen mehr Zeit genießen, sagt der überall engagierte Tausendsassa. Sein Sohn ist jetzt acht, fängt gerade mit dem Fußballspielen an – und tritt damit in jene Stapfen, die Bernd Feyler schon immer am allerwichtigsten waren. Beim TSV Flacht hat er erst selber gekickt, später war er in verschiedenen Funktionen im Verein aktiv.

„Wenn, dann aber nur im Ortschaftsrat“, hat er daher 1989 zu Walter Heid gesagt, als dieser ihn für die Politik gewinnen wollte. „Denn für mein Flacht kann ich mir das vorstellen.“ Bernd Feyler und Flacht – das sind zwei, die zusammengehören. Hier ist er aufgewachsen, bei der Flachter Bank hat er seine Lehre gemacht. Heute trägt diese zwar das Firmenschild der Volksbank Region Leonberg, Bernd Feyler steht aber immer noch den Mitbürgern zur Verfügung.

Wenn was klemmt, ob im Geldbeutel oder im Ort, dann ab zur Volksbank. Spätestens 2002 hat diese Formel in dem Teilort gegolten, von da an war Bernd Feyler nämlich Flachter Ortsvorsteher. „Eine unheimlich schöne Erfahrung war, dass ich etwa die Renovierung des alten Flachter Rathauses begleiten konnte“, sagt er heute. Die Gemeinde sanierte das denkmalgeschützte Fachwerkhaus und schuf so ein Schmuckstück für den Flachter Ortsmittelpunkt.

Er war der letzte Ortsvorsteher

Das war 2007 und Bernd Feyler konnte das Rathaus dann als Ortsvorsteher eröffnen. In dieser Funktion sollte er schließlich der Letzte seiner Art bleiben, denn 2014 wurden der Flachter Ortschaftsrat und das Ortsvorsteher-Amt abgeschafft. „Das war ein schleichender Prozess“, erinnert sich Feyler. 2011 hatten die Flachter und Weissacher ihren 40-jährigen Zusammenschluss gefeiert, seitdem war im Ort diskutiert worden, ob ein eigenes Gremium überhaupt noch Sinn macht. „Die Entscheidungen hatte ja ohnehin der Gemeinderat getroffen“, sagt Bernd Feyler, der jetzt, zwei Jahre nach der Abschaffung, seinem Ortschaftsrat immer Abschnoch keine Träne nachweint.

Seit 2009 war er ohnehin Gemeinderat, auch zu dieser Kandidatur mussten die Fraktionsmitglieder ihn überreden. „Okay, aber in einen Ausschuss geh’ ich nicht“, hat er damals gesagt. Und auch in diesem Amt Höhen und Tiefen erlebt. Zu den weniger schönen Dingen gehören all die Unstimmigkeiten, die spätestens im Februar in dem Bericht der Gemeindeprüfungsanstalt publik wurden. Insgesamt 286 Beanstandungen zwischen den Jahren 2000 und 2014 hatten die Kontrolleure gefunden. „Das sind Dinge, mit denen ich mich nicht identifizieren kann“, sagt Feyler.

Er gesteht zu, dass die junge Mannschaft um den heutigen Bürgermeister Töpfer alles tut, um die Vergangenheit aufzuarbeiten – findet jedoch, dass man manches auch anders machen könnte. Dass ihn die Aufarbeitung der Vergangenheit sehr mitnimmt, spürt, wer mit Bernd Feyler redet. „Das sind dann die paar Prozente, die dazukommen“, sagt er. Und die ihn schließlich zum Rücktritt bewogen hätten. Aber nur aus dem Gemeinderat, seinem Flacht bleibt er ja erhalten. Und drüben, in der Bank, werden ihn seine Mitbürger auch in Zukunft antreffen.

Wahl in Weissach

Hier gab es bisher zwei Stellvertreter: Bernd Feyler war erster Stellvertreter und Volker Kühnemann zweiter Stellvertreter. Für Feyler muss der Gemeinderat am Montagabend um 18.30 Uhr im Großen Sitzungssaal einen Ersatz wählen. In der Regel steht der größten Fraktion der Posten des Stellvertreters zu, weil aber in Weissach die Freien Wähler und die Bürgerliste beide jeweils sieben Sitze haben, wird hinter den Kulissen derzeit noch verhandelt.