Das Herrenhaus könnte zukünftig auch für Veranstaltungen gebucht werden. Das stößt auf heftige Kritik.

Weissach - Von einer hohen Mauer ist sie umgeben, gebaut als geschützter Rückzugsort für die Dorfbewohner bei Angriffen und Überfällen – die Kirchenburg im Herzen von Weissach. Aber ob im dort liegenden sogenannten „Herrenhaus“ auch feierliche Gelage, Firmenfestlichkeiten und Geburtstagsfestle steigen dürfen?

 

Dazu jedenfalls hat jetzt der Gemeinderat die formale Grundlage geschaffen und eine „Benutzungs- und Gebührenordnung“ erlassen, in der aufgeführt ist, was in einem solchen Falle die jeweiligen Gastgeber an den Gemeindesäckel zu entrichten haben. 400 Euro zum Beispiel, wenn sich Firmen einmieten. Mit nur 100 Euro dürfen Einheimische hier Hochzeit feiern, das doppelte zahlen Hochzeitspaare, wenn sie von außerhalb kommen.

15 Veranstaltungen pro Jahr

Etwa 15 Veranstaltungen pro Jahr gibt es derzeit in dem historischen Herrenhaus, vor allem Kulturveranstaltungen. Außerdem etwa fünf standesamtliche Trauungen. „Damit ist das Herrenhaus nur sehr geringfügig ausgelastet, weshalb die neue Benutzungs- und Gebührenordnung auch die Möglichkeit zur Durchführung von privaten Feierlichkeiten vorsieht“, heißt es jetzt in einer Erklärung der Verwaltung an den Gemeinderat. Dass der Bürgermeister Daniel Töpfer das im Besitz der Gemeinde befindliche Herrenhaus nun also auch für private Feste vermieten will, hat vor allem beim „Förderkreis Kultur“ in Weissach für Aufregung gesorgt. „Ich habe aus dem Mitteilungsblatt der Gemeinde entnommen, dass dieses Thema plötzlich auf der Tagesordnung der Gemeinderäte steht“, empört sich der Vorsitzende Gerhard Mann.

Mann war lange Jahre selbst Gemeinderat und hat den Kultur-Förderkreis mit einigen Ratskollegen vor etwa 30 Jahren aus der Taufe gehoben. Etwa 15 kulturelle Veranstaltungen organisiert er mit seinen zehn Mitstreitern seitdem pro Jahr – vor allem in eben jenem Herrenhaus in der Weissacher Kirchenburg.

„Ich mache hier auch viele Führungen und spüre die Begehrlichkeiten, das Herrenhaus auch für private Veranstaltungen zu nutzen“, berichtet er. Das will Gerhard Mann auf keinen Fall zulassen, schließlich handele es sich bei dem Ensemble neben der Kirche um einen sensiblen Bereich. „Zwei Waldhütten, die Strudelbachhalle, die alte Strickfabrik – in Weissach gibt es doch ausreichend Möglichkeiten Feste zu feiern“, erklärt Mann seine Bedenken.

Einbezogen hat die Verwaltung den Förderkreis Kultur im Vorfeld nicht

An die Gemeinderäte, die die Benutzungsordnung zu verabschieden hatte, konnte sich Gerhard Mann nur sehr kurzfristig wenden – einbezogen hat die Verwaltung den Förderkreis Kultur im Vorfeld nämlich nicht. „Da haben wir uns im Vorfeld vielleicht zu wenig informiert“, muss Andreas Pröllochs, der Fraktionschef der Bürgerliste, in der Sitzung darum auch eingestehen. „Zwei Herzen schlagen bei dem Thema in meiner Brust, ich werde mich enthalten“, kündigt er an. Ihm folgen zwei weitere Räte mit Enthaltungen, mit nur vier Gegenstimmen setzt der Gemeinderat die neue Benutzungsordnung aber in Kraft. Nun liegt es an der Verwaltung, ob sie das Herrenhaus tatsächlich an private Veranstalter vermietet. „Wir werden den besonderen Charakter berücksichtigen“, kündigt Bürgermeister Töpfer schon mal an.