Im Greenteam „Schwabenpower“ engagieren sich junge Umweltschützer.

Weissach - Es gibt vermutlich nur wenig 16-Jährige, die bereits auf ein Gespräch mit Akteuren der Politik wie Winfried Kretschmann, Barbara Hendricks oder Anton Hofreiter zurückblicken können. Und nur wenige werden in diesem Alter in der Lage sein, kompetent über Ceta und TTIP aus dem Stegreif zu referieren.

 

Damit befinden sich die beiden Weissacher Zehntklässler Ludwig Essig und Nils Körner eindeutig abseits der Norm: „Wir haben unser Greenteam 2015 gegründet und sind inzwischen zwei Mädels und sechs Jungs“, erklärt Ludwig. Die acht Jugendlichen zwischen zwölf und 16 Jahren haben es sich zur Aufgabe gemacht, ökologische Projekte zu unterstützen und auf Umweltprobleme aufmerksam zu machen.

Eine Putzlappenaktion war der Anfang

Sie sind, wie auch die anderen Greenteams im deutschsprachigen Raum, der Nachwuchs von Greenpeace. Und so ist auch die Geburtsstunde von „Schwabenpower“ auf eine Aktion der Umweltorganisation im Jahr 2015 zurückzuführen. Als die Ölbohrungen in der Arktis durch Shell gestoppt werden sollen, beteiligt sich Ludwig Essig gemeinsam mit seiner Klasse am Leonberger Johannes-Kepler-Gymnasium an einer „Putzlappenaktion“, um dem Konzern symbolisch den eigenen Dreck unter die Nase zu reiben. Als sich Shell tatsächlich zurückzieht, beschließen Ludwig Essig und Nils Körner, aktiv zu bleiben.

Größere Aufmerksamkeit erhielt das Team erstmals 2016, als es gemeinsam mit dem BUND zu einem Vortrag über die Handelsabkommen TTIP und Ceta in die Alte Strickfabrik einlud. Darüber hinaus starteten sie eine Petition, mit der sie sich direkt an Winfried Kretschmann wandten und zur Ablehnung von Ceta aufforderten. Stolze 80 000 Unterschriften konnten die beiden Jungen drei Tage vor der Bundestagswahl dem Ministerpräsidenten überreichen.

Doch nicht nur die Weltpolitik steht im Fokus der Gruppe, sondern auch lokale Ereignisse. So hat sich das Greenteam gegen die Erweiterung von Porsche ausgesprochen und auch hier eine Petition gestartet: „Wir haben rund 1000 Unterschriften gesammelt und diese Bürgermeister Töpfer überreicht,“ sagt Ludwig Essig. Der Gemeinderat stimmte der Erweiterung zwar zu. Doch Daniel Töpfer habe dem Team versprochen, dass es sich hierbei um die letzte gehandelt habe. „Das werden wir im Auge behalten.“ Das Team sei nicht gegen die Ansiedlung per se, betont Körner. Nur das Ausmaß halte man für unverantwortlich: „Die Natur darf nicht leiden, wie das hier mit der Erweiterung in das Naturschutzgebiet hinein der Fall ist.“

Informieren und Politiker konfrontieren

Projektunabhängig hat sich für das Greenteam vor allem eine Strategie bewährt: „Zuerst müssen wir uns gründlich informieren. Und dann informieren wir wiederum durch Vorträge, Infostände oder über die sozialen Medien,“ erklärt Essig. „Und wir konfrontieren Politiker auch direkt.“ Dabei müsse man dann aber Hartnäckigkeit beweisen: Kretschmann etwa habe kaum zugehört und ihr Anliegen mit dem Hinweis abgetan, man könne eben nicht alles ablehnen. „Als er eintraf, ging alles ganz schnell,“ erzählt Nils. „Ludwig richtete ein paar Worte an ihn und er wollte schon wieder gehen, ohne die Unterschriften mitzunehmen.“ Ähnlich ernüchternd verliefen auch die Gespräche mit Politikern auf der Klimakonferenz in Bonn: Gemeinsam mit einem Redakteur der Kindersendung Pur+ waren die Jungs dort unterwegs, um beispielsweise die ehemalige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks an das Versprechen zu erinnern, weiterhin an den Klimaschutzzielen festzuhalten. „Das war noch während den Koalitionsverhandlungen. Die Politiker haben zwar zugehört, aber nicht wirklich Stellung bezogen,“ sagt Ludwig Essig.

Dass die Groko diese Ziele letztlich aufgegeben hat, ist für das Greenteam eine Enttäuschung – doch ihr Elan bleibt ungebrochen: Zu den aktuellen Projekten gehört nach wie vor das Ceta-Abkommen. Hier überlegen die beiden, die erste Petition zu aktivieren. Ein weiteres Augenmerk liegt momentan außerdem auf dem Mercosur-Handelsvertrag zwischen der EU, Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay. Er soll die Zölle senken und Einfuhrquoten erhöhen und könnte massiven Import von Billigfleisch in die EU zur Folge haben.