Der Kommunikationstrainer und Lebenskünstler Thomas Alwin Müller kandidiert als Bürgermeister. Mit Verwaltung kennt er sich nicht aus, aber er will die Weissacher glücklicher machen. Und zumindest eine ungewöhnliche Alternative bieten.

Weissach - Meint er das ernst? Es wäre leicht, sich über Thomas Alwin Müller lustig zu machen. Krawatten will er nicht tragen, auch nicht als Bürgermeister, seine schwarze Mütze behalten, und bei Porsche ist er schon mal als Clown aufgetreten. „Ich habe schon vieles gelernt, warum also nicht auch Bürgermeister?“, sagt er fröhlich. Kann so jemand Rathauschef werden? Aber der Filderstädter Kommunikationstrainer meint es ernst – und will zumindest den Weissachern eine bunte Alternative bieten zu den klassischen Bürgermeisterkandidaten mit Abschluss als Diplom-Verwaltungswirt.

 

Bunt – so bezeichnet er sich selbst. Und auf seinen zweiten Vornamen Alwin legt er Wert. „Ich bin nicht der Fußballer, der gerade bei der WM kickt“, sagt er schmunzelnd. Zumal sein Vater auch noch Gerd Müller hieß. Aber genug der Fußball-Analogie. Die Biografie von Thomas Alwin Müller ist wirklich nicht zum Lachen. Er ist in der DDR aufgewachsen, der Vater war Elektriker und die Mutter Erzieherin in einer Krippe. Sich anzupassen, das lag Müller aber nicht. „Schon mit 12 oder 13 Jahren wusste ich: In diesem Staat will ich nicht aufwachsen“, erzählt der 43-Jährige.

Familie ist noch legal aus der DDR ausgewandert

Irgendwie gelang es der Familie, legal aus der DDR auszuwandern, wenige Monate vor dem Mauerfall im Jahr 1989. Vielleicht ein erster Anflug von Liberalität des untergehenden Regimes, vielleicht stimmt auch seine These: „Wir hatten einfach gute Argumente.“ Wie auch immer – Müller landete in Heidelberg. Und hat seither einen ziemlich wechselhaften Lebenslauf.

Mit einem Koffer in der Hand kam er im Westen an, in der großen Freiheit. „Aus meiner Sicht wussten die Leute das gar nicht zu schätzen – sie kannten ja die DDR nicht“, sagt Thomas Alwin Müller, der eher ein sensibler, empfindsamer Mensch ist als ein Alphatier. Trotzdem musste er sich durchschlagen. Bei der Firma Heidelberger Druckmaschinen lernte er Industrie-Elektriker, hat in einem Altenheim gearbeitet, sich im CVJM engagiert, später in Mannheim in einer Firma gearbeitet. Als diese aufgelöst wurde, ging Müller nach Stuttgart und studierte Grafikdesign.

Seit neun Jahren lebt er nun in Filderstadt, ist selbstständig und schlägt sich mit einer Fülle an Aufgaben durch: Unterricht an der Kunstschule, Schulungen bei Firmen, Beratungen als Kommunikationstrainer – und er tritt als Kinderclown auf. „Die Kinder sind das ehrlichste Publikum der Welt“, meint er, und grinst.

Ja, Thomas Alwin Müller ist ein lebensfroher Mensch, der gerne mit anderen Menschen ins Gespräch kommt. Dabei aber auch etwas verträumt wirkt. Als er die Anzeige der Weissacher Bürgermeisterwahl gelesen hat, sagte er sich: „Ja, das passt. Das probiere ich.“

Traut er sich ein so vielfältiges, stressiges und komplexes Amt zu, das auch viel Fachwissen erfordert? „Mein Leben ist auch komplex, und ein Bürgermeister muss vor allem gut kommunizieren“, antwortet er bestimmt. Aber Herr Müller – Hand aufs Herz: So richtig rechnen Sie doch nicht damit, gewählt zu werden? Der 43-Jährige sagt einen Satz, wie wohl nur er ihn sagen kann: „Wenn es am Ende fünf Prozent sind, hat es sich doch schon gelohnt. Ich bin jetzt glücklich, dann bin ich’s auch mit so einem Ergebnis.“ Letztlich seien auch Porsche-Manager nur Menschen, mit denen man reden müsse. Und falls man wieder streitet, wie so häufig in Weissach, sagt er einen weiteren Thomas-Alwin-Müller-Satz: „Ich stehe dann da mit einem Lächeln.“

Mehr Kultur, mehr Lebensqualität, ein Café

Aber jetzt mal Butter bei die Fische. Was will denn ein möglicher Bürgermeister Müller anders machen? Oder überhaupt machen? „Ich will der Gemeinde Impulse geben, nach dem Vorbild von Filderstadt“, antwortet er. Die Ortsteile Bonlanden und Plattenhardt hätten sich die Köpfe einschlagen, schlimmer als Weissach und Flacht. Mehr Kultur, mehr Lebensqualität in Weissach, ein Café in der Ortsmitte, ein Platz zum Verweilen, damit die Porsche-Mitarbeiter auch gerne bleiben.

Wahlkampf will er nicht führen. „Ich werde da sein“, lächelt er. Er werde durch den Ort streifen, mit Leuten reden – die gute Laune kann man Thomas Alwin Müller nicht austreiben. Schließlich ist sein Ziel, die Weissacher glücklich zu machen: „Glück kommt von ,gelingen’.“ Zumindest bunter wird der Wahlkampf durch ihn.