Schlagfertig, humorvoll und voller Wortwitz – zwei Stunden lang haben die Bürgermeisterkandidaten in der Strudelbachhalle diskutiert – fast wie im Fernsehen. Moderiert haben die Talkshow Elisa Wedekind und Rafael Binkowski.

Weissach - Schlagfertig, humorvoll und voller Wortwitz – so begann die LKZ-Talkshow zur Bürgermeisterwahl in Weissach an diesem Sonntag. „Einfach kann ja jeder“, meinte etwa SPD-Kandidat Gerhard Dietz auf die Frage, warum er nach dem Bürgermeisterposten in Mönchweiler und seinem derzeitigen Amt als Ortsvorsteher von Althengstett unbedingt ins Weissacher Rathaus einziehen will.

 

Der unabhängige Kandidat Helmut Epple beförderte sich selbst vom Quer- zum Vordenker. Und Daniel Töpfer (CDU) würde „große Augen machen“, wenn er mit seinen 25 Jahren im Falle seiner Wahl dem Porsche-Chef persönlich die Hand schütteln würde.

Zwischen all den Komplimenten, Scherzen und Selbstdarstellungen diskutierten vier der sechs Bürgermeisterkandidaten – Thomas Alwin Müller und Andreas Fischer hatten abgesagt – auch ernsthaft über die Zukunft Weissachs. Die großen Themen: die Porsche-Erweiterung, der damit verbundene starke Verkehr und die Belebung der Ortsmitten. Auch wenn sich die Kandidaten samt Amtsinhaberin Ursula Kreutel (Freie Wähler) durchweg als „zielstrebig und geradlinig“ bezeichneten, verfolgen sie doch alle unterschiedliche Wege.

Ärgernis Porsche-Verkehr

Etwa bei der Frage, wie das Verkehrsproblem in Weissach gelöst werden könne. Helmut Epple ist strikt gegen eine Umgehungsstraße. „Die Topografie lässt keine Umgehungsstraße zu. Weissach liegt in einem tiefen Tal, ein Lkw würde nie den Hang hochfahren. Außerdem werden Sie nie eine Umgehungsstraße durch die Naturschutzgebiete durchkriegen“, meinte der Kandidat, der sich selbst als Querdenker sieht. Stattdessen schlug er vor, die Ortsdurchfahrten während des Berufsverkehrs zu sperren oder Tempo-30-Zonen während der Schulzeit einzurichten.

SPD-Bewerber Gerhard Dietz wiederholte seinen Vorschlag, ein gemeinsames Gremium von Stadtverwaltung, Gemeinderäten und Porsche-Vertretern zu schaffen, um den regelmäßigen Austausch zu fördern. „Jetzt ist die Zeit, Grundlagenarbeit zu leisten und die vorhandenen Gutachten zu beurteilen“, meinte der Ortsvorsteher von Althengstett. „Wenn man gar nichts macht, kann man gleich einpacken.“ Das könne aber nicht sein. Flacht und Weissach seien zwei schöne Dörfer, die in einer horrenden Geschwindigkeit eine enorme Verkehrsmenge zu verkraften hätten.

Daniel Töpfer (CDU) brachte die „kommunale Familie“ ins Spiel. „Es ist nicht nur Weissach betroffen. Nur die kommunale Familie hat die Schlagkraft, beim Verkehrsminister eine Duftmarke zu setzen“, sprach sich der Jung-Politiker für ein gemeinsames Vorgehen mit den Bürgermeistern der umliegenden Kommunen aus. Die Amtsinhaberin Ursula Kreutel verwies darauf, dass die Grundlagenarbeit bereits erledigt sei und der Gemeinderat nach anderthalb Jahren Diskussion im April einen Beschluss gefasst habe: „Diesen gilt es jetzt umzusetzen.“ Dazu zähle auch die Südanbindung des Entwicklungszentrums. Außerdem gebe es bereits einen regen Austausch mit den Nachbarkommunen.

Töpfer sprach sich gegen Tempo-30-Zonen aus. „Dann halten sich Autos nur noch länger in der Gemeinde auf und verursachen mehr Schadstoffe“, erklärte er. Sollte eine Umgehungsstraße tatsächlich einmal beschlossen werden, so sei mit einem Umsetzungszeitraum von etwa zehn Jahren zu rechnen. Gerhard Dietz sieht in diesem Zusammenhang auch das Land gefordert: „Wenn Baden-Württemberg Milliarden von Porsche einnimmt, dann hat es jetzt auch Weissach zu helfen.“ Dennoch sah er sich außer Stande, eine Lösung für das jetzige Verkehrsproblem zu präsentieren. „Wie soll ich das in vier Wochen schaffen, wenn darüber seit Jahren ohne Lösung diskutiert wird?“, gab er ehrlich zu. Als Bürgermeister werde er aber zügig einen Zeitplan zur Problemlösung vorlegen.

Applaus für Kreutel

Den größten Applaus des Abends gab es für die Bürgermeisterin beim Thema Belebung der Ortsmitten. „Sie können alle etwas machen. Gehen Sie dorthin und kaufen Sie ein“, rief sie den ungefähr 500 Zuhörern in der Strudelbachhalle zu. Anders als bei der Kandidatenvorstellung vergangene Woche wirkte Kreutel diesmal gelöst und sicher, überstand auch die Seitenhiebe und Unhöflichkeiten von Helmut Epple.

Dieser glänzte zwar mit viel Faktenwissen, zeigte aber wenig Perspektiven auf. Der SPD-Kandidat Dietz verwies immer wieder auf seine langjährige Erfahrung, fand aber nicht immer die für Weissach passenden Beispiele. Dagegen merkte man dem jüngsten Bewerber Daniel Töpfer die fehlende Erfahrung kaum an.