Keine Bilder und Zeichnungen im klassischen Sinn zeigt Lattauer in seiner Ausstellung, sondern eher Ikonen-ähnliche Malerei und teils illustrative, teils cartoon-artige Werke, in denen er seinen eigenen Symbolismus entwirft.

Weissach - Zeit und T’Raum 1.8“ ist der Titel der Ausstellung von Patrik Lattauer, die noch an den beiden kommenden Sonntagen jeweils von 11 bis 17 Uhr im Weissacher Herrenhaus zu sehen sein wird. An beiden Tagen wird Lattauer anwesend sein. Veranstaltet wird die Ausstellung vom örtlichen Förderkreis Kultur.

 

Der Bürgermeister Daniel Töpfer, der auch den Vorsitz des Fördervereins bekleidet, erinnert bei der Begrüßung daran, dass Lattauer bereits 1986 das Logo zum 25-jährigen Jubiläum der Eingemeindung von Flacht entworfen hat. Er erzählt von seinen Begegnungen mit dem gelernten Werbegrafiker und den Gesprächen über Kunst, die sie beide führten und ihm selbst ein völlig neues Themengebiet eröffneten.

14 Bilder und zahlreiche Zeichnungen sowie zwei Objekte umfasst die Ausstellung. Lattauer setzt verschiedene Techniken ein: Gips, um reliefartige Strukturen zu erzeugen, Acryl, Airbrush und Computergrafik. Für seine Zeichnungen verwendet Lattauer vorwiegend Fineliner. Dabei verfolgt er einen eigenen, um nicht zu sagen eigenwilligen Stil. Und so empfiehlt auch der Leonberger Maler und Bildhauer Hans Mendler, der bei der Vernissage die nicht ganz leichte Aufgabe der Einleitung übernommen hat, „einfach zu schauen und zu entdecken“. Man könne, meint er, die Einflüsse verschiedener Stilrichtungen entdecken. Von Symbolismus über Surrealismus bis hin zu ornamentalen Elementen reichen die Anklänge. Allerdings handle es sich hier um persönlich Erlebtes, das mit Farbe, Stift und Pinsel verarbeitet werde. Deshalb rät er, „einfach an die Arbeiten ranzugehen und zu schauen“. Sie müssten gelesen werden.

Und dazu bieten sie in der Tat Gelegenheit. Denn neben den malerischen oder zeichnerischen Bildelementen arbeitet Lattauer mit Wörtern und Zahlen. In den Bildern finden sich einzelne Sätze, aber ebenfalls kleine Gedichte und Geschichten. Auch mit Zahlensymbolik wird gespielt, wie schon der Ausstellungstitel anklingen lässt. Vor allem die 18 kommt in allen Variationen immer wieder vor, in Form von drei einzelnen Sechsen – „Number of the Beast“ (Lattauer) oder auch als stehende Eins, durchkreuzt von einer liegenden Acht, das mathematische Zeichen der Unendlichkeit. „Die 18 spielt in meinem Leben immer wieder eine große Rolle“, erklärt Lattauer. Sowohl glückliche, als auch Todes- und Unglückstage bringt er mit dieser Zahl in Verbindung.

Es sind also keine Bilder und Zeichnungen im klassischen Sinn, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, sondern eher Ikonen-ähnliche Malerei und teils illustrative, teils cartoon-artige Werke, in denen Patrik Lattauer seinen eigenen Symbolismus entwirft, um, wie Hans Mendler sagt, „kreativ umzusetzen, was ihn umtreibt.“

Da ist beispielsweise ein Porträt des Regisseurs und Aktionskünstlers Christoph Schlingensief, dessen zerrissene Persönlichkeit Lattauer visuell ausführt, indem er die eine Hälfte mit einer glänzenden Lackschicht überzieht, während die andere Seite matt bleibt. Da ist das Bild von zwei jungen Männern, die zwar Seite an Seite, aber auch Rücken gegen Rücken stehen. Während der eine, der von der Sonne angeschienen wird, mit dem Gesicht dem Betrachter zugewandt ist, zeigt sich der andere abgewandt im Gegenlicht. Die Symbolik kann man entschlüsseln, wenn man die Geschichte dahinter kennt: Bei dem jungen Mann, der im Licht steht, handelt es sich um Lattauer selbst in jungen Jahren, der andere ist ein guter Freund, der schon früh ums Leben kam.

Es ist eine sehr selektive Wahrnehmung, die hier auf ganz eigene Art umgesetzt wird. Mit dem gängigen Kunstverständnis kommt der Betrachter nicht weit. Wer einen Zugang zu diesen Arbeiten finden möchte, wird sich einlassen müssen auf das Universum des Patrik Lattauer.