Eine Ausstellung im Flachter Heimatmuseum erinnert an den großen Brand von 1791, dessen Ursache nie geklärt werden konnte. Der Ort wurde damals dank eines detaillierten Plans binnen eines Jahres wieder aufgebaut.

Weissach - Es ist die Nacht auf den siebten Juni, als im Jahr 1791 in Weissach alles anders wird. Zu später Stunde wird plötzlich Brandalarm ausgelöst. Zwischen zehn und elf Uhr, die meisten Bürger hatten sich gerade zu Bett gelegt, ging ein mitten im Ortskern gelegenes Haus in Flammen auf.

 

Aufgrund der eng aneinander gebauten Straßen verbreitete sich das Feuer in kurzer Zeit über das ganze Dorf. Die Einsatzkräfte kamen mit den Löscharbeiten nur sehr langsam voran, innerhalb von nur sieben Stunden war Weissach zu zwei Dritteln niedergebrannt. 104 Gebäude, darunter auch das Rathaus, zerstörte das Feuer vollständig. Der Sachschaden belief sich auf 33 000 Gulden, tödlich verunglückt ist zum Glück keiner der damals 830 Einwohner.

Der Fall wurde nie aufgeklärt. „Die Ursache war wohl Brandstiftung“, erzählt Hans-Christian Punst. Der Leiter der Abteilung „Karten und Grafik“ der Württembergischen Landesbibliothek kam zur Eröffnung der Ausstellung „Der große Brand von Weissach 1791“ am Sonntag ins Flachter Heimatmuseum, um die interessierten Bürger über die damaligen dramatischen Geschehnisse aufzuklären.

Gezeichneter Ortsplan vom Landoberbauinspektor

Das Glanzstück der Ausstellung ist ein riesiger Plan von Weissach aus dem Jahr 1791, gezeichnet von Johann Adam Groß, dem damaligen Landoberbauinspektor des württembergischen Herzogs. Er konzipierte den Wiederaufbau mit neuem Straßennetz und größeren Abständen zwischen den Häusern, um weiteren Brandkatastrophen vorzubeugen. Da der Großteil der Weissacher Bürger nun obdachlos war und nicht langfristig in Bretterbuden und Nachbarorten unterkommen konnte, musste sehr schnell gehandelt werden.

Herzog Karl Eugen rief die umliegenden Kommunen zu Spenden auf, alle Weissacher Bürger packten mit an. Bereits ein Jahr später, 1792, waren die meisten Häuser schon wieder aufgebaut. Nur innerhalb weniger Jahre wurde der Plan mit dem Titel „Wie der abgebrannte Ort von denen Verunglückten wieder erbaut werden könnte“ umgesetzt.

Sehr viel später, in den Jahren 1907/1908, kam der Plan als Geschenk ins Württembergische Landemuseum. Der Schenker ist bis heute leider nicht mehr bekannt.

Barbara Hornberger, die Leiterin des Flachter Heimatmuseums, stellte irgendwann die Existenz des Planes fest. „Als Nutzerin der Landesbibliothek erfuhr ich von der Möglichkeit, eine Patenschaft für bestimmte Dokumente zu übernehmen“, berichtete sie bei der ,Ausstellungseröffnung. Die Patenschaft beinhaltete die Finanzierung von Restaurierungsmaßnahmen an besagten historischen Stücken. So schloss sich der Heimatverein Weissach und Flacht mit der Raiffeisenbank Weissach zusammen. Sie wurden Paten des 102 Zentimeter breiten und 138 Zentimeter hohen Plans. Nach der 1500 Euro teuren Restaurierung war das Dokument bereit, endlich im Heimatmuseum ausgestellt zu werden.

Neben dem Herzstück der Ausstellung können auch ein Ortsplan von 1846 zur Demonstration der weiteren Entwicklung nach dem Wiederaufbau und eine Inszenierung des Brandes bewundert werden.

Bewusst nicht zu viele Ausstellungsstücke

„Wir haben uns bewusst gegen zu viele Ausstellungsstücke entschieden, weil uns wichtig war, dass er Plan im Mittelpunkt steht. Es ist nicht einfach nur ein Dokument, sondern ein wirkliches Kunstwerk“, schwärmt Barbara Hornberger. Vor allem meint die Museumsleiterin damit die vielen Details der Zeichnung bis hin zu den Namen der Eigentümer auf jedem einzelnen Haus. „Die meisten Namen kennt man, ein Großteil der Nachfahren wohnt heute noch in Weissach“, erklärt sie.