Bei der alten Saatschule wird ein großes Biotop eingeweiht. Ein Teich, ein Erdwall und ein Steinriegel sollen Lebensraum bieten für Amphibien, Schmetterlinge und Wildbienen. Die Schüler können dort Anschauungsunterricht in freier Natur erhalten.

Wimsheim – Sören Maier ist Landschaftsgärtner. Der 24-jährige Mitarbeiter der Firma Granget aus Birkenfeld hat schon einige Biotope mit Kettenbagger und Planierraupe geschaffen. Auch aus der Brachfläche an der ehemaligen Saatschule im Distrikt Hagenschieß haben die Männer rund um Philipp Granget in einer Woche die Erde so modelliert, dass nun eine kleiner Teich für Amphibien angelegt wurde, ein Erdwall und ein Steinriegel. Eine Schmetterlingsblühwiese soll noch wachsen und an einer Abbruchkante sollen sich Wildbienen wohlfühlen. Schließlich ist in diesem Mehrfach-Biotop im Wimsheimer Gemeindewald für viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten Platz zum Leben vorgesehen.

 

Im Februar hatte der Gemeinderat grünes Licht für das Projekt gegeben, das ein weiterer Baustein im Biotopvernetzungskonzept von Wimsheim ist. Anfang Mai begannen die Arbeiten im Wald. Rolf Müller, der den 150 Hektar großen Gemeindeforst bewirtschaftet, erzählte von den Kulturfrauen, die noch vor einigen Jahrzehnten an der Saatschule Pflanzennachwuchs gezüchtet hatten. Nun können Wimsheimer Grundschüler dort Anschauungsunterricht in Sachen Natur direkt vor Ort erhalten. Und Interessierte und Wanderer finden einen Platz zum Verweilen. Die drei rustikalen Sitzbänke kommen aus heimischer Produktion: Die Jugendfeuerwehr hat die Eichenbohlen geschliffen, die von Bäumen von der ehemaligen Mähderbrücke stammen. Der Wimsheimer Kämmerer Anton Dekrion hatte sie damals gekauft und nun gespendet. Die Bretter liegen auf Buntsandsteinen aus dem Steinbruch Tiefenbronn-Mühlhausen. Von dort hat sie der Wimsheimer Steinmetz Freihofer geholt, behauen und ebenfalls gespendet.

Alle packen mit an

Überhaupt, so sagte der Bürgermeister Mario Weisbrich vor zahlreichen Gästen bei der Vorstellung des Biotops, seien sehr viele an der Gestaltung der rund 1000 Quadratmeter großen Fläche beteiligt gewesen. Vertreter der Naturschutzverbände BUND und Nabu sowie Förster Rolf Müller hätten ihr Fachwissen eingebracht, das Landratsamt habe bei der Konzeption und Beschaffung von Fördergeldern für das rund 13 000 Euro teure Biotop geholfen und die Kreissparkasse Pforzheim-Calw habe sich mit 8000 Euro an den Kosten beteiligt. Wolfgang Herz, der Erste Landesbeamte des Enzkreises, sagte: „Eigentlich haben dabei alle mitgemacht, auf die man nur kommen kann.“

Die neugestaltete Fläche im Wimsheimer Wald ist ein Feuchtbiotop, das sich allein von Regenfällen speist. Wegen der Hitze in den vergangenen Wochen musste der Bauhof einige tausend Liter Wasser einlassen, um den Eröffnungsgästen einen Eindruck zu geben, wie es aussehen könnte. „Aber es darf auch trockenfallen“, erläuterte Förster Müller. So könnten zwar einheimische Tiere wie Amphibien überleben, ausgesetzte Goldfische oder Schildkröten aber nicht.

Frieder Kurz, der Leiter des Staatlichen Forstamtes, wies auf die beiden zertifizierten Waldpädagogen und ihr Waldmobil hin, die im Enzkreis unterwegs seien. „So etwas sollte genutzt werden“, sagte er.

Tafeln informieren

Die Wimsheimer Grundschüler werden sicher so manches Mal ihr Grünes Klassenzimmer an das Biotop verlegen und die dort aufgestellten Infotafeln zu „Lebensraum Wald“ und „Lebensraum Tümpel“ studieren, oder auch zum Leben im Insektenhotel. Der Aufbau eines Insektenhotels und der Bau von Nistkästen sind bereits geplant. Gabriele Schellhammer von der Wimsheimer Grundschule schaute sich den künftigen Unterrichtsort schon einmal an. Und der BUND wird seinen nächsten Kinderferientag hier verbringen.