Im Klösterle diskutieren Experten über die notwendigen Veränderungen sowie über die Nöte kleiner Städte und Gemeinden in der Region Stuttgart.

Weil der Stadt - Der demografische Wandel trifft auch die Region Stuttgart. Durch die Wirtschaftsstärke der Region wird das derzeit jedoch durch eine überproportionale Zuwanderung kompensiert. Aber viele hoch qualifizierte Arbeitsplätze müssen besetzt werden.

 

„Wir ringen um diese gut ausgebildeten jungen Leute in einem europäischen Wettbewerb“, erklärte Direktor Thomas Kiwitt am Donnerstag im Klösterle. Der oberste Planungschef des Verbandes Region Stuttgart war der Einladung der Immobilienwirtschaft Stuttgart (IWS) gefolgt, um mit Susanne Widmaier, der Weiler Ersten Beigeordneten, und der Stadtplanerin Inge Horn über die Entwicklungsziele von Kleinstädten und kleinen Kommunen im Zusammenspiel mit denen der Metropolregion zu diskutieren. Dabei wurden am Beispiel der Keplerstadt die Probleme dieser Entwicklung deutlich.

Gewerbeflächen, Wohnraum und Infrastruktur sind wichtig

Die Voraussetzung für die notwendige Zuwanderung seien Arbeitsplätze, aber auch größere Gewerbeflächen, bedarfsgerechter Wohnraum und eine funktionierende Infrastruktur, stellte Thomas Kiwitt fest. „Hier sind die Gemeinden gefordert“, betonte er. Das sei in der Wachstumsregion Stuttgart eine besondere Herausforderung, weil es dort sehr viele kleine Gemeinden gebe, teils mit dörflichen Strukturen, die aber alle diese Aufgaben stemmen müssten. Zwei Drittel der 179 Gemeinden der Region haben weniger als 10 000 Einwohner. Deshalb sei es wichtig, die Gemeinden in die Region einzubinden und zu vernetzen. „Auch Weil der Stadt liegt nicht auf einer Insel, sondern ist stark in der Region eingebunden“, sagte Kiwitt. Wie in vielen kleinen Kommunen, pendelten auch hier mehr Menschen zur Arbeit aus als ein.

„Wir können also nicht so tun, als müsse jede Gemeinde alles tun und alles anbieten“, stellte Kiwitt fest, merkte aber an, dass in der Region große Flächen über fünf Hektar für Industriebetriebe fehlten. Man sei in dieser Hinsicht nicht wettbewerbsfähig. „Das muss uns alarmieren“, mahnte Kiwitt. Dabei wären nach Untersuchungen 65 für die Großindustrie nutzbare Flächen in der Region theoretisch vorhanden, doch seien sie wegen diverser Widerstände nicht als solche ausgewiesen – auch in Weil der Stadt. In Bezug auf den Wohnungsbau sehe es ähnlich aus, hier sei das Problem aber schon in den Köpfen angekommen.

Mehr als die Hälfte der Einwohner sind 50 Jahre alt

„Wir werden nicht, wie Leonberg, sehr große Gewerbegebiete aufmachen können“, sagte Susanne Widmaier. Es sei nur wenig Gewerbefläche vorhanden. Die Erste Beigeordnete der Keplerstadt, zudem dort für die Wirtschaftsförderung zuständig, stellte klar den Bereich Wohnen in den Vordergrund. Sie berichtete von den täglichen Herausforderungen, die mit vergleichsweise kleinen Ressourcen bewältigt werden müssten, und von Widerständen der Eigentümer bei der Nachverdichtung und dem Ausweis neuer Baugebiete. Man sei mit derzeit 18 652 Einwohnern auf dem Weg zur Großen Kreisstadt. Mehr als 50 Prozent der Einwohner seien aber 50 Jahre alt. „Wir müssen schauen, dass wir junge Familien zu uns bekommen, und dazu brauchen wir auf jeden Fall Baufläche“, sagte Widmaier. Eigentlich wäre die Not gar nicht so groß, wenn die Eigentümer der Bauflächen diese auch verkauften. „Aber sie tun es nicht“, stellte die Erste Beigeordnete fest. Auch die Nachverdichtung stoße auf Widerstände. Viele Menschen, die dort wohnten, fänden das nicht attraktiv.

„Die Summe vieler Einzelinteressen ergibt noch lange kein Gesamtinteresse“, betonte Thomas Kiwitt. Und auch die Stadtplanerin Inge Horn stellte fest: „Die nach dem Regionalplan geforderte Einwohnerdichte lässt sich nicht durch den viel gehegten Wunsch nach einem Einfamilienhaus erreichen.“ Gleichwohl mahnte sie zur Umsicht und den Erhalt der Identität: „Eine Stadt wie Weil der Stadt mit seinem mittelalterlichen Ortskern verlangt auch einmal, an der einen oder anderen Stelle bei den Planungen inne zu halten.“

Zukunftsthemen im Blick

Verband

Der IWS ist ein Branchenverband mit 130 Mitgliedern aus allen Bereichen der Immobilienwirtschaft, darunter Bauträger, Immobilienentwickler, Banken, Juristen und Notare.

Vernetzung

Ein Thema, dessen sich die IWS annimmt, ist die regionale Vernetzung der Stadt Stuttgart mit der Region, sprich den umliegenden Landkreisen und Kommunen. Gemeinsam sollen Zukunftsthemen entwickelt und vorangebracht werden.