Der Heimatkreis Merklingen zeigt in einer Ausstellung im Torbogenhaus historische Alltagsgegenstände. Darunter Raritäten wie ein 100 Jahre alter Kühlschrank oder die Kleider der feinen Gesellschaft – alles noch bis 6. Januar zu besichtigen.

Weil der Stadt - Beim Blick auf den Lederfußball mit seiner auffälligen Naht hinter der Glasvitrine fühlt sich Hans-Joachim Dvorak unweigerlich an seine Kindheit erinnert. „Wenn man den mal ins Gesicht bekam, dann sah das gleich nach einer Riesen-Narbe aus“, erzählt er und grinst. Viele erinnern sich noch bestimmt an die Pille von einst oder an die Continental-Schreibmaschine, an den Märklin-Eisenbahn-Baukasten oder – wenn das Geld locker saß – vielleicht sogar auch an die mobile Heimsauna aus Spezial-Holz-Rollläden, aus den 50er-Jahren. Diese Dinge und ihre Nachfolger zeigt der Heimatkreis Merklingen in seiner Weihnachtsausstellung „Gegenstände im Wandel der Zeit“.

 

Eine Reise in die Vergangenheit

Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Im Torbogenhaus steht eine Miele-Waschmaschine aus Holz, aber schon mit Elektroantrieb, gleich daneben der zum Glück längst aus dem Haushalt verbannte Wäschestampfer. Und dann gibt es noch den allerersten Kühlschrank, der in Merklingen in Betrieb ging und bei dem Eis eingefüllt werden musste. „Darin bewahrte der damalige Arzt Dr. Dietter aber nicht Lebensmittel, sondern Medikamente auf“, erklärt Dvorak, der Vorsitzende des Heimatkreises.

Hinter Glas liegt ein Rasiermesser mit Lederriemen, das der gepflegte Herr von einst sein Eigen nannte sowie ein moderner Rasierapparat, der kein Härchen ausließ oder ein Bügeleisen, das mit glühender Kohle seinen Dienst tat und dazu sein elektrischer Nachfolger. Wie schnell die Entwicklung zum Teil ihren Lauf nahm, lässt sich Dvorak zufolge am besten an der Telefon-Sammlung erkennen. „Von einem Wählscheiben-Telefon bis zum Smartphone habe ich in meinem Leben alles mitgemacht“, berichtet er.

Im oberen Stockwerk zeigt der Heimatkreis derweil nicht nur, was früher im Kleiderschrank der feinen Gesellschaft hing – wie etwa der Homburger Hut, der bei Herren nicht fehlen durfte, die etwas auf sich hielten. Auch eine Auswahl an Spielzeugen und Spielgeräten haben die Macher zusammengetragen. Ein voll funktionierender Mini-Herd, betrieben mit Trocken-Brennstoff von 1905 ist dabei sicherlich einer der Hingucker. „Es war Spielzeug, aber ob das Kind oder eher die Mutter damit gespielt hat, das ist wohl schwer zu sagen“, sagt der Merklinger und fügt grinsend hinzu: „Das ist nämlich wie mit der Eisenbahn – da hockt der Vater auch mehr davor als der Sohnemann!“ Die meisten Exponate stammen aus dem Fundus des Merklinger Heimatkreises. Insbesondere Gisela Ziegler hat das ein oder andere schicke Stück beigesteuert – darunter eine Puppe ihrer Ur-Großmutter von sage und schreibe 1850.

Oder auch eine sehr gut erhaltene Reiseapotheke samt Nivea-Döschen, Husten-Tabletten sowie Hühneraugen-Pflaster aus dem 18. Jahrhundert, gegen die sich der heutige Verbandskasten wie Billigware ausnimmt. „Das Haus von Frau Ziegler könnte ein Museum sein, denn schon ihre Großeltern hatten viele Gegenstände gesammelt“, erklärt Dvorak.

Die Technik ist noch sichtbar

Retro erlebe ohnehin gerade eine Wiederauferstehung. „Bei den Sachen von früher sieht man noch die Technik, die dahinter steckt, das begeistert die Leute unheimlich“, weiß der Merklinger. Ein weiterer Anreiz: bei Schäden sei es nicht immer notwendig, die nächste Werkstatt aufzusuchen – stattdessen kämen Hobby-Bastler in der Ausstellung so richtig auf ihre Kosten. „Ich weiß noch, als beim DKW meines Vaters der Keilriemen riss“, erinnert sich der 68-Jährige mit einem Schmunzeln. „Da opferte meine Mutter ihre Strumpfhose und es ging weiter“, hat er gleich eine passende Anekdote parat.

Der Heimatkreis-Vorsitzende ist sich sicher: Bei der Ausstellung ist für jeden etwas dabei. „Die Jüngeren werden darüber staunen, wie das Leben früher vor sich ging und die Älteren ein wenig in Nostalgie schwelgen“, verspricht Dvorak. Zugleich richtet der Merklinger einen Appell an die Bürger: „Leider verkommen wir heute immer mehr zu einer Wegwerfgesellschaft, daher sollte man sich im Klaren darüber sein, was man entsorgt“, so der 68-Jährige. „Denn Gegenstände helfen stets, sich zu erinnern.“