Jürgen Katz und Clemens Mindt stehen zur Wahl.

Weil der Stadt - 15 Bewerbungen um die Nachfolge von Susanne Widmaier sind bei der Stadt eingegangen. Sieben Bewerber hat Bürgermeister Thilo Schreiber zu intensiven Gesprächen mit ihm und Vertretern des Gemeinderats eingeladen. Übrig geblieben sind Jürgen Katz und Clemens Mindt, die am Dienstag gegeneinander antreten, wenn der Gemeinderat den Beigeordneten wählt. Wer sind die beiden?

 

Da kommen Erinnerungen hoch: Bevor das Amt des Weiler Beigeordneten zehn Jahre lang unbesetzt blieb, hatte es Klaus Rückert inne, damals ein junger Mann und promovierter Jurist. 1999 kam er nach Weil der Stadt, um dann schon vier Jahre später durchzustarten, als Bürgermeister in Baden-Baden, als Regierungsvizepräsident und heutiger Landrat im Kreis Freudenstadt.

Clemens Mindt ist ebenfalls Jurist und erst 38 Jahre alt. Dass Weil der Stadt für ihn nur eine Zwischenstation ist, das weist er aber weit von sich. Und er hat eine etwas überraschende Antwort parat: „Meine Frau und ich, wir träumen von unserem eigenen Garten“, sagt er. Und wer nicht nur pflanzen, sondern auch ernten will, der müsse schon 15 bis 20 Jahre an einem Ort sein, erklärt Mindt. „Ja, für uns ist der Zeitpunkt gekommen, jetzt endlich anzukommen.“

Roter Faden: Bauen und Verwaltung

Bisher ist er beruflich hin- und hergewechselt. Geboren und aufgewachsen ist Clemens Mindt in Wuppertal (Nordrhein-Westfalen), nach Schule und Abitur ergriff er das Jura-Studium in Bonn. „Schon im zweiten Semester wurde ich etwas unsanft mit dem Baurecht konfrontiert“, erzählt er. Seine Eltern hatten ein Haus gebaut, der Bauunternehmer hatte aber vergessen, vorher die Baugenehmigung einzureichen. Da durfte sich der junge Studiosus gleich mit dem Recht und der zuständigen Bauverwaltung rumschlagen – und bemerkt: „Ich habe gesehen, wie vielfältig eine Bauverwaltung ist.“

Clemens Mindt Foto: privat
Bauen und Verwaltung sind seitdem der rote Faden in Clemens Mindts Leben. Nach dem Studium arbeitete er zwei Jahre lang bei der Stadt Kempten (Allgäu) als Baujurist, seit 2016 nun leitet er im Mannheimer Rathaus eine Abteilung, die sich um die Ausschreibungen, die Beschaffung und die städtebaulichen Verträge kümmert. 25 Mitarbeitern steht er vor. Zwischendurch absolvierte Mindt ein Aufbaustudium an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer.

„Sie erfahren direkt vor der Haustüre, was das positive und negative Ergebnis Ihres Handelns ist“, erklärt er den Charme einer Stadtverwaltung. Darum bewirbt er sich jetzt in Weil der Stadt, wo er im Falle seiner Wahl dem Bau- und Ordnungsamt vorstehen würde, worunter auch zum Beispiel das Verkehrsrecht fällt, die Gewerbeaufsicht, der Umweltschutz und natürlich das Baurecht. „Das sind alles klassische juristische Bereiche“, sagt er. „Und bisher hat die Stadt Weil der Stadt ja keinen Juristen.“ Mit seiner Expertise könne er da sehr viel machen, präventiv wirken und nebenbei viele Kosten für die Rechtsberatung sparen.

Das ist Jürgen Katz

Die meisten Weil der Städter kennen Jürgen Katz. Er wohnt in Schafhausen und war 16 Jahre lang Vorstand beim TSV. Auch in der Kommunalpolitik ist er kein Unbekannter. Ende 2016 hat er bei der Bürgerwerkstatt im Klösterle mitgeholfen, Ideen für den Häugern zu sammeln. Im Juni war er noch einmal im Gemeinderat zu Gast, als es um das Neubaugebiet „Schwarzwaldstraße“ ging.

Das hat seinen Grund. Beruflich ist Jürgen Katz der Geschäftsführer der „LBBW Immobilien Kommunalentwicklung“ (mündlich kurz: KE), die für Weil der Stadt die beiden Baugebiete Häugern und Schwarzwaldstraße plant. So weit, so verständlich. Aber Katz als Beigeordneter? Bürgermeister Thilo Schreiber dürfte sich da verwundert die Augen gerieben haben, als er diese Bewerbung geöffnet hat.

Weil der Stadt braucht ein moderates Wachstum

Denn die KE ist ein renommiertes Büro. In ganz Süddeutschland sind Katz und seine 110 Mitarbeiter unterwegs, planen Neubaugebiete, organisieren Stadt- und Dorferneuerungen, beraten Städte bei strategischen Fragen und Bürgerdialogen. Ganze Stadtteile wie das Rieselfeld und der Vauban stammen aus der KE-Feder, die US-Wohnsiedlung Pattonville in Ludwigsburg hat die KE umgewandelt. Warum also will der Chef eines solchen Betriebs in die zweite Reihe einer Stadtverwaltung?

„Ja, das wäre ein Schritt zurück“, sagt er. „Aber auch ein Schritt ran, ran an Projekte und an  die Menschen. Ich glaube, dass ich in meiner Heimatstadt echt etwas bewegen kann.“

Jürgen Katz Foto: privat
Ungewöhnlich wäre dieser Karriereschritt auf jeden Fall, aber das ist im Lebenslauf von Jürgen Katz ohnehin eher die Regel. Geboren und aufgewachsen ist er in Freudenstadt. Nach Schule und Abi fing er dort eine Lehre als Gärtner an. „Ich wollte mit meinen Händen arbeiten“, erklärt er. Nach Gesellenjahren in Böblingen und einer Zusatzausbildung als Gartentechniker heuerte er 1990 im Büro des Leonberger Landschaftsarchitekten Arno S. Schmid an, einer Koryphäe seines Fachs. Dort arbeitete er sich hoch, legte 2001 schließlich vor der Architektenkammer die Prüfung zum Landschaftsarchitekten ab, ehe er 2002 zur KE wechselte und dort 2011 zum Geschäftsführer ernannt wurde.

Einen Hörsaal oder eine Uni hat Jürgen Katz nie von innen gesehen. „Ich hab das nie bereut“, sagt er. „Für mich war das der richtige Weg.“ Diesen will der 55-jährige Vater von zwei Kindern jetzt an der Spitze des Weiler Bauamts fortsetzen, wo er viel vor hat. „Ich glaube, dass Weil der Stadt ein moderates Wachstum braucht“, sagt er. Die Infrastruktur und die gute Stube Marktplatz müsse man anpacken.