Die Kirchen wollen, dass an Sonn- und Feiertagen erst von 11.30 Uhr an öffentliche Veranstaltungen stattfinden dürfen. Das kollidiert aber mit den Wünschen vieler Vereine, auch im Gemeinderat herrscht Skepsis. Ein Kompromiss wird gesucht.

Weil der Stadt - Leicht verdauliche Kost ist das nicht, was der Weiler Ordnungsamtsleiter Thomas Besser derzeit auf seinem Schreibtisch liegen hat. In einem gemeinsamen Schreiben an die Ortspolizeibehörde haben die evangelische und katholische Kirchengemeinde gefordert, öffentliche Veranstaltungen an Sonn- und Feiertagen erst von 11.30 Uhr an zu genehmigen. Denn zu diesem Zeitpunkt endet ein Großteil der Gottesdienste. Den meisten Vereinen dürfte eine solche Vorschrift allerdings nicht schmecken. Auch einige Gemeinderäte können das Anliegen der Kirchen nicht so recht nachvollziehen.

 

Beginnen wir zunächst mit der Rechtslage, die sich nach dem Sonn- und Feiertagsgesetz richtet. Hiernach sind an solchen Tagen während des Hauptgottesdienstes mit Ausnahme des 1. Mais und 3. Oktobers öffentliche Veranstaltungen verboten, die den Gottesdienst unmittelbar stören. Ebenso solche Aktivitäten, die der Unterhaltung dienen sowie öffentliche Veranstaltungen und Vergnügungen, die auch Eintritt kosten.

Seit Jahren darf an jedem Tag von 11 Uhr an gefeiert werden

Wie sieht das vor Ort aus? Das Weiler Ordnungsamt genehmigt öffentliche Veranstaltungen an sieben Tagen in der Woche seit Jahren erst von elf Uhr an. Allerdings wird im Einzelfall genau hingeschaut: Nicht alle Vereinsveranstaltungen müssen auch genehmigt werden. Und es gelten auch nicht per se für alle dieselben Regeln, Stichwort Alkoholausschank. Ordnungsamtsleiter Besser merkt allerdings an: „Generell sollte den Hauptgottesdienstzeiten ein gewisser Respekt gezollt werden.“

Vom Gesetzeskauderwelsch zurück zum eigentlichen Anliegen der Weiler Kirchengemeinden. Thomas Besser und seine Chefin, die Erste Beigeordnete Susanne Widmaier, haben mit den Pfarrämtern gesprochen. Diese halten an ihrem Antrag fest, öffentliche Veranstaltungen bis 11.30 Uhr untersagen zu lassen, was im Gemeinderat zu einer intensiven Diskussion geführt hat. „Wir gehen davon aus, dass das bei den Veranstaltern Ärger und Unmut aufwerfen wird, sollten wir dem zustimmen“, erklärte die Erste Beigeordnete Susanne Widmaier. „Dessen können Sie sich ganz sicher sein“, entgegnete ein Gemeinderat.

Wolfgang Fischer (Grüne) hob Termine aus dem städtischen Veranstaltungskalender hervor, die schon vor elf Uhr beginnen. Darunter auch Fahrradtouren und der Waldlauf: „Da muss man früh los, sonst kann man es doch gleich sein lassen“, merkte der Grünen-Rat an.

Die Kirchen argumentieren hingegen so: Würden die Veranstaltungen erst um 11.30 Uhr beginnen, hätten alle Kirchgänger die Möglichkeit, sie zu besuchen. Das will die Grünen-Rätin Rosemarie Sticker allerdings so nicht gelten lassen. „Warum beginnen denn nicht die Gottesdienste schon um neun Uhr, also schon früher als jetzt?“, fragte sie. Dann seien bis elf Uhr alle fertig, pünktlich zu Veranstaltungsbeginn.

„Narren bekommen eine Sondergenehmigung“

Eine andere Frage beschäftigte den SPD-Rat Josef Weber. „Was machen wir, wenn der 11.11 auf einen Sonntag fällt?“, wollte er wissen. Schließlich ertöne dann der berühmte Spruch: „’S goht dagege“, wenn in Weil der Stadt die narrische Zeit beginne. Der Ordnungsamtsleiter versuchte, die Diskussion mit einem kleinen Scherz aufzulockern: „Dann bekommen die Narren eine Sondergenehmigung.“

Viel Grund zum Scherzen dürften Thomas Besser und Susanne Widmaier derzeit allerdings nicht haben. Die Situation ist vertrackt. „Ich kann einerseits die Kirchen verstehen“, erklärte die Erste Beigeordnete. Umgekehrt sei ihr auch klar, dass die Vereine nicht bis 11.30 Uhr warten wollten. „Wir müssen alle an einen Tisch holen und einen Kompromiss finden“, sagte sie. Und bis der gefunden ist, wird der Antrag der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden erst einmal liegengelassen.